In diesem Jahr gab es keine Sommertour, sodass wir uns im Spätherbst, über den Buß- und Bettag, in Richtung Tirol aufmachten. Jedenfalls kamen lustig verteilte Touren zusammen, die alle eins gemein hatten: Es wurden Winter Bike Touren mit ausgiebig Schneekontakt…

Länge: 152,34 km
Höhe: 4.909 hm
Etappen: 4

Tour 1: Pendlingumrundung mit Jochkopf

Daten:
31,57 km   3:03:15 h   10,3 km/h   51,0 km/h   1292 hm

Orte:
Langkampfen – Mariastein – Buchackeralm – Hundsalm – Langkampfen

Wir starteten in Dresden am frühen Morgen unsere Reise Richtung Alpen und erreichten folglich bereits am Mittag das kleine, in der Nähe von Kufstein gelegene, Dörfchen Langkampfen. Wir suchten uns eine passende Gelegenheit zum Parken und da ein Gasthof rein zufällig in der Nähe rumstand, gefiel uns die Vorstellung, vor der Tour eine Suppe oder eine Kleinigkeit zu verspachteln. Also gab es zwei Schnitzel, die wir in der Menge eigentlich gar nicht wollten… Dann nutzen wir noch die Wärme, um uns in die Fahrradwintersachen einzupacken.

Die ersten relativ flachen Meter, war es noch recht frisch, aber das änderte sich ganz schnell. Obwohl die Temperatur um den Gefrierpunkt lag, dampften wir heftigst. Auf einer ordentlich steilen Rampe schlängelt sich der gut zu fahrende Weg direkt an einer steilen Wand hinauf bis zur Buchackeralm. Schließlich tauchten wir in die Wolken ein und sahen außer unseren Vorderreifen recht wenig. Bis kurz vor die Buchackeralm war der Weg schneefrei, danach nahm die Schneedecke kontinuierlich zu.

Pünktlichst mit dem Erreichen der Alm durchbrachen wir die Wolkendecke und eine herrliche Landschaft eröffnete sich vor uns. Der Rundumblick war wunderbar. Bis zum Großvenediger konnten wir blicken und darunter wabberten die Wolken. Mit dem Herauskommen der Sonne nahm auch die Temperatur merklich zu. Das versteht man dann wohl unter Invasionswetterlage. Wir genossen also erstmal ausgiebig das Panorama, machten Fotos und quatschten mit ein paar Wanderern. Dann trollten wir uns über den Pass.

Später sah es dann mit Fahren echt schlecht aus. Mit extrem viel Krafteinsatz konnten wir noch den ein oder anderen Kilometer durchdrücken, aber da lag einfach zu viel Schnee um alles zu schaffen. Dementsprechend musste dann das Rad eben geschoben werden. Es gibt Schlimmeres. Nur platzte mit jedem Meter die Illusion noch auf den Pendling zu kommen. So ließen wir die Auffahrt, welche da von uns noch vor Kurzem genutzt wurde, rechts liegen und begaben uns in die Abfahrt. Die schmale Rinne ließen wir aufgrund der Glätte auch aus, fanden zum Trost aber noch einen für uns neuen Wegabschnitt.

Genau mit dem Einsetzen der Dämmerung erreichten wir unser Auto, wechselten im Gasthof die Kleidung, schlürften zuletzt ein Tässchen Kaffee und befanden diese erste Winter Bike Tour als äußerst gelungen. Dann ging es zu unserem Zielort des Tages: auf nach Bozen.

Tour 2: Eppaner Höhenweg vs. Baumfasching

Daten:
55,65 km   4:43:26 h   11,8 km/h   45,6 km/h   1423 hm

Orte:
Bozen – St. Michael – Eislöcher – Perdonig – Eppaner Höhenweg – St. Michael – Montiggler See – Etschradweg – Bozen

Wir hatten eine hübsche kleine Ferienwohnung mitten im Zentrum von Bozen gebucht. Daher brauchten wir am nächsten Morgen nur wenige Meter bis zum nächsten Bäcker wackeln, um uns dort mit Frühstück einzudecken. Der Tourstart erfolgte in Richtung Süd auf einem sehr gut ausgebauten Radweg. Die Stadt Bozen hat da gegenüber unserem deutschen Radwegenetz in Dresden einen echten Vorbildcharakter… also bitte, schneidet Euch eine Scheibe ab.

