Nachdem uns das Glück in den Alpen mit einem Rahmenbruch nicht wirklich hold war, entschieden wir uns spontan für eine Tour durch die alte Heimat. Die Route entstand dabei völlig spontan indem wir am Abend beim Bierchen jeweils die Karte studierten.

Wir querten dabei die Königshainer Berge, das Oberlausitzer Bergland, das Zittauer Gebirge, den Hohwald sowie die böhmische und sächsische Schweiz und konnten hier im Mittelgebirge gewaltig Staub fressen, Höhenmeter schrubben und neue Ecken entdecken. Wir waren am Ende weder traurig noch böse das wir auf diese Alternative zurückgreifen mußten.

Länge: 353,71 km
Höhe: 6.689 hm
Etappen: 5

Etappe 1

Daten:
82,01 km   15,8 km/h   5:10:12 h   62,3 km/h   966 hm

Orte:
Görlitz (230) – Schöpstal – Hochstein (393) – Meuselwitz – Georgewitzer Skala (220) – Rotstein (455) – Großer Nonnenwald – Waldbachtal – Nähe Knorrberg – Ostritz / Kloster Marienthal (230)

Nachdem wir im Vorjahr schon einmal zwischen Dresden und Görlitz unterwegs waren, wollten wir nun noch die nicht erschlossenen Gebiete ausgiebig beschnüffeln. Gestartet wurde diesmal in Görlitz, der östlichsten Stadt Deutschlands, der Stadt der Türme und des Landskronbiers.

Es ging über das Schöpstal bis nach Torga und weiter hinein in die Königshainer Berge. Auf altbekannten Pisten, schließlich war das mal meine Bikerheimat, ging es hinauf auf den Hochstein. Einige Regentropfen begleiteten uns in diesen sonst so staubigen Wochen auf uneren Wegen. Ab dem Hochstein hielten wir uns erst am roten Punkt, später ab der Wundererle am roten Strich.

Und so durchstreift man viele kleine Dörfer auf schönen Wegen bis zur Georgewitzer Skala. Was da so unbemerkt all die Jahre vor unserer Wohnungstür gelegen hat überraschte uns gewaltig. Auf einem Traumpfad geht es entlang eines kleinen Flusses durch wunderbar blühende Uferzonen. Ab und zu mussten wir zwar die Räder über umgefallene Bäume stemmen, aber der Weg (auf der linken Seite des Flusses) war definitiv wunderschön. Herrliche Auen und das Rauschen des Flusses waren Balsam für die Seele.

In (wahrscheinlich) Rosenhain, jedenfalls an der B6, hatten wir dann aber langsam ordentlich Kohldampf, so das wir uns an einer Dönerbude Lhamacom (gerollte Pizza) in uns reinstopften. Wie nicht anders zu erwarten lag uns dieser Brocken bei dem Anstieg auf den Rotstein gewaltig im Magen. Auf dem Rotstein hielten wir uns eigentlich gar nicht auf sondern machten uns direkt an die rasante Abfahrt hinein in ein Meer aus Gelb.

Bis zum großen Nonnenwald folgten nun nämlich viele Kilometer durch riesige blühende Rapsfelder. Im Nonnenwald befuhr ich endlich einmal das Waldbachtal – ein Traumtrail. Mit ordentlich Pfeffer ging es bergab – nur ein Baumstamm hätte mich doch tatsächlich fast vom Rad gestupst. Hinter Bernstadt mussten wir einige Meter bis nach Dittersbach a. d. Eigen auf der Straße zurücklegen, bevor wir uns an den Auftstieg zum Knorrberg machten. Ganz hinauf sind wir denn aber doch nicht gefahren, da es schon recht spät war und wir eventuell noch bis hinter Zittau fahren wollten.

Als wir dann aber im Kloster Marienthal ankamen konnten wir nicht umhin und quartierten uns gleich hier ein. Hier konnten wir uns in uralten klösterlichen Gemäuern ausruhen und beim Abendspaziergang im Klostergelände und einem Stop in der Klosterschenke den Tag ausklingen lassen.

