Dies ist die Fortsetzung der Beschreibung der Tour Abruzzen – Teil 1.

Etappe 5

Daten:
51,21 km   10,2 km/h   5:01:08 h   51,6 km/h   1550 hm

Orte:
Amatrice (955) – Accumoli (855) – Terracino (1164) – Cupelli-Bach – Forca Canapine (1541) – M. Valle Sirica (1740) – Castelluccio (1453)

Der Morgen begann mit dem Verspachteln von acht höchst nahrhaften Zwiebackstücken und echt komischen Kuchenzeugs. Daher deckten wir uns lieber im Supermarkt mit natürlichen Speisen ein. Der Himmel sah vorerst ganz passabel aus und so konnte es frohgemut losgehen. Das schöne Wetter reichte ca. 5 km, dann gab es die erste Dusche des Tages. Das Anlegen unserer Taucherklamotten wurde durch ein arg komisches Geräusch aus dem Gebüsch begleitet. Nach den bisherigen Sichtungen der teilweise recht großen Wildschweine und der Zuordnung, dass das hier Grunzen war, hauten wir lieber schnell ab.

Was folgte waren recht gemütliche Kilometer. Und so verpassten wir durch unser permanentes Getratsche doch grandios den Einstieg zum Cupelli-Bach und legten so eine kleine Zusatzschleife ein. Die ersten Meter des Weges waren der Hammer. Volles Rohr zieht hier der Weg bergan – keine Hirnwindung kam dabei auch nur annähernd auf die Idee, das Signal zum Aufsteigen zu geben. An einer Gabelung die keine war, schwenkten wir auf einen nicht vorhandenen Weg ein und schoben ca. eine Stunde entlang eines Bachbettes quer durch den Wald. War nicht wirklich tragisch, aber es gibt schöneres.

Schöner war es dann aber oben. Ein herrlicher Ausblick, samt wie zum Posen platzierte Pferde, erstrahlte vor uns. Am Forca Canapine ließen wir uns am Kamin kulinarisch verwöhnen, während draußen wieder einmal die Welt unterging. Nachdem das Wetterchen durch war, brachen wir Richtung Piano Grande auf. Laut Karte sollte uns da eine interessante Landschaft erwarten – wir waren gespannt. Und so war es dann auch; einfach spektakulär. Leider setzte aber auch gleichzeitig die nächste Regenhusche zum Angriff an. Bei mediterranen vier Grad Celsius und Wind und Regen ging es immer am Kamm entlang.

Tief unter uns breitete sich die mächtige Ebene mit ihren schnurgeraden Straßen und den vielen Feldern aus. Im Hintergrund protzten schneeweiße Berge – Klasse das. Der Weg hinüber nach Castelluccio fuhr sich trotz des Mistwetters recht gut und der Ort mit samt der umrahmenden Kulisse erinnerte ganz stark an die Herr-der-Ringe-Verfilmung. In einer tollen Taverne fanden wir Quartier und der Ärger über das Wetter wurde mit Rotwein aktiv bekämpft.

nur die Besten kommen hier durch
nur die Besten kommen hier durch
Fotopferde
Fotopferde

Etappe 6

Daten:
52,88 km   8,4 km/h   6:15:12 h   56,1 km/h   2139 hm

Orte:
Castelluccio (1453) – Forca Viola (1936) – Foce (945) – Montemonaco (988) – Rubbiano (779) – Passo Cattivo (1869) – Frontignano (1200)

Eine herrliche Auffahrt mit grandiosem Blick auf die große Ebene, erfreute an diesem Morgen das kleiner Bikerherz. Zusätzlich machte das Wetter mal einen richtig guten Eindruck. Und so spulten wir der Schneegrenze entgegen. War der gesamte Aufstieg noch schneefrei, so mussten wir nun in einer mit viel Schnee verstopften Scharte absteigen. Ein paar nasse Socken später hatten wir den ersten Haufen hinter uns. Leider sollte es aber nicht der letzte sein. Und so quälten wir uns, aus Mangel an Alternativen, von Schneefeld zu Schneefeld. Irgendwann erspähten wir in weiter Ferne den weiteren groß ausholenden Wegverlauf durch noch so einige Felder, welche sich aber durch eine Querfeldeinquerung eines Steinmeeres prima abkükrzen ließ.

Kaum zurück auf dem Originalweg, so wurde selbst laufend der Weg zu einer Herausforderung. Nach den paar Minuten auf steilem und gerölligem Terrain, kam eine Sahneabfahrt auf Schotter gen Foce. Mit Höchstgeschwindigkeit flogen wir hinab – es war eine wahre Wonne. In Foce stärkten wir uns bei Pasta für den nächsten Aufstieg des Tages. Kurzes Intermezzo auf Asphalt bis es in das Val Tenna hinein ging. Wir wählten auf Empfehlung den geraden Weg durch den Tunnel. Man kam sich da drin zwar mit dem Tunnelblick vor wie ein Kaninchen vor der Schlange, aber wir kamen mit heilen Knochen durch.

