Dies ist die Fortsetzung der Beschreibung der Tour durch Kreta-Cross – Teil 2.

Etappe 9

Daten:
65,82 km   5:46:35 h   11,3 km/h   61,6 km/h   1900 hm

Orte:
Plakias (0) – Kanevos (~400) – Pass bei Kali Sikea (580) – Velonado (330) – Miriokefala (~700) – Kallikratis (730) – Asfendos (700) – Pass beim Akones (1110) – Imbros (775) – Hora Sfakion (0)

Der Tag begann bei knallender Sonne mit einem steilen Teerstück bergauf zur Kotsifou-Schlucht. Dort erzeugte die Enge der Schlucht wieder einen dermaßen starken Durchzug das wir das zweite Mal auf der Tour von den Rädern mussten – es war einfach nicht möglich zu fahren!

Nach der Durchfahrt von Kali Sikea kommt nochmal ein steiler Anstieg gefolgt von einer Abfahrt an deren Ende eine T-Kreuzung liegt, an der wir uns links hielten (rechts kommt man nach Rethimno). Man fährt nun durch ein saftig grünes, nach Hochebene aussehendes, Gebiet. Hier herrschte eine wunderbare Ruhe und Gemütlichkeit. Wir fuhren weiter auf nach Miriokefala und legten dort endlich eine Mittagspause ein (die Sonne knallte noch immer mit voller Kraft). Wir erhielten zu unserem Salat einen selbstgebrauten Raki, den wir nur aus reiner Gastfreundschaft mittags um 13.00Uhr zu uns nahmen. Raki kann ich nach dem Abendbrot im übrigen nur empfehlen.

Nun folgte ein angenehmer Schotterweg, welcher aber doch recht steil ist, über den nächsten „Pass“. Dort befindet sich eine Vierwegekreuzung an der wir geradeaus fuhren – direkt nach Kallikratis. Ab hier ging es durch wunderbare Schluchten und eine herrlich blühende Landschaft nach Asfendos, wo uns ein brutal langgezogener Aufstieg auf einer wiedermal völlig überdimensionierten Asphalt(autobahn)piste erwartete. Beim Straßenbau scheinen die Kreter echt zu spinnen, aber ich glaube das sagte ich bereits. Aus anderen Quellen ist zu erkennen das bis vor kurzen noch ein Schotterweg an dieser Stelle sich befand – wenn das so weitergeht auf Kreta brauch man in fünf Jahren nicht mehr mit dem MTB hin, weil alles asphaltiert ist.

Nach dem Pass geht es bergab nach Imbros, wo wir die Straße verließen und in die Imbrosschlucht abbogen. Am Anfang wusste ich nicht so recht was der Weg sollte und ob wir den wirklich fahren sollten, aber das änderte sich 😉 Der Weg wurde zum absolut krassen, traumhaften Trail – wir hatten hier alles: Absätze, Geröll, Engen, Landschaft, … Die Gabel arbeitete am Limit und das Adrenalin schoss durch den ganzen Körper. Jeder kleine Fehler hätte zu einem bösen Sturz führen können – eigentlich wundert’s mich, das wir heil da raus kamen.

Ich empfehle jedem der sehr gut mit seinem Rad umgehen kann sich die Arbeit zu machen und da runter zu würgen. Entweder man haßt den Weg wie die Pest oder wird ihn für immer in seinem Leben lieben, so wie wir es tun (wer hätte das gedacht). Ich glaube ich werde nun viele kommende Passagen mit diesem einen Weg vergleichen – mal sehen ob es einer schafft ebenbürtig zu sein 😛 Nach der Imbros-Schlucht fährt man locker pedalierend ins gemütliche Hora Sfakion und lässt den Tag geistig beim Raki nochmal Revu passieren.

Auffahrt hinter Miriokefala
Auffahrt hinter Miriokefala
Trial in der Imbros-Schlucht
Trial in der Imbros-Schlucht

Etappe 10

Daten:
86,95 km   5:22:16 h   16,1 km/h   53,6 km/h   1661 hm

Orte:
Sougia (0) – Agriles (480) – Epanohori (580) – Omalos (1050) – „Kante“ Omalos-Hochebene (1123) – Lakki (475) – Fournes (85) – Hania (0)

Nach einem nunmehr reellen Ruhetag, bei dem wir mit dem Boot über die Samaria-Schlucht nach Sougia übergesetzt haben, ging es nun Richtung Omalos-Hochebene. Dabei schlugen wir die nördliche Straße nach Epanohori ein, welche gut zu fahren ist und dabei stetig an Höhe gewinnt. Die Strecke ist sehr ruhig und man hat die ganze Zeit die weißen Berge (Lefka Ori) zur Rechten.

Eine kleine Mittagspause in der Taverne folgte und danach ging es lang und zäh bergan bis man einen Pass erreicht. An dieser Stelle erhascht man fast einen Blick auf das nördliche und gleichzeitig das südliche Mittelmeer – scheinbar steht man genau inselmittig. Der Sturm an diesem Pass war wiedermal fast unerträglich, aber wir haben uns durchgekämpft. Der finale Anstieg zur Kante der Omalos-Hochebene zog sich unerwartet lang hin – gleichzeitig fiel die Temperatur merklich in den Keller. Nach der Kante durchquert man nun die halbe Ebene und findet eine grandiose (zu unserer Zeit verschlafene) Landschaft vor.

Im Ort Omalos mussten wir noch einmal zum Kaffee an einem Kamin anhalten, da uns fast die Finger abfroren (nat. Übertreibung). Eigentlich wollten wir hier übernachten, aber wir fanden es zu zeitig um schon aufzuhören und fuhren daher noch ein Stück weiter. Es folgte nach einem kurzen Anstieg eine lange Abfahrt bis Lakki mit einem herrlichen Blick auf die gesamte Nordküste. Ab hier schlängelte sich nun der Weg durch riesige Orangenplantagen, welche in voller Blüte standen und gleichzeitig geerntet wurden – es roch in dem ganzen Gebiet wunderbar – ja schon fast berauschend.

