So einige Touren in den Alpen hatten wir nun ja bereits in den Beinen und die Hochglanzmagazine propagierten fröhlich immer neue Ideen wo man denn alles mal noch hinfahren könnte. Eine Tourenbeschreibung der Mountainbike beschrieb einen Kreta-Cross, wodurch sofort die Neugier geweckt war und das Reisefieber zuschlug. Also auf, etwas Neues wurde gewagt…

Länge: 873,66 km
Höhe: 15.541 hm
Etappen: 12

Etappe 1: Sightseeing in Knossos

Daten:
55 km   1:10:00 h   21,3 km/h   58,8 km/h   ~250 hm

Orte:
Kato Gouves – Gournes – Heraklion – Knossos – Skalani – Karteros – Gournes – Kato Gouves

Nach erfolgreicher Landung, der Taxifahrt zu unserer über Internet bestellten Unterkunft und dem Zusammenbau unserer Räder, wollten wir noch einen kleinen Ausflug zur berühmten Ausgrabungsstätte von Knossos tätigen. Dabei fuhren wir entlang der Küste westwärts auf der Old Road mit starkem Rückenwind nach Heraklion. In dieser Stadt erwartete uns das typisch südländische Verkehrsverhalten, was wir zu dieser Zeit noch nicht gewöhnt waren und deshalb als wahnsinnig belastend empfanden. Der Anstieg nach Knossos erfolgt über eine stark befahrene Straße … auch kein Vergnügen.

Unglaublich unspektakulär war die Besichtigung der Palastanlage, da keinerlei beschreibende Schilder aufgestellt sind. Der Besuch ist trotzdem auch für Nichthistoriker empfehlsam, aber man sollte sich den Kauf eines Führers erlauben und sich 2-3 Stunden Zeit nehmen. Die Rückfahrt zum Quartier wollten wir uns über Heraklion ersparen und wichen über eine angenehm zu fahrende Schotterpiste südlich von Knossos über Skalini aus. Die Küste und damit die Old Road erreicht man auf diesem Wege knapp östlich hinter dem Flughafen. Glücklicherweise hatte sich in der Zwischenzeit der Wind wieder einigermaßen beruhigt.

Mit dem MTB auf der Old Road von Kreta nach Knossos
Auf der Old Road nach Knossos
Ein Higlight auf dem Kreta Cross war die Besichtigung von Knossos
Besichtigung von Knossos

Etappe 2: von Kato Gouves nach Tzermiado

Daten:
46,7 km   3:53:00 h   12,0 km/h   55,9 km/h   1296 hm

Orte:
Kato Gouves (0) – Gouves – Koxari (160) – Kalo Horio (300) – Potamies (160) – Gonies (330) – Kera – Ambelos Afhin (900) – Pinakiano – Tzermiado (815)

Leider hatte mich in der Nacht und an diesem Tage der Durchfall gut im Griff, womit wir starke Probleme hatten vorwärts zu kommen. Ich fühlte mich, gleich zu Beginn dieses Kreta-Cross, sehr geschwächt und dann kam auch noch dieser harte böige Südwind hinzu. Der erste Teil der Strecke durch Gourves und Kalo Horio war sehr steil und wie schon erwähnt windig. Man fährt dabei an dem gut sichtbaren, mit Lauschantennen bestückten, Ede-Berg vorbei. Danach erfolgt eine Abfahrt und ein leichter Anstieg nach Potamies, wo wir eine lange, mit Salat versüßte, Mittagspause einlegten. Anschließend radelten wir über eine Art Ebene bis nach Gonies.

Ab da erfolgte ein furchtbarer Anstieg mit langen Schiebepassagen. Der Grund für die Schieberei lag in den dermaßen stark böigen Wind, so dass wir zum Teil Gefahr liefen von der Straße, und somit in den Abhang, gedrückt zu werden (ohne Scheiß). Am schlimmsten war der Sturm in der Enge des Ambelospasses, wo wir den höchsten Punkt unserer Etappe erreichten. Schön sind die mitlerweile zerfallenen Windmühlen am Zugang zur Lassithi-Hochebene anzuschauhen. Leider sind von den traditionellen Windrädern kaum noch welche in Betrieb um Wasser zu fördern. Daher fanden wir den von Postkarten bekannten Anblick der Lassithi mit den Windrädern nicht mehr vor.

Es folgte noch eine kurze Abfahrt hinab in die Lassithi-Hochebene und die Fahrt auf dem Ringweg nach Tzermiado. Wir übernachteten indessen in dem einzigen offenen Hotel am Ortsausgang.

Auffahrt zum Abelos-Pass und Blick über Kreta
Auffahrt zum Abelos-Pass
Einfahrt in die Lassithi-Hochebene
Einfahrt in die Lassithi-Hochebene

Etappe 3: von Tzermiado nach Tsoutsouros

Daten:
58,5 km   3:28:00 h   16,8 km/h   55,8 km/h   929 hm

Orte:
Tzermiado (815) – Agio Georgios – Panagia Limnakaro (1080) – „Pass“ (1180) – Embaros (485) – Thomadiano (420) – Martha – „Pass“ (530) – Keratokambos (0) – Tsoutsouros (0)

Zu Beginn der Etappe fuhren wir auf dem Rundweg der Lassithi-Hochebene über Agio Georgios nach Avrakondes. Am Dorfplatz biegt man links auf einen Schotterweg ab (bei uns noch durch einen roten Pfeil symbolisiert). Ab hier konnten wir auf einer wunderbar zu fahrenden Schotterpiste einige Höhenmeter hinter uns bringen und im folgenden hinter dem Sattel zur Kapelle Panagia Limnakaro abfahren. Da die Sonne mächtig brannte, legten wir eine Rast zwischen den davor befindlichen Bäumen ein und besichtigten die kleine, mit weihrauchgeschwängerter Luft befüllte, Kapelle.

