19 Jahren nach unserer ersten Teilnahme an der bike Transalp Challenge rauften wir uns in der gleichen Team-Konstellation zusammen und wagten einen weiteren Ritt im Rennmodus über die Alpen. Grandiose Landschaften, heftige Abfahrten und tolle Trails hinterließen dabei einen tollen Eindruck.

Länge: 580,9 km
Höhe: 18.125 hm
Etappen: 7

Etappe 1: von Nauders nach Livigno

Daten:
96,90 km   12,6 km/h   7:41:09 h   65,0 km/h   3.063 hm

Nauders – Reschenpass – Livigno

Übernachtung: Hotel Loredana

GPS-Daten bei Komoot: TAC 21 Etappe 1

Startpunkt der diesjährigen Transalp Challenge war in Nauders, ganz in der Nähe zur italienischen Grenze. Im Startbereich war von Covid-19 nichts zu sehen – alle waren wohl geimpft. Es ging gleich zum Starten mächtig zur Sache. Die Meute schoss, nach einer Engstelle im Stadtbereich, den Berg hinauf als gäbe es kein Halten. Nach unglaublichen 3 km und vielleicht 200 Höhenmetern gab es den ersten Ausfall zu verzeichnen. Ein Typ war nahezu am kollabieren.

Wir ließen uns nicht beirren sondern fuhren Richtung Ende des Feldes den Pass entgegen. Erstaunlicherweise war es deutlich wärmer als wir erwartet hatten. Aber zum Glück hatten wir die Aqua Fitness Schuhe nicht angezogen, denn ursprünglich war richtig mieses Wetter prognostiziert worden.

An sich war der Anstieg sehr gut zu fahren und nach 1000 Höhenmeter hatten wir den ersten Buckel geschafft. Die Abfahrt erfolgte auf einem tollen Trail, war aber sehr anstrengend. Es musste ständig gepumpt werden und mit voller Konzentration ging es dem Tal entgegen. Schon bald hatten wir einen tollen Ausblick Richtung Reschensee und im Hintergrund hätte eigentlich der Ortler rausgucken müssen, tat er aber leider nicht. Dafür zeigten sich andere schöne weiße Berge.

Nach der fulminanten Abfahrt zum Reschensee ging es im Schweinsgalopp auf einer Höhenlinien am Nordufer des Sees daher. Aber wir mussten uns dann etwas zügeln, denn das Tempo war scheinbar zu straff. Umso schneller folgte dann die Abfahrt hinunter Richtung Latsch. Kurz hinter Latsch gab es die erste Versorgungsstation. Wir decken uns mit Kaffee, Kuchen und anderen Getränken ein und nach einer kurzen Pause ging es gleich weiter. Es folgte ein sehr sehr langer Anstieg, welcher aber recht moderat ausfiel. Der Ausblick war fantastisch. Der Weg zog sich peu à peu hinauf und wir genossen den Ausblick, die herrlich duftenden Felder und die Stille.

Wir sortieren uns bei dem Anstieg immer weiter im hinteren Feld Richtung der letzten Plätze ein, um unsere Mitstreiter in dem Glauben zu lassen dass wir schwächeln. Aber die werden schon noch ihr blaues Wunder in den nächsten Tage erleben 😉

Über zig Kilometer ging es dem Pass entgegen und oben wurde es dann wettertechnisch etwas weniger gemütlich. Die ersten kleinen Regentropfen fielen vom Himmel. Aber es war alles noch relativ problemlos fahrbar, ohne dass die Regenpelle angezogen werden musste. Es wurde immer stiller. Vereinzelt hörte man das Pfeifen der Murmeltiere, aber ansonsten war da Nichts. Ich plauschte mit dem ein oder anderen Mitfahrer, denn die Mitstreiter im hinteren Teil des Feldes waren alle sehr gelassen und gemütlich unterwegs, so dass es ein gemeinsames und kurzweiliges Vorankommen war.

