Die Tour trägt in ihrer ausgearbeiteten Version den Namen Via Migra (von Mittenwald zum Monte Grappa). Wir kürzten das Ganze etwas ein und starteten am Brenner, nahmen dafür danach keine einzige Seilbahn in Anspruch. Wir trotzten den anspruchsvollen Bergen mit den vielen Höhenmetern mit ausreichend Cappuccino-Energie.
Länge: 383,52 km
Höhe: 12.798 hm
Etappen: 6
Etappe 1
Daten:
57,26 km 9,9 km/h 5:45:06 h 62,0 km/h 2133 hmOrte:
Brenner (1320) – Enzianhütte (1894) – Schlüsseljoch (2212) – Kematen (1440) – Pfunderer Joch (2568) – Pfunders – Mühlbach (860)
Ganz langsam näherten wir uns dem Brenner. Trotz sehr zeitigem Aufstehen waren bereits ungemein viele Urlauber auf den Beinen und verstopften alle möglichen Strecken, die wir auch vorhatten zu benutzen. Am Brenner suchten wir uns einen schönen Stellplatz für das Auto, dann Rad ausgepackt, rein in die Radsachen und auf gehts – erstes Ziel: Schlüsseljoch.
Ganz gemütlich ließen wir es auf einer 1A-Asphaltpiste und mit einer äußerst reizvollen Steigung angehen. Ab der Enzianhütte mußten wir hin- und wieder mal schieben, aber das war echt kein Ding. Unschön war dagegen die Abfahrt. Nach nur 300 Metern fuhr ich bereits auf der Felge und die eigentlich dazwischen befindliche Luft war weg. Also Schlauch wechseln und weiter. Mir machte die Abfahrt anfangs keinen Spaß – dem Meister schon ehern. Im Tal im kleinen örtchen Kematen, kehrten wir in der Alpenrose zu einer ordentlichen Portion Nudeln ein.
Da die Wetterfee für den Nachmittag Regen verkündete machten wir uns ziemlich flott wieder auf das Rad. Der Weg Richtung Pfunderer Joch zog dabei aber mächtig an. Ich drückte also kräftig in die Pedalen rein und das war so kurz nach dem Essen wohl nicht die beste Idee. Der Magen fing an sich zu verkrampfen und ich musste so einige Meter zu Fuß zurücklegen. Tröstend war, dass man weiter hinten raus sowieso nicht mehr hätte fahren können. Auf dem Joch war es wahnsinnig frisch und stürmisch, daher vergeudeten wir nicht viel Zeit sondern stürzten uns in den technisch tollen Trail. Wo es weiter unten etwas schneller wurde, knallte es noch einmal und der nächste Schlauch war dahin. Was bitte soll das denn werden? Zum Glück hielt der Flicken dann bis nach Mühlbach hinein.
Etappe 2
Daten:
58,94 km 8,7 km/h 6:44:00 h 55,8 km/h 2549 hmOrte:
Mühlbach (750) – Nauders – Zumis – Ronerhütte (1832) – Jakobskopf – Glittner Joch – Maurer Berghütte (2130) – Würzjoch (1987) – Gömapass (2111) – Campill (1398) – Joel-Joch (1726) – Badia Abtei (1400)
Gewitter in der Nacht, Regen am Morgen, Aufreißende Wolken beim Tourstart – wo gibts denn sowas? Und so konnten wir exorbitant schwitzend hinauf zur Ronerhütte spulen. Nach 1000 Höhenmetern und viel Gestrampel waren wir oben und schauten dem Treiben beim Kirchtag zu. Hierzu passend genehmigten wir uns eine Bratwurst nebst Radler bei zünftiger Blasmusik. Selbige hörten wir bei so einigen Almen an denen wir im weiteren Verlauf vorbei kamen. Und so windete sich der Weg mit ständigem auf und ab immer den Kamm entlang. Hier und da musste geschoben oder ein Fotostopp eingelegt werden. Zu schön war der Blick in die umliegenden Berge. Leider waren doch noch ein ganz paar Wolkenfetzen unterwegs.
