Diese Tour hatte ich schon lange vor meinem geistigen Auge und durch den bestehenden Erfahrungsbericht von Carsten Schymik bestärkt, brachen wir auf in 5 Tagen die mächtigsten Pässe der Alpen zu befahren. Darunter fällt die Auffahrt in die Gletscherwelt des Ötztals am Tiefenbachferner, das Niederjoch mit der Similaunhütte, das Madritschjoch, das Eisjöchl mit der Stettiner Hütte und als Abschluß das weniger spektakuläre Timmelsjoch. Viele und lange Tragepassagen werden hier mit Traumabfahrten belohnt. Trotz schlechtem Wetter am Ende der Tour war diese Route ein voller Erfolg gewesen.
Länge: 296,47 km
Höhe: 10.330 hm
Etappen: 6
Etappe 1
Daten:
14,35 km 10,2 km/h 1:24:03 h 52,6 km/h 592 hmOrte:
Sölden (1369) – Wildmoos – Brunnenbergalm (1972) – Wildmoos – Sölden (1369)
Nach der Anreise nach Sölden, der erfolgreichen Quartiersuche und dem noch ausstehenden Einkauf war es erst 17.00 Uhr und so entschieden wir uns, uns noch ein wenig warm zu fahren. Am Tourismusbüro besorgten wir uns ein kleines Faltblatt in dem wir die genau passende Tour zur Brunnenbergalm fanden. So ging es bis Wildmoos noch entlang der Ötztaler Ache recht eben entlang, aber dann zog die Piste ordentlich an. Da die Sonne schon recht tief stand hatten wir herrliche erste Blicke in die Berge der Ötztaler Alpen. Auf der Brunnenbergalm genehmigten wir uns ein schönes Bierchen und ließen es uns gut gehn.
Etappe 2
Daten:
41,11 km 6,4 km/h 6:25:14 h 45,9 km/h 2218 hmOrte:
Sölden (1369) – Leiteralm – Hochsölden (2097) – Rettenbachalm (2145) – Rettenbachferner – Tiefenbachferner (2739) – Mutboden – Vent (1895) – Martin-Busch-Hütte (2505)
Die 600 Höhenmeter vom Vorabend müssen uns irgendwie gut getan haben. Gleichmäßig wie ein Uhrwerk und kräftig wie mit 18 Jahren fegten wir auf einer traumhaften Schotterpiste hinauf bis zur Leiteralm. Der anschließende Pfad nach Hochsölden ist genial – etwas Schieben muss man zwar, aber ansonsten liefs super. In Hochsölden waren wir erstmal umgeben von tausenden Seilbahnfahrenden Wanderern, aber die waren nicht weiter schlimm. Wahrscheinlich lags an dem Übergang zur Rettenbachalm – auch der ist herrlich. Umso fader ging es dann auf der folgenden Asphaltpiste hinauf zum Gletscher. Bis zum Beginn der Serpentinen glaubt man zu stehen und nicht einen Meter vorwärts zu kommen, dann geht es so einigermaßen ist aber trotzdem am aböden. Wenn man sich nun noch überlegt mit was für einen Affenzahn die Typen von der Deutschlandtour hier hinauf sind, wird mir schlecht. Schlecht war uns auch bei den Gedanken ohne Licht das nächste Tunnel fahren zu müssen.. Zum Glück war aber die Straße an der MAutstelle komplett gesperrt worden (was wir erst später erfuhren: man wollte Schaulustige von der Unglücksstelle vom Hubschrauber-Seilbahn-Unglück fernhalten), der Tunnel ein wenig beleuchtet und als einziges trafen wir auf ein wanderndes Pärchen. Toll wie wir sind, hatten wir uns schon gedacht das es im Tunnel kalt wird – 7°C waren aber arschkalt! Naja, es folgte dann ein herrlicher Weg hinab nach Vent, wobei wir aber auch richtig viel schieben mussten – es hielt sich grad noch die Waage. Die Fahrpassagen waren wie Wellenreiten und man musste ordentlich aufpassen nicht das Vorderrad falsch zu führen denn jeder Fehler hätte hier viele Meter weiter unten enden können. Den Weg sollten nur Leute in Angriff nehmen die Fahr- und Trittsicher sind und ebenfalls noch starke Beinchen haben. In Vent fielen wir sofort ins nächste Gasthaus ein: Schnitzel, Pasta, Almdudler – perfekt! Kurzfristig verlegten wir unser Etappenziel auf die Martin-Busch-Hütte um, also nochmal 600hm weiter hinauf. Die ersten 400 Höhenmeter vergingen erstaunlich flott, dann ließ die Kraft bei den zum Teil brutalen Rampen aber doch nach und so haben wir die letzten Meter noch geschoben. Die Hütte ist in Ordnung, aber nicht gerade der Brüller…
