Dies ist die Fortsetzung der Beschreibung der Tour von Lindau nach Ruhpolding – Teil 1.
Etappe 5
Daten:
69,56 km 11,4 km/h 6:04:54 h 64,4 km/h 1992 hmOrte:
Grainau (790) – Partnachklamm – Elmau (1008) – Schachenhaus (1866) – Ferchensee – Mittenwald (911) – Am Seinsbach – Vereinalm / Krinner Kofler Hütte (1406) – Furt (1126) – Jagdhütte (1263) – Hinterriß (928)
Diese Etappe als Sepps Gastkommentar:
Nachdem wir schon am gestrigen Abend die Route 10tausendmal hin und her diskutiert hatten, setzten wir die Diskussionsrunde bei Kaffee + Kakao, sprich dem Frühstück fort. Hinzu holten wir die Wettereinschätzung („Es wird Regen geben“) sowie Gebietskenntnisse unseres Gastgebers und entschieden uns kameradschaftlich – es war also eine gütliche Einigung im gegenseitigen Einvernehmen – gleich das Schachenhaus hinauf zu würgen und dafür das Reintal auszulassen. Also zunächst nach Garmisch Partenkirchen zu den Schanzen, um dann am Tore zur Partnachklamm mit all unserem Charme den einheimischen Kriegsminister alias Kassierer um Einlass zu bitten. Es gelang. Es lohnte sich. Es wurde für gut befunden. Es kann empfohlen werden. Nach Elmau dann so lala. Am Parkplatz mussten wir beinahe fluchtartig und auf Befehl einer „charmanten“ älteren Dame unsere Position vor der Wanderkarte der Durchführung des durch die am Steuer des Golf befindlichen älteren Dame II, opfern. So geschockt begannen wir den eigentlichen Anstieg zum Schachenhaus. Die Piste geht hier ordentlich hoch, so dass die Höhenmeter nur so purzelten. Dafür ist der Rest ehern unspektakulär. Die Wettersteinalm war der Auftakt zu einer ab jetzt sehr gerölligen Piste. Weiter oben wird es dann mal etwas flacher und die Piste zieht am imposanten Bergmassiv zur Schachenhütte und diesem völlig fehl am Platze anmutenden Königshaus hinauf. Wir lassen es uns bei einer Portion Nudeln gut gehen. Eine Tasse Kakao wärmt uns vor der Abfahrt, bevor es die mühevoll erklommenen Meter hinab geht. Erwähnenswert ist vielleicht noch die nette ältere Touristin, die bei vermuteter Abkürzung zum Königshaus plötzlich vor einem 1m-Absatz stand und sich nicht davon abbringen lies, sich von uns hochziehen zu lassen. Nur gut das wir mal Zivis waren und mit derartigen Gefahrensituationen umzugehen wissen. Zurück zum Weg, beim Abzweig Richtung Mittenwald warten noch ein paar Höhenmeter hoch bevor wir im Tiefflug bis Mittenwald fuhren. Dort hatte uns der erste nennenswerte Schauer eingeholt, wobei wir nach 15 Minuten weiter konnten. Gut gestärkt ging es über die Straße bis „Am Seinsbach“ und ab da recht steil + von Bremsen gejagt bis zur Krinner Kofler Hütte. Da keine Suite sondern nur Lager mit dem gemeinen Volk möglich wäre fuhren/flogen wir weiter Richtung Hinterriß. Bei der Furt wartete noch eine dramatische Flussquerung, welche wir aufgrund unserer alpinen Erfahrung aber zu meistern wussten. Auf dem recht leichten Anstieg zur Jägerhütte verließen mich meine Energiereserven, aber es war ja nicht mehr weit und irgendwann müssen auch mal die Bauchspeckreserven leiden. Die Abfahrt verging dank jeglicher Ausblendung von Gefahren bei hohen Geschwindigkeiten auf Schotter wie im Flug. In Hinterriß im Gasthof ergatterten wir gerade noch ein Zimmer. Aufgrund der guten Küche hier werden die Bauchspeckreserven gleich mal verdoppelt! Gute Nacht!
Etappe 6
Daten:
83,25 km 12,5 km/h 6:37:34 h 52,8 km/h 1723 hmOrte:
Hinterriß (928) – Vorderriß – Galgenwurfsattel (1055) – Walchensee (802) – Langenecksattel (1168) – Lenggries (688) – Hirschtalsattel (1224) – Stinkergraben – Schwarzentennalm (1027) – Kreuth (772)
Der Wecker klingelte, Ausschalten, ich hörte ein doofes Geräusch, ich schlug die Augen auf, es stimmte: Es regnete Bindfäden. Nur ganz widerwillig pellten wir uns in unsere Regenklamotten und ab ging es Richtung Vorderriß. Schön wie einem der ganze Straßendreck ins Gesicht flog. Beim Auffahren zum Galgenwurfsattel quoll uns dann auch fast das ganze Wasser von innen aus den Klamotten. Auch wenn es für ’nen Sommer recht kühl war, so reichte die Rampe aus. In Niedernach trockneten wir uns etwas ab und zogen das Mittagessen etwas vor. Hinter Jachenau, es schien zwischendurch gar die Sonne, flogen wir das Reichenaubachtal hinab – hier konnte man es mal richtig gleiten lassen. Die Gelassenheit verging uns aber bei der Auffahrt zum Langenecksattel gewaltig. Hier war die Piste richtig brutal steil. Rein theoretisch hätte man alles fahren können, aber wir hatten ja Gepäck bei und noch ein paar Tage vor uns. Kurz vor dem Sattel fing es glücklicherweise wieder an zu regnen – was ein Grauen. Hinüber zur Rautalm wurde es auf den glitschigen Wurzel und Steinen sowie dem Regen etwas schwierig, so dass man ab und zu schon mal in die Pampa abzurutschen drohte. Die lange Abfahrt nach Lenggries passierte, außer das einem Regen permanent ins Gesicht flog, nichts. In Lenggries aßen wir bei einem Eiscafe (es sah italienisch angehaucht aus) eine uralte, lapprige Pizzaecke, welchen jeden 4-Sterne-Koch verzückt hätte. Trotzdem, oder gerade deshalb, brachte sie genügend Energie mit um uns recht problemlos zum Hirschtalsattel zu leiten. Für die Beschreibung des nächsten Wegabschnittes durch den Stinkergraben, fehlen mir eigentlich die Worte. Tiefster Modder und Schlamm ließ ein Laufen nicht zu – fahren war aber auch nahezu unmöglich, sodass wir beides versuchten und anschließend wie die Schweine aussahen. Zum Glück hatte sich hier keiner von uns an der Stelle gelegt – das wäre eine Moorpackung vom Feinsten geworden. Im Ernst, so etwas hatten wir in all den Jahren noch nicht! Die restlichen Meter nach Kreuth gingen, trotz eines kapitalen Verfahrers, recht problemlos und schnell vonstatten. Zum Glück bekamen wir, obwohl unser äußeres absolut desolat wirken musste, ein Quartier. Zum Abendessen gönnten wir uns als kleinen Verdauer einen Enzian-Schnaps -> Reinfall!