Eigentlich wollten wir nun in Fournes übernachten, aber wir fanden kein Quartier. Also wieder aufgesetzt und mit einem 30 km/h-Durchschnitt nach Hania gedonnert. In Hania fanden wir ein schönes Quartier und hatten wieder einmal einen langen harten Tag hinter uns – wir brauchens ja!

Blick vom Boot auf die Südküste
Blick vom Boot auf die Südküste
Auf der Omalos-Hochebene
Auf der Omalos-Hochebene

Etappe 11

Daten:
91,91 km   4:31:11 h   20,3 km/h   59,1 km/h   1045 hm

Orte:
Hania (0) – Souda (0) – Aptera (193) – Vrysses/Vrises (50) – Georgioupoli (5) – Kournas-See (25) – Kournas (200) – Episkopi (120) – Gonia (180) – Rethimno (0)

Aus Hania heraus hatten wir leider tierische Probleme. Wir mussten ca. 5000 mal nach dem Weg fragen und kamen am Ende auf der Autobahn raus. Wir dachten uns: was solls – wir sind hier auf Kreta. Also fuhren wir einige Kilometer mal Autobahn 😉 Zwischendurch fuhren wir bei Souda wieder runter. Ich kann jedem nur empfehlen in Hania nicht nach dem Weg nach Rethimno zu fragen, sondern lieber nach Souda.

Es folgte ein kleiner Aufstieg mit einem Abstecher nach Aptera – wo das Kastell Paleokastro steht. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Souda-Bucht. Nach dem Abstecher ging es quer durch wunderschöne Wälder bis nach Vrises und anschliessend nach Georgioupoli.

Ha, und zwischendurch was Kurioses – ich traf meinen Zimmerkollegen von der Arbeit – wir hielten ein kleines Schwätzchen und trafen uns tatsächlich noch zwei mal an dem Tag 🙂

Kurz vor Georgioupoli durchfuhren wir eine herrliche Eukalyptusallee und machten hier eine Rast. Anschließend kam ein Anstieg zum einzigen Süßwassersee Kretas, wo man den verblüffenden Eindruck bekommt an einem Gebirgssee in den Alpen zu sein – hier herrschte eine wunderbare Ruhe und Idylle. Es folgte die Auffahrt nach Kournas, eine Abfahrt und darauf wieder eine Auffahrt nach Episkopi. Der Übergang bis Gonia wurde langsam aber sicher immer anstrengender. Das lag nicht an einer übermäßigen Steigung, sondern mehr an den nun langsam nachlassenden Kräften.

Wir erreichten die recht idyllische Stadt Rethimno und taten uns schwer ein Quartier zu finden. Leider war das, welches wir nun nahmen, verdammt laut gelegen – aber das konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Zum Glück waren wir so fertig das wir einigermaßen durchschlafen konnten…

Am Kournas-See
am Kournas-See
Der Hafen von Rethimno
der Hafen von Rethimno

Etappe 12

Daten:
102,68 km   4:37:50 h   22,1 km/h   54,7 km/h   1028 hm

Orte:
Rethimno (0) – Stavromenos (0) – Perama (80) – Mourtsana (150) – Apladiana (180) – Damasta (380) – Marathos (380) – Pass danach (470) – Heraklion (0) – Kato Gouves (0)

Ab Rethimno ging es entlang der Old Road bzw. Promenade auf 0hm und mit Rückenwind bis nach Stavromenos (so liebt man manchmal Radfahrn). Ab dort wendet sich die Straße ins Landesinnere und erreicht nach Perama ein wunderschön zu durchfahrendes Tal, welches grünte und grünte. Diese Passage erstreckt sich über viele Kilometer bis nach Damasta. Ich weiß das ist streng verkürzt geschrieben, aber viel passiert nicht und man genießt einfach nur die Natur und lässt sie wirken.

In Damasta legten wir eine Zwischenpause ein und tranken einen Kaffee. Eigentlich hatten wir starken Hunger, aber hier gab es leider nichts. Nach dem letzten finalen Anstieg dieser Tour auf den Pass hinter Marathos, erhielten wir einen unglaublichen Blick bis nach Heraklion. An dieser Stelle steht eine Taverne, welche uns verköstigte und von der aus wir den Anblick genossen. Die Abfahrt auf der Straße ist saugenial und man erreicht in kürzester Zeit Heraklion. Hier warfen wir einen Blick auf die Hafenanlage und etwas später auf den Flughafen (man muss ja schauen ob der Abflugtermin noch der gleiche ist). Die letzten 20 Pistenkilometer bis Kato Gouves waren dann nur noch Pflicht und vergingen wie im Flug.

Endlich waren wir am Ende unserer Tour angekommen und vollkommen fertig. Ohne den andauernden Rückenwind an diesem Tag hätten wir mörderisch zu tun gehabt anzukommen, aber so gings. Fazit: saugenialer Urlaub und fix und fertig mit der Welt!

Am nächsten Tag nahmen wir uns ein Mietauto und fuhren ins Landesinnere um all die Leckereien einzukaufen, an die wir uns mit der Zeit gewöhnt hatten: Raki, Feta, Käse und Olivenöl. Außerdem nahmen wir noch die Ausgrabungsstätten Festos und Gortis mit. Leider war dann auch schon der Urlaub um und es ging wieder heimwärts…

Entlang saftiger Orangenplantagen
Entlang saftiger Orangenplantagen
Panoramablick auf Heraklion
Panoramablick auf Heraklion

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