Nachdem man eine Kante erreicht hatte ging es etwas hinab, wobei man doch deutlich aufpassen musste. Die Abfahrt war aber echt flüssig zu fahren und man konnte mit Volldampf hinabrauschen – musste aber hin und wieder doch deutlich aufpassen, denn die Wege waren durchaus schmal. Der Regen wurde immer kräftiger und mit Erreichen der zweiten Verpflegungsstation mussten wir uns dann komplett in die Regensachen werfen. Wir plauschten etwas mit den netten Leuten an der Verpflegungsstation und ich schlug mir eindeutig zu viele Sachen in den Bauch. Es gab zu viel Kaffee, zu viel Kuchen und zu viele Getränke. Das mochte der Bauch nun wirklich nicht…

Am Lago San Giacomo di Fraele legten wir eine kleine Zusatzschleife ein, inklusive einer Flussdurchquerung, bei welcher die Füße und Schuhe doch deutlich durchgeweicht wurden. Wir hatten zum Glück recht schnell festgestellt, dass wir hier wohl falsch waren. Der richtige Aufstieg ging nun mächtig bergan. Es war bei den leicht matschigen Weg ein hartes Stück Arbeit. Aber die grandiose Landschaft vertrösteten darüber hinweg. Auch hier lag oben am Pass eine völlige Stille.

Die Abfahrt von selbigen wurde von weidenden und freilaufenden (?) Pferden flankiert – was ein Anblick. Die Abfahrt war sehr schmierig, sodass wir arg aufpassen mussten nicht einen kleinen Abflug hinzulegen. Weiter unten mussten wir noch einen kleinen Umweg auf einen schmalen verblockten Pfad einlegen. Teilweise super flowig zu fahren, an anderen Stellen wiederum sehr herausfordernd. Mit Erreichen des Stausees, welcher doch sehr leer aussah, endete die Zeitnahme für uns und wir hatten nur noch die letzten Meter bis nach Livigno zu fahren. Im Regen zog sich der weg noch einmal etwas nervig hin, aber letztenendes erreichten wir noch vor 18:00 Uhr das Ziel.

Unsere Räder wurden fachmännisch gereinigt, ohne dass wir hierfür einen Handschlag machen mussten, was ein Service. Zu unserem Quartier mussten wir noch einmal etwas ausholen und einen kleinen Umweg fahren inklusive einiger Höhenmeter. Insgesamt war die Etappe sehr anstrengend aber trotz der 3000 Höhenmeter lief es erstaunlich gut. Mal sehen was die nächsten Tage so mit sich bringen werden.

Etappe 2: von Livigno nach Bormio

Daten:
63,48 km   12,9 km/h   4:54:34 h   56,8 km/h   1.847 hm

Orte:
Livigno – Bormio

Übernachtung:

GPS-Daten bei Komoot: TAC 21 Etappe 2

Die zweite Etappe der Transalp Challenge war gleichzeitig die kürzeste. Mit nur knapp 65 km und 2000 hm konnten wir uns von dem ersten Knallertag damit hoffentlich etwas schonen. Die Tour startete auf Asphalt recht gemächlich aus Livigno heraus. Alle hielten sich an die gemäßigte Geschwindigkeit, doch staute es sich teilweise doch recht abrupt. In einer dieser Wellen reagierte ein Sportsfreund etwas über – wahrscheinlich hatte er ein bisschen geträumt. Jedenfalls zog er viel zu stark seine Vorderradbremse durch, sodass er einen Abgang in Form eines Überschlags über den Lenker aufs Parkett legte. Wir sammelten ihm erstmal alles zusammen und erkundigten uns nach seinem Wohlbefinden. Als wir uns wieder ans Weiterfahren machten, fanden wir uns direkt beim Besenwagen wieder. So sahen wir einmal die komplette Herrlichkeit des Feldes von ganz hinten.

Die Straße zog sich gemütlich den Berg hinauf, es war angenehm frisch und die Beine fühlten sich ganz gut an. Wenig später wechselten wir auf eine Schotterpiste, welche dann doch etwas stärker anzog. Am obersten Punkt angekommen zweigten wir auf einen Trail ab, welcher als ein E-Bike-Pfad ausgeschildert war. Der Ausblick war grandios, der Weg auch – nur gab es kein Vorwärtskommen. Wie an einer Perlenschur aufgefädelt standen wir im Stau auf einer Höhenlinie entlang. Es war schon ein recht merkwürdiges Gefühl, bei einem Rennen zu sein, aber die Meter nur im Schneckentempo zu absolvieren. Und so benötigten wir bis zu der eigentlichen Abfahrt eine ganz gehörige Portion Zeit.