Etappe 3
Daten:
71,83 km 12,1 km/h 5:54:29 h 75,9 km/h 1069 hmOrte:
Martin-Busch-Hütte (2505) – Similaunhütte (3019) – Stausee Vernagt (1684) – Unser Frau in Schnals (1508) – Staben (600) – Latsch – Laas – Prad am Stilfser Joch (915)
Die Nacht im Lager war nicht gerade der Hammer gewesen – die Betten haben bei jeder noch so winzigsten Bewegung saulaut geknarrt. Wir starteten gemeinsam mit zwei anderen Radlern (Leidensgenossen), welche wir auf der Hütte getroffen hatten, aber das Tempo war nicht ganz das gleiche so dass wir schon bald wieder allein unterwegs waren. Es muss bis hinauf zum Niederjoch bereits nach wenigen Metern geschoben und getragen werden und ein kleines bisschen gehts auch mal übers Eis. Als Belohnung für die Strapazen gönnten wir uns auf der Similaunhütte ein erstklassiges Stück Schokoladenkuchen – mmh, wenn ich daran denke, lecker! Beschwerlich wie der Aufstieg ist auch der Abstieg. Die ersten Höhenmeter sind nur schiebend/tragend möglich, dafür kann man’s dann weiter unten herrlich laufen lassen. Dabei hat man immer einen herrlichen Blick vor sich ins Tal mit dem Vernagt-Stausee. Ein klasse Tipp ist auch der Weg 15 vom Stausee hinab zum Ort Unser lieber Frau in Schnals. Schwierig, aber absolut genial, raucht man auf einem schmalen Pfad im Sturzflug ins Tal. Was folgt ist eine lange Abfahrt durch das ganze Schnalstal. Leider verpassten wir den richtigen Abzweig zum Schloß Juval – auch nicht schlimm (dachten wir uns – großer Fehler!). Die letzten Kilometer im Vinschgau bis nach Prad waren angenehm warm, mit Massen an Äpfeln um einen herum und tausenden entgegenkommenden Radfahrern. Die Kondition hatte über das Niederjoch erstaunlich viel gelitten so dass wir uns nicht mehr trauten die 1000 Höhenmeter bis Innersulden zu spulen und so machten wir es uns hier gemütlich. Die Etappe war auch so lang genug und das relativ zeitige Ende war sicher gut für den nächsten Tag.
Etappe 4
Daten:
71,25 km 10,4 km/h 6:50:01 h 75,5 km/h 2316 hmOrte:
Prad am Stilfs. Joch (915) – Stilfserbrücke – Außersulden – Innersulden (1908) – Schaubachhütte (2573) – Madritschjoch (3115) – Zufritt Stausee – Morter (728) – Naturns (526)
Auf den ersten Metern wollten wir eigentlich erstmal die Mumu in Ruhe auf Asphalt warm fahren, aber die Gute glühte bereits nach 5 Metern – Mist! So kamen wir vor uns hin dampfend an die Stilfser Brücke wo wir drei nette Weggefährten trafen die uns dann in ihren eigenen Tempo den ganzen Tag begleiteten. So ging es eine Weile abseits der Straße bis wir auf selbige wieder stießen und nun Kilometer für Kilometer bis nach Sulden spulten. Dort gönnten wir uns alle leckere Hüttenmakkaroni bevor es nun teils schiebend, teils (aber wirklich echt selten) fahrend hinauf zur Schaubachhütte ging. Den harten Aufstieg hatten wir trotz der Jahre noch richtig in Erinnerung und nur unser Stolz ließ uns die Seilbahn meiden. Also das ganze kann man auch viel einfacher haben – aber irgendwie passt uns das nicht in die Vorstellung 🙂 Nach kurzem Zwischen-Cappucino kam der zähe steile, kräftezehrende finale Aufstieg zum Madritschjoch. Eine hierhoch geschleppte Knacker (immerhin ca. 2200hm am Stück) schmeckt im übrigen doppelt so gut. Nachdem alle Fotos geschossen waren kam nach kurzem Abstieg ein Sahnetrail ins Tal. Teils verbockt, aber immer machbar so glitten wir wie wahre Könner auf einer Welle ins Tal. Die ganze Mühe hatte sich allein für diese Abfahrt gelohnt. Dazu noch das grandiose Panorama – perfekt! Die restliche Abfahrt bis ins 20 km entfernte Morter kann ich kaum beschreiben, da man durch die hohe (Durchschnitts)Geschwindigkeit kaum etwas mitbekommt. Nur sehr wenige Male, hauptsächlich in Serpentinen, kommt man dabei unter 40 km/h. Völlig geschafft rollten wir dann noch in den Plantagen durchs Vinschgau bis nach Naturns. Ein echt heftiger Tag war geschafft.
