Diese wunderschöne Montainbike-Tour durch den Odenwald verknüpft die vier Wanderwege Allemannenweg, Nibelungensteig, Neckarsteig sowie Burgensteigs über gefühlt eintausend Burgen und Berge zu einem sehr anspruchsvollen Cross. Das verlängerte Himmelfahrtswochenende bot sich dafür wunderbar an.

Länge: 406,91 km
Höhe: 11.588 hm
Etappen: 6

Für den Odenwald existieren einige sehr interessante Seiten. Auf der super aufbereiteten Seite MTB-Geo-Naturpark Bergstrasse-Odenwald finden sich unzählige Mountainbike-Tagestouren mit jeweils Streckenbeschreibung und Höhenprofil. Hinzu kommen allgemeine Informationen auf den Seiten des Allemannenwegs, des Nibelungensteigs, des Neckarsteigs sowie des Burgensteigs.

Etappe 1: von Darmstadt nach Erzbach

Daten:
89,43 km   6:27:02 h   13,7 km/h   58,0 km/h   2171 hm

Orte:
Darmstadt – Frankenstein – Lichtenberg – Hering – Veste Otzberg – Reichelsheim – Erzbach

Übernachtung:
Darmstadt: ibis budget Darmstadt City
Erzbach: Hotel Berghof

Den Startort der Tour durch den Odenwald legten wir auf Darmstadt. Wir reisten gemütlich an und nutzen den Abend noch für einen kleinen Stadtbummel zu Fuß. Am nächsten Morgen hieß es dann, rauf auf den Sattel und wir begannen zuerst mit der Besichtigung des Rosengartens. Eine russisch-orthodox anmutende Kirche präsentierte sich im Folgenden in reichlich Gold und thronte über Darmstadt.

Zum eigentlichen Start der Tour ging es dann endlich rein in den Wald. Der erste Anlaufpunkt war die Burg Frankenstein. Dabei besichtigten wir natürlich ausgiebig die Ruine, knipsten das ein oder andere Poserfoto und dann ging es auf dem Allemannenweg wieder rein in den Wald. Der Weg schlängelt sich an der Nordkante des Odenwalds entlang. Im Fischereiding entschlossen wir uns spontan zum Mittagessen – es gab hier eine etwas abseits liegende Wirtschaft, welche eine echt leckere Forelle servierte.

Dann wieder rauf auf den Allemannenweg und weiter durchs Wegenetz. Bei Lichtenberg besuchten wir das nicht so richtig überzeugende Schloss, aber der Weg war dafür umso schöner. Bis Hering folgte viel Waldgeraffel. Endlich erreichten wir die Veste Otzberg, wo wir uns einen sauleckeren Kuchen nebst Kaffee und Radler (jaja, die Mischung machts) gönnten. Vom Burgturm hatte man einen tollen Blick Richtung Taunus und Frankfurt am Main. Einzig die permanenten Starts der Flugzeuge, deren Startroute unmittelbar über die Veste führte, nervte.

Und dann folgte, jawohl, mal wieder tüchtig viel Wald. In Reichelsheim wollten wir eigentlich unser Nachtlager aufschlagen, nur so richtig klappen wollte es nicht. Wir telefonierten alle Nummern von Google & Co durch und auch jeder Passant wurde ausgiebig befragt. Kurz gesagt, Ergebnis: Fehlanzeige! Nachdem wir den Suchradius weiter vergrößert hatten, bekamen wir dann in Erzbach zum Glück doch ein schönes Quartier. Den Weg dahin, konnten wir recht schnell auf der Straße abspulen, aber es war am Ende doch bereits ganz schön spät. Unterm Strich kam für eine Mittelgebirgsetappe an diesem Tag ganz schön was an Kilo- und Höhenmetern zusammen.

Besichtigung der Burgruine Frankenstein
Besichtigung der Burgruine Frankenstein
Blick auf die Veste Otzberg im Odenwald
Blick auf die Veste Otzberg

Etappe 2: von Erzbach nach Güttersbach

Daten:
72,03 km   5:57:25 h   12,1 km/h   54,7 km/h   2166 hm

Orte:
Erzbach – Burgruine Rodenstein – Kaiserturm (Lautertal) – Brandau – Felsberg – Felsenmeer – Reichenbach / Lautertal – Lindenfels – Siegfriedsbrunnen – Güttersbach

Übernachtung: Zum Goldenen Löwen

Am nächsten Morgen mussten wir zuerst auf unserer Strecke des Vorabends bis Reichelsheim zurückfahren, um dann nach einem kurzen Anstieg die erste Burg des Tages zu besuchen. Diese Burg, nah eigentlich ja das Schloß Reichenberg, war ganz niedlich, vor allem die kleine Kapelle. Es ging weiter zur nächsten Burgruine Rodenstein. Abgesehen davon, dass da ein paar Mauerreste standen, gab es hier nur wenig zu sehen und so fuhren wir quer durch die Ruine und es ging weiter auf unzählige Waldwege und Trails.

Mit dem Kaiserturm (Lautertal) erklommen wir den höchsten Berg im hessischen Teil des Odenwalds auf der Neunkircher Höhe. In Brandau machten wir beim örtlichen und sehr gemütlichen Bäcker Stopp und gönnten uns leckere Erdbeerpuddingschnecken nebst Kaffee. Herrliche lupinenhafte Blümchen begleiteten uns auf den nächsten Metern, bis der Weg steil anstieg und wir zum Felsberg auffuhren.