Die Abfahrt war dann sehr hübsch und anspruchsvoll. Sonderlich Gas geben konnte man nicht, da das Feld natürlich immer noch sehr kompakt zusammenfuhr. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals ging es auf einen schmalen Pfad weiter. Teilweise schiebend, teilweise fahrend. Bei einem kurzen Stich fand ich da ein kleines verloren gegangenes Navi. Ich steckte es mir ein, um es dann am Abend bei der Rennleitung abzugeben. Ich hoffe, dass der rechte Besitzer damit weiterfahren konnte. Jedenfalls hatte ich ab diesem Zeitpunkt ein permanentes Piepsen aus meiner Trikottasche heraus.

Nach dem ersten Verpflegungspunkt zog der Weg ganz fürchterlich an. Auf einer Skipiste erklommen wir die Höhen, wobei der Großteil der Fahrer lieber schob. Das war nicht wirklich nach dem Geschmack der Meisten. Mir hingegen war es mal ganz recht zu laufen – immerhin ist Laufen ja meine Zweit- bzw. Drittsportart. Gut, irgendwann waren wir denn dann oben an der Seilbahnbergstation angekommen. Der Ausblick auf Livigno war herrlich und das Feld hatte sich deutlich gestreckt.

Nach einer kleinen Ziehstrecke begann der sogenannte Rollercoaster. Ein angelegter Biketrail, welchen wir mit ordentlich Schmackes angingen. Der ein oder andere Fahrer ließ uns vorbei, wohl merkend, dass wir ein höheres Tempo hatten. Dann liefen wir aber auf eine Gruppe auf, die vom Platzmachen gar nichts hielt. Ein Überholen war auch nicht sinnvoll und so mussten wir leider ab der Hälfte mit deutlich angezogener Bremse fahren. Das war mächtig Schade, machte der Weg doch ordentlich Spaß.

Im Tal angekommen, erwartete uns bereits die zweite Verpflegungsstation. Wir spachtelten etwas in uns rein und dann ging es an die tolle Auffahrt zum Passo Alpisella. Die Strecke kannten wir bereits von unserer Tour von Oberstdorf nach Riva. Die Strecke war tüchtig steil, ging aber gerade noch so zu fahren. Mir machte es ordentlich Spaß, zumal der Ausblick in die Natur ebenfalls toll war. Die Abfahrt zum Lago San Giacomo di Fraele war genial. Wir hatten vor uns vier Mann, die es ordentlich laufen ließen. Und so flogen wir völlig unbeschwert da ins Tal hinab. Am Stausee genossen wir den Ausblick und wir konnten uns entlang des langgezogenen Ufers etwas ausruhen.

Das Panorama an der Staumauer war phänomenal und mächtig beeindruckend. Der kurze Gegenanstieg war schnell verdaut und dann folgte mal wieder eine klasse Abfahrt. Auch hier konnten wir es schön laufen lassen und wir genossen den warmen Fahrtwind. Nach einem kurzen Gegenanstieg passierten wir die Zeitmessung und fanden uns auf der Straße zum Stilfser Joch wieder. Auf dieser ging es dann gemütlich ausrollend, hinab nach Bormio.

In Bormio konnten wir, aufgrund des sehr zeitigen Etappenendes, uns mal richtig gut gehen lassen. Wir gammelten in den Sitzsäcken ab, tranken ein ganz paar Smoothies und Bier und aßen ein Paar Würstchen. Es hatte alles eine sehr entspannte Atmosphäre. Später am Abend gönnten wir uns bzw. den Beinen nach dem Abendessen eine kleine Massage. Hat man auch nicht alle Tage und war mal ein Versuch.

Etappe 3: von Bormio nach Aprica

Daten:
98,23 km   12,1 km/h   8:08:59 h   61,3 km/h   3.106 hm

Orte:
Bormio – Aprica

GPS-Daten bei Komoot: TAC 21 Etappe 3

Die dritte Etappe sollte nun mal wieder etwas herausfordernder werden. Also teilten wir uns die Kräfte vom Start beginnend ein. Die langgezogene Straßenauffahrt zog uns sehr weit ans Ende des Feldes. Bei der Gelegenheit lernte ich Michelle von Cycling Sunday kennen und wir unterhielten uns eine ganze weile. Ihren Bericht zur Transalp Challenge kann man gern hier nachlesen. Durch unzählige Serpentinen zog sich der Weg knapp 800 hm hinauf, wo wir dann auf einen Schotterweg abbogen. Nun blieben wir sehr viele Kilometer dieser Höhenlinie treu. Wir bekamen einen tollen Ausblick auf einen stark abgeschmolzenen Gletscher serviert und konnten uns im Schatten der Bäume etwas vor der Sonne verstecken. Wir genossen den Weg nach Strich und Faden.