Genussbiken in der Georgewitzer Skala
Genussbiken in der Georgewitzer Skala
Kloster Sankt Marienthal
Kloster Sankt Marienthal

Etappe 2

Daten:
64,49 km   12,9 km/h   4:59:46 h   54,4 km/h   1119 hm

Orte:
Kloster Marienthal (230) – Mittlerer Steinberg – Neißetal – Kemmlitzbachtal – Schlegeler Teiche (310) – Schanzberg (410) – Zittau – Hartau – Weißbachtal – Lückendorf (491) – Hain – Pferdeberg (545) – Jonsberg (653) – Jonsdorf (440)

In morgendlicher Frühe brachen wir Richtung Neißetal auf und konnten nach kurzem Einrollen unsere Poren voll aufdrehen. Steil ging es hinauf zum mittleren Steinberg. Auf der Höhe konnten wir uns ein paar Meter halten, bevor es wieder im rasanten Tempo hinab ins Tal ging. Gemütlich und idyllisch war es hier am Morgen – genau wie im folgenden Kemmlitzbachtal.

In Stille, nur durch den Vogelgesang unterbrochen, schlängelte sich der Weg hinauf nach Schlegel. Hier gönnten wir uns in einer lecker Bäckerei ein Paar Hacker und gar köstlich Gebäck. Hinter den Schlegeler Teichen erwarteten wir einen normalen Waldweg. Zahllose Waldfahrzeugfahrten bei weichem Boden hinterließen aber eine wahre Katastrophe. Tiefste Spurrillen erforderten reichlich Kraft und wenn man mal nicht aufpasste konnte man schonmal bis fast zur Nabe im Schlamm feststecken. Zum Glück war mit dem Gewürge dann irgendwann Schluß und die Wege normalisierten sich wieder zu dem was sie einmal waren.

Nach der Überquerung des Schanzbergs ging es hinab nach Zittau, wo uns ein reges Markttreiben und viel Gewusel erwarteten. Wir verschwanden hier schnell. Auf dem Neißeradweg erhaschten wir einen kurzen Blick auf das Dreiländereck von Deutschland, Polen und der Tschechei. Hinter Hartau bogen wir dann ab in das Weißbachtal, wo wir auf einem schönen Pfad in das Zittauer Gebirge einfuhren.

Nach einem kurzen Aufstieg sollte ein schöner Downhill nach Lückendorf folgen, aber vorher zerlegte der Sepp auf einer simplen Abfahrt den Dämpfer von seinem Leihrad. Das war dann wohl Rad Nummer Zwei am Tag Nummer Vier! Nach kurzen Telefonat mit den Jungs vom Bikepoint und einer versuchten Reperatur per Ferndiagnose gaben wir auf. Wir fuhren noch die paar Meter bis nach Lückendorf und warteten beim Essen auf Materialnachschub.

Aus Görlitz wurde nämlich das nächste Rad angefordert – zum Glück stand in der Garage ja noch das alte Hardtail, welches seit 7 Jahren kaum noch einen Meter gefahren war. Dieses verweigerte nach ca. einem Kilometer Fahrt aber auch seinen Dienst. Der dabei zerstörte Reifen und Schlauch waren wohl eine Folge des jahrelangen Stillstands und der damit verbundenen Alterung der Gummimischung. Zum Glück war das Materialfahrzeug mit dem Leihrad noch nicht wieder aufgebrochen und so demontierten wir kurzerhand von selbigen den Mantel und drückten uns gewaltig die Daumen, das dies nun die letzte Panne ward.

Was nun folgte waren herrliche Pistenkilometer eingerahmt durch tolle Sandsteinformationen. Das Zittauer Gebirge ist ein echtes Bikerparadies! Auf unseren Weg nach Jonsdorf kamen wir zu den weißen Steinen von wo man die komplette Oberlausitz überblicken konnte – wunderbar. Dagegen kann man auf dem stark zugewachsenen Jonsberg gar nichts sehen. In Jonsdorf fanden wir nach kurzer Suche eine Unterkunft in einem niedlichen Umgebindehaus. Das Abendbrot gönnten wir uns in einem der ältesten und schönsten Häuser des Ortes – der Dammschenke.