Die nächsten Meter waren geprägt von einem ständigen Auf und Ab entlang des Flusses. Man hatte das Gefühl seine ganze Kraft auf nur wenigen Metern geradezu zum Fenster raus zu werfen. Irgendwann hatte der Spaß aber auch ein Ende und so hatten sich die Anleger des Weges entschieden, ein paar Flussdurchquerungen wären die beste Abwechslung für den Reisenden. Einen nassen Fuß später und mit so einigem an Glück, hatten wir auch das geschafft. Der Anstieg als solches war recht moderat, aber mittlerweile war die Kraft doch schon etwas abhanden gekommen. Und so schoben wir die letzten Höhenmeter ausschließlich hinauf.

Als Belohnung gab es – trara! – richtig: Regen und Graupel bei 5 Grad! Was für ein verzichtbarer ‚running gag‘ war das denn? Die Aussicht und die Abfahrt waren bei dem Regen und der Nässe absoluter Mist und der Ort Furtignano machte nicht wirklich den Eindruck als ob hier ein Mensch außerhalb der Winterszeit wohnte. Zum Glück rissen wir trotzdem ein Zimmer auf, welches zur Abwechslung sogar einmal eine funktionierende Heizung hatte. Zum Frustabbau fraßen wir uns am Abend regelrecht die Wanne voll (auf einer Fahrradtour Abnehmen war gestern).

Blick zurück in die Piano Grande-Ebene
Blick zurück in die Piano Grande-Ebene
und ewig grüßt der Schnee
und ewig grüßt der Schnee

Etappe 7

Daten:
71,02 km   17,3 km/h   4:05:14 h   69,2 km/h   1038 hm

Orte:
Frontignano (1200) – Ussita (744) – Casali – Pian del Capriolo (1550) – Fiastra (765) – Polverina – Lago di Caccamo – Tolentino

Alle Sachen hatten es Dank der Heizung geschafft zu trocknen. Der Gärtner gab uns einen Schlauch zum groben Entschlammen unserer Räder und die Sonne schien. Wieso dreht sich in dieser Tourenbeschreibung eigentlich fast alles nur ums Wetter?

Gemütlich konnten wir die ersten 500 hm des Tages nach Ussita hinab gleiten. Anschließend hat man bis Casali eine Strecke auf Asphalt bei gemütlicher Steigung. Dann änderte sich nur der Belag auf Schotter, die gemütliche Steigung blieb bis hinauf zum Pass. Bei diesem letzten Aufstieg kam uns der Himmel merklich komisch vor. Zwar war alles blau, aber irgendwie überkam einen bereits eine Vorahnung. Kurz vor dem Erreichen des Kammes kühlte sich die Luft deutlich ab und wie aus dem Nichts hörten wir ein Donnergrollen. Also schnell wieder rein in die Regenpelle und kräftig rein getreten. Ein Gewitter genau auf dem Kamm ist genau das was man da oben braucht.

Und so gab es nach blitzschnellem Aufziehen ein ordentliches Gesichtspeeling durch die recht großen Graupelkörner. Den Ausblick auf den See konnte ich nur flüchtig wahrnehmen. Zu sehr trieben einen die Blitze vorwärts. Mit Highspeed rauschten wir ins Tal und wir nahmen Zuflucht in einer ollen Pizzeria. Hier bewunderten wir stumm die Servierkünste eines Maulwurfs. Kräftiger Regen peitschte derweil draußen danieder. Nach zwei Stunden war uns dann das Warten zu blöde, wir wollten jetzt Richtung Auto, schließlich hatten wir die geplante Strecke geschafft.

Also raus in den Regen und auf nach Tolentino. Der Niederschlag wechselte dabei zwischen Nieseln, Platzregen und Normalregen – es war der gebührende Abschied von der Runde und den letzten Tagen. Im Tolentinos Bahnhof zogen wir erst einmal blank und wechselten in unsere Abendgarderobe. Nun folgte erst eine Bahnfahrt (soll ich das Ding wirklich als Bahn bezeichnen?) bis Civilanova und dann bis Giulianova. Hier wechselten wir in den Bus und so erreichten wir gegen 22 Uhr Temaro – was ein Ritt.

Am nächsten Morgen blockierten wir mit unseren Rädern den halben Bus bis nach Isola, aber dem Fahrer machte das scheinbar nicht viel aus. Und so endete die Tour, die sich die große Überschrift ‚Aquafitness‘ hart verdient hat. Wir können stolz behaupten, an wirklich jeden Tag (einschließlich An- und Abreisetag) nass geworden zu sein. Trotzdem hat mir die Tour Spaß gemacht, auch wenn die 1400 km Anreise echt hart waren. So sehr unterscheidet sich das Gelände nicht von den Alpen und die liegen deutlich näher, haben eine bessere Infrastruktur und die Übernachtungen sind dort nicht so teuer. Lobend muss man noch das Material hervorheben – keine Verluste oder Defekte an dieser Stelle. So soll das sein!

Endspurt bei kräftigem Donnerwetter
Endspurt bei kräftigem Donnerwetter
ein letztes Mal Trocknen
ein letztes Mal Trocknen

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