Irgendwann musste das natürlich ein Ende nehmen, was aber nicht heißt, dass es nun weniger schön wurde. Auf einer tollen Strecke ging es nun hinauf zum Passo di Verva – in meinen Augen dem schönsten Pass dieser Tour. Der Weg war super fahrbar, es war muchsmäuschenstill und die Landschaft einfach nur grandios. Hier hätte man deutlich mehr Zeit zum Genießen gebraucht. Aber wir hatten nunmal eine lange Etappe vor uns und so ging es auf der anderen Passseite sofort wieder hinab ins Tal.

Auch dabei war die Landschaft wunderschön. An dem einen See hätten wir bei einer unserer üblichen Touren sicher eine ganze Weile zugebracht. Im Tal erwartete uns die erste Verpflegungsstation. Sie kam gerade recht, um die leergetrunkenen Speicher wieder aufzufüllen und dem Magen etwas Kleines zu gönnen. Nach dem Foto entkam der Sepp nur knapp einer Knutscherei mit einem freilaufenden Pferd. Dieses hatte das Selfie wohl etwas missverstanden und wurde gleich ganz anhänglich 😊

Nun mussten wir eine kurze Steigung erklimmen, wobei das Rad auch einmal etwas geschoben werden musste. Die Abfahrt war dann brutal steil und technisch sehr herausfordernd. Uns machte es tüchtig Spaß. Ich bezweifle aber, dass das ein Jeder so gesehen hat. Stolze 1500 hm durften also vernichtet werden.

Im Tal erwartete uns eine etwas längere Ziehstrecke bis nach Loverno. Diese wurde uns durch einen straffen Gegenwind versüßt. Wir nutzten den sich teammäßig ergebenden Windschatten und spulten bis zu unserer zweiten Verpflegungsstation, welche da im Schatten einer Kirche lag. Es war mittlerweile sehr heiß geworden und wir mussten viel Nachführen. Den ein oder anderen Plausch konnte man bei Kaffee, Suppe und Banane halten. Dann hieß es wieder aufsatteln.

Die nun folgende Auffahrt war lang und auf Asphalt. Im letzten Dorf vor dem Anstieg hielt ich noch einmal meinen Kopf unter den Dorfbrunnen, was eigentlich echt bescheuert war. Der Temperaturunterschied war eigentlich viel zu groß. Zum Glück ging es noch einmal gut. Wir saßen uns nun also den Hintern breit und spulten und spulten und spulten. Die Bäume spendeten zum Glück etwas Schatten.

Gefühlt wurde der Weg immer länger. Nachdem wir die Asphaltstraße verlassen hatten, zog es sich noch einmal ewig über einen kleinen Wiesenweg und Pfad hinauf. Kurz vor der Zielzeitnahme verwirrte uns die Wegführung noch etwas. Wir zweigten noch einmal gefühlt durch die Hinterhöfe von ein paar einsamen Häusern ab und mussten noch einmal auf einen kleinen Waldtrail. Mit der Zeitnahme mündete unser Weg auf eine kleine Straße, auf der wir dann gemütlich hinab ins Tal ausrollten.

Gefühlt kamen wir als einige der Letzten ins Ziel und ich war froh, dass beim Bikeservice noch jemand da war. Meine Kurbel bzw. das Innenlager machten nämlich während des Tages derart wüste Geräusche, dass ich das Schlimmste befürchtete. Mit etwas Reinigung, ausreichend Fett und sattem Anziehen der Kurbel, wurde es dann die nächsten Tage etwas besser. Am Abend gab es eine lecker Pizza und dann verfolgten wir das Halbfinale der Fußball-WM, leider mit Verlängerung und Elfmeterschießen.