In der Maurer Berghütte genehmigten wir uns uns Cappuccino und leckeren Kuchen und dann ging es hinab in die erste richtige Abfahrt des Tages. Und überraschung – diesmal behielt mein Hinterrad mal seine Luft. Nach dem Würzjoch folgte ein sehr schicker Weg hinüber zum Gömapass. Schön verbockt konnte man mal etwas auf Techniker machen, es lagen genügend Felsbrocken vom Reiterkofel für alle herum. Am Ende musste aber noch einmal richtig deftig geschoben werden.
Auch die nächste Abfahrt nach Campill schafften wir ohne Platten, allerdings waren beim Meister zwei Speichen bockig und wurden daher entfernt. Das Joeljoch ließ sich super erfahren und auch die folgende Abfahrt nach Badia Abtei war nicht von schlechten Eltern. In Badia Abtei fanden wir tatsächlich an einem Sonntag Abend einen Radladen, welcher einen neuen Schlauch und drei neue Speichen ganz zufällig im Angebot hatte.
Etappe 3
Daten:
60,74 km 9,4 km/h 6:26:35 h 53,1 km/h 2132 hmOrte:
Badia Abtei (1324) – St. Kassian – Passo di Valparola (2192) – Rif. Bai de Dones – Rif. Cinque Torri – Rif. Averau (2649) – Colle S. Lucia – Selva di Cadore (1336) – Rif. Fertazza (1839) – Alleghe (980)
Wie am letzten Tag konnten wir bei Regen aufstehen und frühstücken und genau bei Tourstart hörte es nahezu auf. Nur ein paar vereinzelte Regentropfen begleiteten uns auf den ersten Metern entlang des Flusses hinauf nach St. Kassian. Und so schlängelte sich der Weg, zumeist recht gemütlich auf Schotter hinauf zum Valparolapass. Je höher wir dabei kamen, umso mehr nahmen Regen und Wind zu, dafür die Temperaturen aber ab.
Oben erwischten wir einen absolut mistigen Weg hinüber zum nächsten Pass. Es war nass, es war total glitschig, voller Modder und richtig sinnlos zu fahren. Wir setzten also schnellstmöglich wieder über zur Straße und rollten auf dieser Richtung Tal hinab zum Rif. Bai de Dones, wo wir uns einen kleinen Capuccino gönnten. Eine kurze Schiebepassage später radelten wir hinauf zum Rif. Cinque Torri, wo wir zum Mittagessen einkehrten. Das Gezeter vom Nachbarstisch über das Mittagessen, das Geld uns sowieso genossen wir aus der ersten Reihe.
Anschließend ging es, meist schiebend, weiter zum Rif. Averau. Was nun folgte kann man kaum beschreiben – ein Superlativ reiht sich hier am Nächsten. Ein erstklassiger Trail zieht sich über etliche Kilometer hinüber und hinab ins Tal und das bei einer fantastischen Kulisse. Und so flogen wir mit Höchstgeschwindigkeit und breitem Grinsen dahin. War das der beste jemals gefahrene Trail?
In Selva di Cadore gabs nochmal einen Capuccino und ich besuchte noch die kleine hübsche Kirche. Bei der letzten Auffahrt des Tages hinauf zum Rif. Fertazza passierte nicht wirklich viel. Mit angenehmer Steigung ging es immer bergan. Die folgende Abfahrt nach Alleghe war nochmal von der heftigeren Sorte. Aufgrund der Nässe war alles wahnsinnig rutschig, aber die Reifen und die Federung arbeiteten auf Hochtouren, sodass wir trotzdem unseren Spaß hatten. Gegenüber der Abfahrt vom Rif. Averau stinkt aber wahrscheinlich vieles ab.