An der nächsten Kreuzung – hinter dem Gatter – fuhren wir geradeaus und nach wenigen hundert Metern kam die nächste Kreuzung an der man sich rechts halten muss, um nicht zur gut sichtbaren Hütte aufzufahren. Der nächste Pass des Kreta-Cross kam schnell heran und ab da kamen wir in den Genuss eines wahrhaft prächtigen Schotterdownhills, der unsere MTB ordentlich durchschüttelte. Kilometerweit schlängelte sich die Piste bergab nach Embaros. Im dahinterliegenden Dorf Thomadiano legten wir die wohlverdiente Mittagspause ein und genossen den wunderbar frischen griechischen Salat und die Besiegung des Dikti-Gebirges.

Die anschließende Überfahrt nach Martha ist unspektakulär, aber landschaftlich schön. Der nun folgende längere Anstieg auf einer überdimensionalen Asphaltpiste machte wenig Spass, die darauf folgende Abfahrt mit herrlichem Blick auf das Libysche Meer schon ehern. In Keratokambos gabs nochmal nen Kaffee am Meer und dann fuhren wir entlang der Küste auf einer recht häßlichen Piste nach Tsoutsouros. Dabei handelt es sich um ein kleines Fischerdorf mit wenigen Touristen und grobsteinigen Strand. Aus reiner Pflichterfüllung hab ich mich noch am Abend durchgerungen in feuchte Nass zu springen. Eins muß man Kreta im April lassen – das Wasser ist herrlich sauber und mit 16 °C auch angenehm temperiert.

mit dem MTB quer durchs Dikti-Gebirge auf Kreta
quer durchs Dikti-Gebirge
Poser am Libyschen Meer
Poser am Libyschen Meer

Etappe 4: von Tsoutsouros nach Lendas

Daten:
84,8 km   6:52:46 h   12,3 km/h   63,6 km/h   2425 hm

Orte:
Tsoutsouros (0) – Ahendrias (680) – Ethia (710) – Mournia – Paranimfi (600) – Platanias (860) – „Pass“ Kofinas (1100) – Panagia (300) – Vasiliki – Leto – Tripti (0) – „Pass“ (250) – Lendas (0)

Nach einem kräftigen Frühstück ging es nun an die Durchquerung des Asteroussia-Gebirges, auf einer zuerst richtig steilen Schotterpiste. Der Anstieg nahm dann angenehmere Ausmaße an, so dass wir die ersten 680 hm bis Ahendrias recht flott hochkamen und noch nicht zu viele Körner dabei liessen. Bei der Überfahrt nach Ethia und Paranimfi wechselte der Untergrund zwischen Asphalt und Schotter. Gleichzeitig bekamen wir etwas Nass mit viel Wüstenstaub aus Afrika ab, was recht unangenehm war.

Der Aufstieg zu den Ruinen von Platanias gestaltete sich orientierungstechnisch als schwierig, da die Karten Kreuzungen auswiesen die es nicht gab. Zum Glück konnten uns Einheimische den Weg weisen. Daher fährt man einfach den großen Schotterweg hinter dem Dorf durch das Tal entlang bis zum Ende, wo man kurz vor den Ruinen an der Kreuzung nach rechts oben abbiegt. Der nun folgende Anstieg war wieder härterer Natur. Oben angekommen hatten wir durch schlechte Sichtverhältnisse starke Probleme mit der Orientierung. Schön war aber der Anblick des hohen Berges Kofinas gewesen. Wir fuhren an der ersten Kreuzung geradeaus und an der nächsten nach rechts. Das Problem war, das es massenweise Wege da oben gibt, welche irgendwo beginnen und irgendwo enden…

Naja, wir kamen schliesslich nach einem saugenialen Schotterdownhill in Panagia in der Mesara-Ebene heraus. Es folgte die Überfahrt durch einen Olivenhain nach Vasiliki und der Aufstieg zum Eingang der Tripti-Schlucht. Ein wunderbares Panorama erstreckte sich ab hier vor uns. Kreisende Geier und schroffe Felswände zierten die Abfahrt. Nach der Durchfahrt durch die Enge der Tripti-Schlucht kommt man direkt am Strand des Libyschen Meeres heraus … ein Highlight vom Kreta-Cross.

Nach ein paar Minuten der Ruhe erfolgte der Aufstieg zum nächsten 250 m hohen Pass, wobei wir noch einen Zwischenstop zum Schlauchwechseln einlegen mussten. Die Überfahrt nach Lendas gestaltete sich nach dem langen Tag als äußerst zäh und nervenaufreibend, da konnte auch die wunderschöne Natur nichts gegen ausrichten. Am Ende des Tages waren wir jedenfalls echt platt, aber es war von der Piste her der schönste Tag gewesen – soviel Schotterpiste sahen wir den Urlaub nie wieder.

Auffahrt Richtung Kofinas
Auffahrt Richtung Kofinas
der Kreta-Cross führt auch durch die berühmte Enge der Tripti-Schlucht
berühmte Enge der Tripti-Schlucht

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