Etappe 5
Daten:
31,43 km 5,3 km/h 5:53:11 h 27,4 km/h 2431 hmOrte:
Naturns (526) – Schloß Juval (910) – Altrateis – Karthaus – Vorderkaser/ Jägerrast (1693) – Eishof (2071) – Eisjöchl (2895) – Stettiner Hütte (2875)
Ein verregneter Morgen strahlte uns nach dem ersten Augenaufschlag entgegen und so war die Motivation augenblicklich im Keller. Nach langem Packen etc. hatten wir tatsächlich so lange getrödelt das es aufgehört hatte zu regnen. So brachen wir also im Trockenen Richtung Schnalstal auf. An dessen Eingang schreckten uns aber auf der neuen Straße 1100 Meter Tunnel ab, auf der alten Straße zig Verbotsschilder. Wir bastelten daher schnell die Strecke über das Jetidomizil Schloß Juval ab und kurbelten bei ca. 99,8 % Luftfeuchtigkeit selbigen entgegen. Auf halber Höhe trauten wir dann unseren Augen kaum – ein Reinhold hinter dem Steuer eines SLK – krass! – der Jeti hatte also immer recht: es gibt tatsächlich einen Reinhold… Ab Juval bogen wir dann auf den Schnalswaalweg ab – ein Traum. Wer in der Gegend ist darf dieses Highlight nicht verpassen. Dann wurde es aber schon bald fad. Kilometerlang schleppten wir uns auf der Hauptstraße ins Schnalstal uns später ins Pfossental. Nach 1200 hm kehrten wir daher erstmal im Vorderkaser zum Mittag ein und 400 hm später auf ein perfektes Stück Marmorkuchen in den Eishof. Wenige Meter kann man dann noch fahren, aber dann ist zick. Bis hierher hat man bereits 1700 hm in den Beinen und da ist man schon fast froh ab hier schieben zu dürfen. Leider hatte sich mitlerweile der Himmel zugezogen und so kamen wir nass, durchgefroren (4°C) und recht kaputt auf dem Eisjöchl und der Stettiner Hütte an. Wenig später schüttete es richtig – Glück gehabt. Einen Gute-Nacht-Schnaps aufs Haus gabs auch 🙂
Etappe 6
Daten:
66,50 km 11,4 km/h 5:48:05 h 71,8 km/h 1704 hmOrte:
Stettiner Hütte (2875) – Lazinser Alm (1858) – Pfelders – Innerhütt (1444) – Moos im Passeier (1100) – Rabenstein (1460) – Timmelsjoch (2491) – Untergurgl – Sölden (1368)
Die ultimative Combo überholten wir, trotz eines Vorsprungs von einer halben Stunde, bereits nach 300 Metern. Einer von den Jungs kam uns entgeistert entgegen gelaufen das einem schon bange wurde, der Rest (z.T. nicht mal mit Helm bewaffnet) stand wenig später um ein Radl versammelt herum. Nungut, keiner verletzt und auf Nachfrage keine Hilfe vonnöten – hoffentlich ist das auch so geblieben – was für ein Trupp. Die Abfahrt war trotz der Nässe der echte Hammer. Ewig gleitet man hinab – Kehre für Kehre. Einige Passagen muss man zwar schieben, aber der Rest war ein Traum und so störte uns auch das schlechte Wetter und die damit nicht vorhandene Sicht nicht. Unten erwarteten uns bereits Massen an Bauern und Zuschauern, welche dem jährlichen Almabtrieb und den damit verbundenen Fest entgegen fieberten. Wir flogen an allen vorbei, begleitet mit reichlich Blödsinn an Kommentaren (ahhhhh, die Post kommt!)- Bier gabs halt auch… Nach langer Abfahrt bis Moos setzte endlich der Regen ein. Um den Trubel auf der Timmelsjochstraße zu entgehen wichen wir auf den E5 aus, was durch Bauarbeiten zu Beginn der Strecke echt Kotze war. Der Weg mauserte sich später aber zu einem brauchbaren Weg. Auf 1700 m mündeten wir dann doch auf die große Straße ein. Eigentlich wollten wir schon fast auf dem Reststück Wanderweg nach oben starten, besannen uns dann aber eines besseren und spulten Kilometer für Kilometer hinauf zum Joch. Wir hatten Glück, die Straße war ungewöhnlich schlecht besucht (vlt. wegen dem Wetter). Nach langer Abfahrt erreichten wir dann glücklich Sölden.
Die Tour war top – Traumabfahrten, heftige Anstiege, erstklassige Panoramen und tolles Futter nebst Forstbier.
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