Etappe 4
Daten:
52,62 km 9,4 km/h 5:32:51 h 66,7 km/h 2124 hmOrte:
Alleghe (980) – Forc. di S. Tomaso (1367) – Canale – Falcade (1161) – Passo di Valles (2031) – Malga Venegia – Baita Segantini (2170) – San Martino di Castrozza (1450)
Der Tag begann mit einer recht schweißtreibenden Auffahrt zur Forc. di S. Tomaso, bei der wir etwas Fremdunterhaltung aus Memmingen hatten. Schon wenige Meter nach dem übergang trennten sich aber wieder unsere Wege und wir flogen hinab ins Tal. Unten folgten wir dann dem Fluss bis nach Falcade. Kurzer Bäckerüberfall, alles vollkrümeln und ab gings Richtung Passo di Valles. Da wir wenig Lust verspürten das ganze Ding auf Straße hochzukurbeln, probierten wir einen gestrichelt eingezeichneten Wanderweg. Leider entpuppte sich dieser als unfahrbare Skipiste und so schoben wir ein paar hundert Höhenmeter. Nebenbei wurdet wir auch noch etwas befeuchtet. Auf der Passstraße ging dann alles deutlich leichter und flockiger von der Hand. Zwischendurch regnete es einmal dermaßen stark, dass wir noch einen Capuccino schlürfen mussten. Als Unterhaltungsprogramm wurde uns ein Hundekonzert der ganz großen Sorte dargeboten. Auf dem Pso. di Valles hielt uns nichts und so rauschten wir, wieder auf Straße, mit Höchstgeschwindigkeit hinab ins Tal um schon bald wieder in ein Nebental abzubiegen. Eine wunderschöne Kulisse tat sich da vor uns auf. Mit wenig Steigung und auf prima Piste ging es immer tiefer Richtung Baita Segentini. Da wieder einmal stärkerer Regen einsetzte entschlossen wir uns zu einer kleinen Rast. Richtig gute Suppe wurde uns aufgetischt. Dann war aber endlich Schluss mit Wetter und wir konnten auf einem schönen Weg in eine wunderschöne Landschaft eintauchen. Mittlerweile waren auch die Wanderwege frei von jeglichen Fußvolk und so war auf einmal mitten in Italien Stille. Ohne Pause ging es weiter zur Talabfahrt – und die war mal wieder saulecker.Mit hoher Geschwindigkeit schneidet man hier die Serpentinen der Verkehrsstraße – erst an den Kehren, später genau in der Mitte. Und da sich für den Spaß gleich ein kleiner Alfa fand, entstand eine kleine Jagd den Berg hinab. Also semmelten wir zu dritt da fröhlich hinunter und ich muss gestehen, der Alfa war leider immer einen winzigen Tick schneller als wir. In San Martino di Castrozza fanden wir leider nur sauteure Quartiere. Aber der erneut einsetzende Regen half mit Nachdruck bei der Entscheidungsfindung. An sich war das heut ein recht gemütlicher Tag – nahezu ein Ausruhtag. Am Abend gab es nach dem reichhaltigen Abendbrot noch den besten jemals genossenen Grappa – einen Müller Thurgau.
Etappe 5
Daten:
98,99 km 12,6 km/h 7:45:44 h 78,1 km/h 2192 hmOrte:
San Martino di Castrozza (1450) – Lago di Calaita (1621) – Goberra (984) – Bunker Monte Totoga (~1500) – Lago del Senaiga (390) – ex Forte di Cima Campo (1512) – Arsie / Rocca (290)
Abendbrot und Frühstück waren erste Sahne, da haben sich zum Glück die paar Euro mehr doch gelohnt. Des Meisters Laufrad hatte mitlerweile auch wieder 32 Speichen und so konnten wir frohgemuts in den neuen Tag starten. Die Auffahrt zum Lago di Calaita war schön einfach zu fahren, bis auf einen kleinen Zwischenabschnitt bei dem man sich fragte wo der gerade herkommt – hier musste mal kurz geschoben werden. Die wenigen Kilometer zum Goberrapass mussten auf normaler Straße überwunden werden, aber wir fanden keine wirkliche Alternative. Mächtig in die Beine (und Arme) ging es beim Aufstieg zum Monte Totoga. So einige Höhenmeter mussten wir kräftig schieben, wohingegen der Anfang und das Ende jeweils recht moderat fahrbar waren. Die