Etappe 4: von Aprica nach Pellizzano

Daten:
100,20 km   12,2 km/h   8:11:21 h   59,6 km/h   3.266 hm

Orte:
Aprico – Pellizzano

GPS-Daten bei Komoot: TAC 21 Etappe 4

­­­Nächster Tag – Königsetappe der Transalp Challenge! Versüßt wurde das Ganze mit einer SMS in der stand, dass an diesem Tag ein Zeitlimit bestand. Ziel war es nun, bis 15 Uhr die zweite Verpflegungsstation zu erreichen. Das baute natürlich inneren Druck auf.

Wir starteten auf dem Weg des Vortages. Es ging Retoure durch ein kleines Moor, wobei man erstmal nicht die Straße verließ. Weiter oben wechselte der Untergrund auf Schotter. Alles war gemütlich fahrbar und das Feld vorn nahm ein ordentliches Tempo auf. Die Höhenmeter summierten sich durchaus auf – das konnte man nur beim genaueren Hinsehen dem Höhenprofil so entnehmen.

Sehr zeitig erreichten wir die ersten Verpflegungsstation. Da wir nahezu die letzten waren, waren die Versorger schon nahezu am Zusammenräumen. Uns wurde aber wieder freundlichst mit Suppe & Co serviert, dann ging es weiter. Die folgende Abfahrt war der Hammer. Auf einem steilen Waldweg schlängelte man sich um die Bäume. Zum Glück war das Feld weg, sodass wir freie Bahn hatten. Wo doch jemand lieber schob als fuhr, wurde uns sehr bereitwillig Platz gemacht.

Im Tal ging es etwas verwinkelt auf den Radweg. Leider schien es auf dem bisherigen Abschnitt ein ganz paar Ausfälle gegeben zu haben, denn wir fanden den ein oder anderen Teilnehmer beim Rescue-Team wieder.

Der Radweg zog ganz zahm bergan und wir folgten dem idyllischen Fluss. Die Uhrzeit war bereits deutlich fortgeschritten und es wurde zunehmend fraglich, ob wir die 15 Uhr-Marke denn noch schaffen würden. Aus heiterem Himmel erfuhr ich vom Sepp, dass ich mich verkrümeln soll. Er hatte einfach hart zu kämpfen an dem Tag. Für sich hatte er bereits die Entscheidung gefällt sich lieber etwas rauszunehmen, um für die Folgetage Körner zu haben. Ich tat mich mit dem Gedanken schwer, allein zu fahren und meinen Teampartner allein zu lassen. Die Zeit nahm mir die Entscheidung ab und auch der klare Ausdruck vom Sepp war entscheidend. Also, dann eben allein weiter.

Ich hatte für die verbleibenden 800 hm noch eineinhalb Stunden zur Verfügung – das sollte eigentlich ausreichen. Da ich den Weg aber nicht kannte, fiel es mir schwer abzuschätzen, ob Vollgas notwendig war oder nicht. Letzten Endes zog der Weg auf Asphalt an Ponte di Legno vorbei. Er war teilweise schon mächtig steil, aber da alles asphaltiert war, ging es super voran. Mit einer viertel Stunde Reserve erreichte ich die zweite Verpflegungsstation. Die Suppe und der Kaffee waren herrlich und auch das umgebende Panorama lieferte eine klasse Performance 😊

Die restliche Auffahrt zum Forcella di Montozzo ging flott von der Hand. Der Anfang war sehr gut fahrbar und hinten raus musste etwas geschoben werden. Die Beine fühlten sich gut an und so war ich schneller oben als erwartet. Auf dem Pass war es ordentlich kalt und auch der Wind zog hier gewaltig. Ich machte daher nur einen Schnappschuss und mich dann auf die Abfahrtssocken.

Die Abfahrt war sehr geröllig, furchtbar nass (eigentlich fuhr man ehern in einem Bachbett) und machte echt Spaß. Zwischenzeitlich musste ich etwas schieben, aber das war schon die Ausnahme. Technisch musste man hier tierisch auspassen, denn ein Sturz hätte hier sehr hässliche Narben hinterlassen.

Am Laogi di Pian Palu angekommen, musste man nochmal einen ordentlich strammen Anstieg hinauf. Ich konnte an ein ganz paar weiteren Teilnehmern vorbeifahren und fand in der folgenden Abfahrt ein Mixed Team, welches im genau passendem Tempo sich da ins Tal stürzte. Die Fahrlinie der Dame passte perfekt und so bildeten wir ein flinkes Dreiergespann. Nach einem nochmaligen Gegenanstieg folgte ein ganz leckerer Grastrail, der das kleine Bikerherz nochmals verzückte. Hinter der Zeitnahme konnte man dann ganz gemütlich ins Tal hinab zum Ziel ausrollen.