Nun folgte das Felsenmeer, wo wir durch all die verstreuten Felsen wunderbar trailen konnten. Aufgrund des feuchten und damit rutschigen Untergrunds war das Ganze ordentlich anspruchsvoll. Komplett durchfahren war leider nicht möglich. Da wir keinen bestimmten Weg folgten, sondern uns einfach treiben ließen, musste hier und da auch mal das Rad geschultert werden. Das Felsenmeer endete mit einer Sahneabfahrt und bildete ein Highlight der gesamten Odenwaldtour.

Wir kamen in Reichenbach / Lautertal raus und kehrten beim Fleischer zum Mittagessen ein. Die angebotenen trockenen Nudeln mit Gulasch bekamen das Qualitätsprädikat Mist verordnet. Nichtsdetsotrotz, ging es gutgelaunt auf dem Nibelungensteig weiter. In Lindenfels gabs mal wieder eine Burgbesichtigung, danach als Belohnung ein Eis im Cafe. Hinter Weschnitz mussten wir an einigen auf dem Kamm aufgestellten Windrädern vorbei, deren Geräuschkulisse irgendwie befremdlich wirkte. Unter den schnell rotierenden riesigen Blättern fühlte man sich auch nicht wirklich wohl.

Auf einem der nun folgenden Anstiege ist die gesamte Nibelungensage aufgeschrieben. Und so ging es im Stopp & Go quer durch den Wald und wir lasen von unzähligen Intrigen sowie von Mord und Totschlag. Das Grande Finale dieser Bildungstour bildete natürlich der Siegfriedsbrunnen. In Güttersbach ergatterten wir nur mit Glück ein Quartier, denn eigentlich nimmt das Gasthaus aus Altersgründen keine Übernachtungsgäste mehr auf. Aber ich glaube, wir sind einfach nur bemitleidenswerte Gestalten… uns kann man ohne schlechtes Gewissen nur schwer ablehnen 🙂

tolle Fauna kurz vor dem Erreichen des Felsenmeers
tolle Fauna kurz vor dem Erreichen des Felsenmeers
Den Abschluss der Nibelungensage findet man mitten im Odenwald am Siegfriedsbrunnen
Den Abschluss der Nibelungensage findet man am Siegfriedsbrunnen

Etappe 3: von Güttersbach nach Kortelshütte

Daten:
59,55 km   4:48:12 h   12,4 km/h   52,0 km/h   1415 hm

Orte:
Güttersbach – Marbach-Stausee – Schöllenbach – Antonslust – Katzenbuckel – Burg Eberbach – Ebergsbach – Kortelshütte

Übernachtung: Pension Berghof

Der Tag begann mit ausgiebigen Regen. Laut der hochpräzisen Wetter-App wurde uns ein baldiges Aufhören verkündet. Na, warum dann gleich starten? Also standen wir Gewehr bei Fuß und fachsimpelten über Technik und Co. Irgendwann wurde uns das Warten aber zu blöd, denn an dem Wetter veränderte sich natürlich rein gar nichts. Kurzum, Regenpelle an und los.

Am Marbach-Stausee bestaunten wir die Gänse im Regen und folgten weiter den Nibelungensteig über zahllose Wege quer durch den Odenwald. In Schöllenbach versuchten wir uns im Auftreiben von Nahrungsmittel. Im Grunde genommen wiederholte sich hier das Spiel der Quartiersuche, nur diesmal nannte es sich Essensuche. Auf jeden Fall endete es in einer klassischen Fehlanzeige. Der Bäcker hatte bereits zu, einen Gasthof gab es nirgends und an einen Supermarkt oder ähnliches war natürlich gar nicht zu denken. Also dann mussten eben die alten Riegel aus dem Rucksack herhalten.

Kurz nachdem wir wieder im Sattel saßen und die Deckung verlassen hatten, setzte ein sintflutartiger Regen ein. Es ging nun immer weiter durch ein Tal entlang der Grenze von Hessen und Baden-Württemberg und bekamen den Matsch geliefert, den wir ja wollten. Und so kam von oben und von unten permanente Nässe. Zum Glück ließ der Wolkenbruch mit der Zeit nach und endete schließlich gänzlich.

An einer Beautyfarm in Antonslust versuchten wir es mal wieder mit der Hundeblickmethode, aber die anwesenden Damen zeigten uns Bettlern die kalte Schulter. Da musste doch erst der Herr des Hauses (zumindest war er das in unseren Augen) kommen und lies uns Capuccino nebst den Kuchenresten des Hauses servieren. Na, geht doch und vielen Dank auf diesem Weg! Zu unserer Verblüffung kam da beim Genasche der Köstlichkeiten auch noch tatsächlich die Sonne raus, sodass wir unsere Sachen zum Trocknen aufhängen konnten.

Frisch und ausgeruht ging es nun hinauf auf den Katzenbuckel, welcher uns mit einem Turm und schönen Ausblick versorgte. Weiter ging es zur Burg Eberbach, welche vorschriftsmäßig ordentlich beäugt wurde. Von der Burg ging es im Zickzack und in tausend Kurven hinab nach Ebersbach, wo wir endlich was Ordentliches zu beißen fanden. Nun holte uns das Problem der Quartierssuche wieder ein. Aber wir organisierten relativ schnell ein Quartier in Kortelhütte, zu welchem wir noch über einen kleinen Zwischenanstieg fuhren.

Die Gastgeber waren wunderbar! Extra für uns wurden noch Schnitzel eingekauft und wir wurden darüber hinaus nach Strich und Faden verwöhnt. Der Ausblick von da, nebst Sonnenuntergang, war fantastisch. Und dann kam noch der Dritte im Bunde hinzu… na endlich, alle da!

Die Sonne begleitet uns auf den Katzenbuckel
Die Sonne begleitet uns auf den Katzenbuckel
Abendstimmung in super Pension
Abendstimmung in super Pension

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