alte Bunkeranlage da oben war schon recht beeindruckend. über zwei Etagen gab es mehrere Kammern von denen man einen wunderbaren Blick hinab ins Tal hatte. Allerdings hatten die Jungs vor knapp 100 Jahren das ganze Ding nicht wegen der schönen Aussicht gebaut… Die Abfahrt erfolgte über eine extrem lange Militärschotterpiste mit sagenhaften 48 Kehren. Trotz des vielen Federwegs wurden wir dabei kräftig durchgeschüttelt. Im Tal empfing uns das erste mal im Urlaub ein wenig Hitze – hier liebte man sogar einmal kurzzeitig den Schatten. Wir fuhren noch bis zu den Dörfern beim Lago del Senaiga und wollten hier eigentlich mal etwas futtern. Einem langen Monolog eines Italieners konnten wir aber entnehmen, das es möglicherweise in Lamon etwas gäbe. Da das örtchen nicht wirklich in unserer Richtung lag, entschieden wir uns aber für weiterfahren, denn laut Karte müsste auf dem nächsten Berg wohl ein Albergo stehen. Zirka 1200 Höhenmeter trennten uns also von unserem nächsten Ziel. Ein kurzes Schiebstück, eine angenehme Schotterpiste und einmal Querfeldein-den-Berg-hinauf später, standen wir dann vor der Tür. Da es doch schon später Nachmittag war, gönnten wir uns hauptsächlich frische Getränke und Crossaints aus der Tüte – wir waren zufrieden. Der Wirt empfahl uns dann noch ein Quartier am Lago di Corlo. Auf dem nahen Gipfel besuchten wir noch ein altes Fort und dann ging es hinab ins Tal. Auch hier fanden wir in der Karte leider keine Alternative zur Straße, aber so gings schneller. Leider war das vorgeschlagene Quartier an diesem Tag geschlossen und wir suchten noch ein ganzes Weilchen nach einer Alternative. Mit ein wenig Glück fanden wir dann mit Hilfe von Einheimischen ein kleines B&B. Zum Abendessen fuhren wir nochmal zurück nach Arsie, wo wir unseren Memminger wiedertrafen und in eine gemütliche Unterhaltung bei Pizza und Wein verfielen. Die Heimfahrt in pechschwarzer Nacht und ohne Licht war spannend.
Etappe 6
Daten:
54,97 km 11,6 km/h 4:42:11 h 64,9 km/h 1668 hmOrte:
Arsie / Rocca (290) – M. Cismon (1270) – Monte Grappa (1745) – Bassano del Grappa (129)
Nur noch wenige Kilometer trennten uns von unserem Ziel, aber dazu mussten wir nochmal ordentlich bergauf. Bis M. Cismon geht es mit moderater Steigung nahezu 1000 Höhenmeter auf Schotterstraße hinauf. Leider wollte heute ein Knie eine Extrawurst spielen – warum denn auch nicht? Trotz der scheinbar recht starken Schmerzen biss sich der Meister hinauf. Für den oberen Teil des Gipfels nahmen wir daher lieber die Straße – das ging doch etwas leichter. Nur der letzte kleine Anstieg ging dann etwas querfeldein. Das auf dem Gipfel errichtete Monument war sehr beeindruckend. Hier wird der vielen Schlachten des Gebirgskriegs gedacht. Zu unseren Füßen breitete sich eine riesige platte Ebene aus. Angeblich kann man an schönen Tagen von hier aus bis nach Venedig sehen. Wir hatten da leider etwas Pech, nur ein paar Wolkenlücken ließen die Weite erahnen. Im Rifugio gönnten wir uns mal wieder einen Capuccino und ein Stückchen Kuchen. Die Abfahrt war ein Mix aus Schotter und Straße und konnte leider nicht wirklich überzeugen. Da wir derart gut im bzw. vor dem Zeitplan lagen, entschieden wir uns direkt in Bassano zum Bahnhof zu fahren. Und siehe da, nur wenige Minuten später saßen wir außerplanmäßig im Zug Richtung Brenner – Radmitnahme, kein Problem. Und so erreichten wir noch vor Mitternacht unser Auto. Die ganze Tour war ein richtiger Hammer. Tolle Trails, fahrbare Aufstiege und eine schicke Landschaft überzeugten auf ganzer Linie.
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