Eine großes Hallo ergab sich, als mich unten mein Teampartner willkommen hieß und wir noch ein Bier gemeinsam trinken konnten. Das abendliche Gewitter mit Stromausfall und Pizza rundete einen sehr anstrengenden, aber landschaftlich fulminanten Tag ab.

Etappe 5: von Pellizzano nach Molveno

Daten:
83,79 km   13,0 km/h   6:26:50 h   64,1 km/h   2.268 hm

Orte:
Pellizzano – Molveno

GPS-Daten bei Komoot: TAC 21 Etappe 5

Endlich wieder Teamarbeit… ohne meinem Sepp, macht es doch keinen wirklichen Spaß. Und so rollten wir die ersten Meter des Tages auf dem Radweg bis nach Male. Wir passten alle höllisch auf, damit es im Gedränge nicht zu einem Sturz kam.

In dem langen Anstieg zum Passo le Fraine zog sich das Feld dann wieder ordentlich auseinander. Vor allem am Anfang war der Weg tüchtig steil. Zirka 1000 hm mussten abgespult werden. Im oberen Bereich nahm die Staugefahr wieder deutlich zu.

Kurz nach dem Passo le Fraine lagen ein paar Bäume quer, aber wir waren in deren Überwindung ja erprobt. Ebenfalls lag der erste Verpflegungspunkt hier oben. Sonderlich viel wollte noch nicht rein, aber wenigstens etwas trinken wollten wir. Die Abfahrt gestaltete sich mal wieder als ein Knaller. Am Anfang war die Strecke noch mit viel Flow fahrbar, dann wurde es deutlich steiler. Es sollte uns recht sein. Mittlerweile lugten auch die ersten Gipfel der Brenta hervor.

Es folgte in kleines Zwischenstück auf Asphalt, was abrupt an einem Tunneleingang sich änderte. Über einige Kilometer ging es durch einen spärlich beleuchteten, nassen und kalten Tunnel – die Galleria di Terres – und damit quer durch den Berg. War schon lustig die Aktion!

Es folgten ein paar schöne Wege, mit etwas auf und ab. Eine Passage war dabei in den Fels gehauen – das war genau richtig, für eine ordentliche Foto-Session. In Sporminore sah der Himmel gefährlich nach Gewitter aus, aber er hielt zum Glück den Rest der Etappe durch. Nach dem kurzen Zwischenstopp an der zweiten Verpflegung ging es an den teils steilen, teils gut fahrbaren Anstieg nach Andalo. Vor allem die letzte Rampe bleibt einem da oben im Gedächtnis hängen. Dann flogen wir unserm Tagesziel entgegen.

Der Molveno-See, mit der im Hintergrund liegenden Brenta, war der optische Hammer. Man hatte das Gefühl am Ziel der gesamten Transalp Challenge zu sein. Kurz nach der Zieleinfahrt tröpfelte es etwas, sodass wir mit dem Abhängen noch etwas warten mussten. Um zu unserem Quartier zu kommen, nutzen wir das organisierte Shuttle und fanden uns in einem unglaublich nett geführten Hotel wieder. Wir gönnten uns ein lecker Abendmenu mit einem Hauch von FDGB-Flair. Die Italiener gaben ihr Bestes und verbreiteten dabei einen Höllenlärm und Chaos. Uns wars Recht.

Etappe 6: von Molveno nach Valle del Chiese

Daten:
69,07 km   13,1 km/h   5:16:46 h   53,1 km/h   2.071 hm

Orte:
Molveno – Valle del Chiese

GPS-Daten bei Komoot: TAC 21 Etappe 6

Die ersten Meter des Tages führten uns entlang des Molveno-Sees. Ein ganz paar Defekte und auch ein paar Schrammen waren hier bereits bei einigen Teilnehmern zu verzeichnen. Der von mir befürchtete Stau am ersten Winziganstieg blieb aus und wir konnten auf der Abfahrt sogar ein paar Plätze gut machen. In einem stetigen auf und ab ging es nun bis kurz hinter Stenico.