Auf einer alten Bahntrasse ging es hinauf bis St. Michael, wobei wir einen schönen Ausblick ins Etschtal bis fast nach Meran erhaschen konnten. Wir drehten eine kleine extra Runde bei den sogenannten Eislöchern. War ganz hübsch der Anblick, dafür musste aber auch geschoben werden. Der Weg war aber auch ordentlich glitschig, mein lieber Herr Gesangsverein.

Dann ging es recht flach auf mal schmalen, mal breiten Wegen bis nach Perdonig. Am Gasthaus Winkler hatten wir natürlich zu der Jahreszeit, es war Mitte November, recht wenig Glück mit der Wunscherfüllung einer nahrhaften Einkehr. Dann mussten eben die Leckereien der Bäckerei vom Morgen und der mitgenommene heiße Tee herhalten. Es ging weiter mit dem Anstieg Richtung Eppaner Höhenweg. So langsam kam der Schnee auch auf den Wegen zum Vorschein. Und so wurde auch diese Tour eine Winter Bike Tour.

Nach einer Weggabelung war dann aber Schluss mit lustig. Schlagartig war der Schnee recht tief, sodass schieben und fahren sich hätten abwechseln können. Hätte, hätte, Fahrradkette! Da lag ein Baum. Also drumrum. Noch ein Baum. Also drüber. Noch ein Baum. Also drunter durch. Mannohmann, was war denn hier los? Aus dem anfänglichen Ärger wurde nach und nach ein wahres Abkotzen. Mal versuchten wir es auf dem Eppaner Höhenweg, mal auf dem breiten Weg daneben. Überall wurde das Vorwärtskommen durch die quer liegenden Bäume extrem behindert. Darauf hatten wir nun wahrlich keinen Bock. Wir hielten natürlich durch und quälten uns im Schneckentempo voran. Aber als sich dann einmal eine Gelegenheit ergab, dann nutzten wir sie auch und flüchteten hinab zurück ins Tal.

In St. Michael besuchten wir zum Aufwärmen und zum Kaffe & Kuchen einen hübschen kleinen Bäcker. Mit der offenen Tür wollte er uns nach einer Weile aber scheinbar zur Weiterfahrt bewegen – wir verstanden es.

Von dem einsetzenden Regen ließen wir uns aber nicht davon abhalten noch zum Montiggler See zu fahren. Auf zu Bächen, oder besser kleinen Flüsschen, mutierten Wegen zogen wir stetig bergan. Der See war echt schön, ruhig und idyllisch. Und da das Wetter so mies war, hatten wir auch das ganze Gebiet für uns allein. So umrundeten wir den See nahezu. Ein sehr steiler und anspruchsvoller Weg führte uns im Folgenden auf direktem Weg hinab zur Etsch. Da hatten wir doch eine echte Perle gefunden…

Auf besagten Radweg ging es dann zurück nach Bozen. Zum Glück hatte das Quartier eine Waschmaschine, denn die war ganz dringend nötig. Noch recht zeitig am Abend ging es zum Abendbrot in die Altstadt. Die Stadt wurde im Anschluss noch ausgiebig beäugt und das ein oder andere Bier verdrückt.

Da das Wetter am nächsten Tag ähnlich bis schlechter in Südtirol ausfallen sollte, planten wir den folgenden Tag spontan etwas um. Wir fuhren kurz nach dem Frühstück bis nach Hintertux auf den Gletscher und fuhren einen ganzen Tag lang Ski. Es war zwar wahnsinnig windig, aber es machte trotzdem gewaltig Spaß. Im Anschluss ging es dann noch ein paar Kilometer rüber in die Chiemgauer Alpen nach Hohenaschau.

Tour 3: Chiemgauer Alpen im Herbst

Daten:
45,98 km   4:05:17 h   11,2 km/h   53,2 km/h   1453 hm

Orte:
Hohenaschau – Schoßbach Wasserfall – Sachrang – Goglalm – Schwarzrieshütte – Pölcher Scheid – Riesenalm – Hofalm – Hohenaschau

Der Morgen erwachte und mit ihm empfing uns jede Menge Sonne und ein kräftiger Föhn. Bei angenehmen 10 °C starteten wir unsere Runde mit einem hübschen und wunderschönen Weg an der Prien entlang. Ein kleines Hinweisschild mit dem Aufdruck „Wasserfall“ lockte uns dabei vom rechten Weg ab. Der Abstecher lohnte sich definitiv, denn der Wasserfall Schoßbach lag da ganz idyllisch vor uns. Im Sommer muss das hier der absolute Traum sein, denn am Fuße des Wasserfalls lag eine herrliche Gumpe und das Wasser staubte schön hinab.