Thema: Fahrradfahrer zerstören die Waldwege
Thema: Fahrradfahrer zerstören die Waldwege
Blick zur Burgruine auf dem Oybin
Blick zur Burgruine auf dem Oybin

Etappe 3

Daten:
55,53 km   10,2 km/h   5:24:50 h   49,4 km/h   1620 hm

Orte:
Jonsdorf (440) – Mühlsteinbrüche – Orgel – Buchberg (652) – Sonneberg – Lausche (793) – Lesné (400) – Tol¹stejn (670) – Jedlová (774) – Rybniste – Krásná Lipa (420) – Vlci hora (581) – Brtniky (400) – Grenzübergang (290) – Schäferräumicht – Hinterhermsdorf (360)

Bei völlig wolkenfreiem Himmel starteten wir in den neuen Tag. Bereits nach wenigen Metern konnten wir aber wieder absteigen und die Räder schultern, denn der heausgesuchte Lehrpfad mit angeschlossenem Orgelweg ging erst einmal auf steilen Treppen bergan. Die Mühe lohnte aber, denn der Ausblick in die Mühlsteinbrüche entschädigte die Plackerei. Immer öfter konnte man auf dem Pfad aber auch fahren – und das war hier vom feinsten. Der Aufstieg zum Buchberg war wieder ordentlich, ebenfalls wie jener zum Sonneberg.

Bei der Lausche mussten wir dann aber doch auf den letzten 200hm kapitulieren und schieben. Von hier oben hatten wir einen grandiosen Weitblick auf das was wir bereits geschafft hatten und das was uns im böhmischen noch erwarten würde. Der anschließende Trail entlang der deutsch-tschechischen Grenze ist wieder einmal ein Bikergenußweg. Mit guten Flow ging es hinab ins Tal bis sich der Weg hinab nach Lesné stürzte und man nurnoch hinabknüppeln konnte…

Unten gab es dann „neue Mädchen nonstop“, aber das war uns nischt – wir hatten Hunger 🙂 So folgten wir dem Weg ohne neuen Mädchen brutal steil hinauf zum Tollenstein wo uns ein lecker gebackener Käse mit Kroketten in einer alten Burgruine serviert wurde. Bei unserer Mahlzeit konnten wir schon einen Eindruck von unserem nächsten Ziel dem Jedlová (Tannenberg) machen, der uns direkt gegenüber lag. Auf diesen führt eine sehr steile Straße hinauf, welche nur durch den Asphaltuntergrund überhaupt befahrbar war. Die Abfahrt erfolgte dann aber wieder auf einem Schotterweg, den wir geradezu hinabflogen. Der Sepp freute sich dabei ungemein über sein altes Hardtail – er liebte es förmlich 🙂

Bis Krásná Lipa (Schönlinde) ging es dann auf super Pfaden, Trails und Schotterpisten – das kleine Bikerherz war begeistert. Weniger euphorisch waren wir dann vom Anblick der Stadt. Möglichst schnell machten wir uns hier aus dem Staub. Ziel war der Vlci hora (Wolfsberg), der aber leider nur zu Fuß erklommen werden konnte. Oben gönnten wir uns die mitgebrachte Wurst und Brötchen und glitten alsbald schon wieder hinab ins Tal. Da wir so super in der Zeit lagen, kehrten wir in Kopec zum größten Palatschinken der Welt ein.

Das von der Bardame angepriesene Pivo wollten wir vorerst unseren Waden nicht gönnen. Beim Weg hinüber nach Hinterhermsdorf war es echt schwierig auf dem Weg zu bleiben – immer wieder schweiften unsere Blicke zu den teils skurilen, für die Gegend aber typischen, Felsformationen um einen herum. Eine Fastprügelei löste zwischendurch ein tschechischer Durchunsdurchbrecher aus, aber wir hatten zu gute Laune zum kloppen. Also steckten wir die Kurbeln wieder weg und ließen ihn davon fahren. Nach einem kurzen Zwischenanstieg fanden wir auch ziemlich schnell in Hinterhermsdorf ein Quartier.

Blick vom Tannenberg zum Tollenstein
Blick vom Tannenberg zum Tollenstein
ist das der größte und schönste Palatschinken der Welt?
Ist das der größte und schönste Palatschinken der Welt?

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