Es folgte ein zarter Anstieg auf einem kleinen Sträßchen. Und auch an diesem Tag gab es eine sehr zeitige Verpflegungsstation. Auch danach ging es gemächlich weiter hinauf bis zum Val d’Algone. Dieses Tal war wunderbar lieblich und landschaftlich eine Wonne.

An die Abfahrten kann ich mich nicht mehr so wirklich erinnern. Das Höhenprofil sieht so aus, als wenn es wieder mächtig steil bergab ging. Nach einem Asphaltritt auf einer höllisch breiten Straße erreichten wir die zweite Verpflegung. Es war im Tal richtig heiß, sodass eine Auffrischung gerade recht kam. Die letzten Meter ging schnell von der Hand, wobei wir den Schatten der Bäume aktiv aufsuchten, und lediglich der letzte Anstieg zog nochmal kurz und steil an.

Der Zielort war winzig und wir nutzten schon bald den Shuttleservice um zu unserem Quartier, welches am Idrosee lag, zu kommen (dieser Service bei der Transalp Challenge ist echt super). Leider fuhren wir dabei noch weitere, durchaus abgelegene Orte, an, sodass wir recht lange brauchten, um endlich anzukommen.

Unser Abendspaziergang führte uns zum Idrosee und eigentlich hofften wir hier etwas zu Beißen zu finden. Aber da hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wir fanden nichts und machten uns da eben auf den Rückweg, um dann in unmittelbarer Nähe zu unserem Quartier in eine Pizzeria zu gehen. An dieser Stelle bleibt der Campingplatzwart nachhaltig hängen – durchlaufen der 100 m des Platzes nicht möglich… raus!

Etappe 7: von Valle del Chiese nach Riva del Garda

Daten:
69,24 km   11,0 km/h   6:16:08 h   62,8 km/h   2.504 hm

Orte:
Valle del Chiese – Riva del Garda

GPS-Daten bei Komoot: TAC 21 Etappe 7

Da uns der Bus bereits 7 Uhr abholte, hatten wir vor dem Start noch ausgiebig Zeit einen Cappuccino direkt am See zu genießen. Dann ging es auf einer Straße den Berg hinauf. Ein paar enge und steile Stellen im oberen Bereich sorgten für entsprechende Pulkbildung. Damit erhöhte sich gleichzeitig der Austausch und es wurde geplaudert was das Zeug hergab. So kann es nur am Ende des Feldes zugehen.

Irgendwann konnte man auch wieder fahren und da war der Sahnetrail gerade richtig. In einem auf und ab ging es da am Kamm entlang. Der Wald war echt super.

Im Tal war etwas Gedränge, aber nun wartete die lange Auffahrt zum Tremalzo. Hier saßen wir uns den Hintern mal so richtig platt. Eine gefühlte Ewigkeit verbrachten wir da auf der breiten Piste. Von einem Schweizer Teilnehmer hörten wir eine unerhörte Horrorgeschichte. Dieser wurde am Vortag absichtlich von einem älteren Autofahrer umgefahren. Das wie und warum führe ich mal hier nicht aus – es ist ein absoluter Wahnsinn, wie manche Menschen drauf sind.

Irgendwann hatte dieses langweilige Etwas ein Ende und wir befanden uns hoch über dem Gardasee auf dem Tremalzo wieder. Die geröllige Abfahrt machte echt Spaß, zumal der Ausblick auf den See immer wieder uns ablenkte. Es rumpelte und pumpelte kräftig und wir genossen diese letzten Meter der Transalp Challenge auf der Ponale.

Und dann hatten wir es geschafft. Viele tausende Höhenmeter hatten wir die letzten sieben Tage erklommen und wir waren super glücklich, dass wir heil und ohne Schaden oder Defekt die Transalp Challenge absolviert haben. Nun kann es gut und gern wieder 19 Jahre dauern bis wir uns hier wieder an den Start begeben. Es war eine Erfahrung, aber wir vermissten schon stark die Ruhe und Muße, welche sonst unsere Touren prägen. Die Strecke war in meinen Augen aber super ausgewählt und ich war wirklich überrascht, welch anspruchsvolle Trails wir da als Abfahrten präsentiert bekommen hatten. Uns hats jedenfalls echt gut gefallen!


zur Tourenübersicht | oder zur Startseite