Dann ging es wieder weiter im Tal voran. Der Weg schlängelt sich da mit kurzen Anstiegen und Gefällestrecken wellenförmig entlang. Ab Sachrang muss man kurz auf Asphalt einen Anstieg bis zum Parkplatz Reichenau hinauf strampeln. Dabei hat man einen tollen Ausblick auf den wilden Kaiser und die frisch verschneiten weißen Berggipfel drumherum… ein klassisches, ja fast schon kitschiges, Traumpanorama.

Anschließend folgte die Goglalm und eine schicke Überfahrt bis zur Schwarzrieshütte, der wohl nördlichsten Alm Tirols. Wir gönnten uns in dem gemütlichen Stübchen einen ausgesprochen leckeren Knödel. Dann ging es wieder raus in den Sturm und mit kräftig Rückenwind an der Wirtsalm vorbei. Der recht steile Anstieg zu Pölcher Scheid hatten wir recht schnell absolviert, aber ab hier mussten wir dann mal wieder gegen eine ordentliche Portion Schnee ankämpfen – Winter Bike Tour: ahoi 🙂

Der gesamte Höhenweg war voll mit der weißen Pracht. Von daher machte der geplante Aufstieg auf den Hochries keinerlei Sinn und wir folgten weiter dem Höhenweg. Von da aus hat man fast die ganze Zeit ein grandioses Panorama vor sich. Es ist schon beeindruckend, wie platt es da so schlagartig Richtung Norden ist. Von der Seidenalm bis zur Riesenalm schoben wir uns so durchs Land. Dann durften wir endlich wieder aufsatteln und so folgte die Abfahrt auf einer breiten Schotterpiste bis zur Hofalm.

Auf den letzten Metern hatten wir mit der Wegwahl noch einmal richtig Glück, denn wir nahmen eine echt genial zu befahrene Abfahrt. Der Weg an der Hammerbachquelle vorbei war teilweise recht geröllig, aber er endete genau in unserem Örtchen Hohenaschau.

Tour 4: Abschiedsrunde Richtung Kampenwand

Daten:
19,14 km   1:40:32 h   11,4 km/h   57,9 km/h   741 hm

Orte:
Hohenaschau – Bärnsee – Vordergschwendt – Lochgraben – Maisalm – Reitweg – Hohenaschau

Letzter Tag… Schade! Der Föhn war immer noch da und hatte sogar noch ein Schippe Wärme draufgelegt. Die ersten Kilometer ging es gemütlich durch das Tal hinaus und dann durch eine Moorlandschaft bis zum Bärnsee. Ab hier wechselten wir auf Asphalt und mussten eine recht steile Rampe nach Vordergschwendt hoch. Es folgte eine recht leichte Überfahrt auf Schotter, welche von einer herrlichen Trailabfahrt in den Lochgraben hinab abgelöst wurde. Dann hieß es nochmal kräftig schwitzen, denn wir mussten nun noch eine Asphaltrampe, welche uns an der Maisalm vorbei führte, hinauf strampeln.

Auch hier kamen nichtsdestotrotz nun einige Überführungskilometer. Dann kam aber ein wahres Highlight. Auf einem Sahnetrail ging es auf dem Reitweg entlang. Was für eine wunderschöne Abfahrt! Weiter unten bogen wir auf einen sehr anspruchsvollen Pfad ab. Beim Befahren kam uns irgendwie das Gefühl, dass das kein offizieller Weg war… Nun gut, zurück war dann auch nicht sinnvoll. Also weiter hinab und genießen. Und schon war die schicke Tour zu Ende.

Und das war es dann auch schon mit unserem Herbstausflug oder nun doch besser formuliert: der Winter Bike Tour 2019. In diesem Jahr hatten wir deutlich weniger Glück mit dem Wetter, aber wir haben wirklich das Beste draus gemacht. Und die Touren waren in meinen Augen alle ganz wunderbar.


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