Etappe 7
Daten:
73,17 km 12,3 km/h 5:55:36 h 62,3 km/h 1670 hmOrte:
Kreuth (772) – Bayralm – Erzherzog Johann Klause (814) – Valepp (900) – Elendsattel (1143) – Bayrischzell (795) – Berghotel Sudelfeld (1109) – Oberarzmossalm – Brannenburg (473) – Duftbräu (800)
Auf der letzten Etappe wurden wir erfolgreich vor Regen gewarnt – heute sollte uns die Hitze erwarten. Locker flockige 32°C sollten heute werden. So überquerten wir noch bei recht angenehmen Temperaturen den ersten Sattel und begannen alsbald hinter der Erzherzog Johann Klause (was ein Name) den zweiten. Hier führte uns die Kompasskarte etwas an der Nase herum. Die eigentlich erwarteten 950m entpuppten sich als nahezu 1100m und dann auch noch wellenförmig aufgebaut. Im Forsthaus Valepp ruhten wir uns im Schatten von den ersten 600hm etwas aus und gönnten uns wieder einmal ein frühes Mittagessen. Als Rahmenprogramm wurde uns eine Episode von AutoMotorSport dargebracht – ein flüssiger Dreh sieht anders aus 🙂 Auf dem anschließenden Anstieg zum Elendsattel öffneten sich, wie kann es wohl anders sein, unsere Poren auf ihr ultimatives Maximum. Aber die Mühe hatte sich mehr als gelohnt. Man rauscht nun auf einem richtig tollen Trail durch das Kloo-Aschertal und saugt dabei die ganze Landschaft in sich auf. Am Zipfelwirt angekommen folgten wir einen parallel zur Straße und zum Flussh verlaufenden Weg hinunter nach Bayrischzell. Auch wenn die letzte Pause noch nicht gar zu lange her war, so lockte uns doch die Auslage eines kleinen Cafes bzw. einer Konditorei, zum Kuchen naschen. Wir konnten nicht anders und aßen ein bzw. zwei Stück herrlichsten Kuchen. Davon gestärkt versuchten wir uns an dem sehr steilen Anstieg zum Berghotel Sudelfeld. Der Sepp gab alles und fuhr fast alles durch. Meinereiner kämpfte an dieser Stelle an einer ganz anderen Front – man nennt sie: die fürchterliche Magen/Darm-Zone. Ich gewann mit Mühen die Oberhand, dafür habe ich aber fast alles schieben müssen. Nach wenigen Höhenmetern bei der Oberarzmoosalm ging es auf einer sehr ruppigen, steilen und steinigen Piste Richtung Bannenburg. Wir beäugten bei der Abfahrt neugierig die Zahnradbahn und flogen wenig später mit Karacho an ihr vorbei hinab ins Tal. Hier unten waren wir knapp vor dem Ersticken. Wir kamen mit letzter Kraft noch bis Nußdorf und pfiffen uns einen frischen Bananen-Split in uns hinein (grandiose Idee wenn man an die vorhin geschilderten Frontenkämpfe denkt). So gestärkt und bei deutlich tiefer stehender Sonne nahmen wir die letzten Meter auf Asphalt hinauf nach Duftbräu in Angriff. Die in der Karte eingetragene Pension entpuppte sich als 3-Sterne-Pension – teuer, aber recht nett. Sogar unsere Ekelsachen haben die freundlicherweise gewaschen.
Etappe 8
Daten:
64,77 km 10,0 km/h 6:24:56 h 52,2 km/h 1962 hmOrte:
Duftbräu (800) – Riesenhütte (1345) – Hohenaschau (615) – Maisalm (980) – Hefteralm – Marquartstein (545) – Jochbergalm (1266) – Ruhpolding (670)
Nach keiner gar zu tollen Nachtruhe starteten wir in den zweiten heißen Tag der Tour. Heute sollte es noch wärmer werden als am Vortag. Los ging es auch gleich mit einer schweißtreibenden Auffahrt Richtung Hochries. Im oberen Bereich kann der Blick ganz weit Richtung Norden in die Ebene mit Chiemsee und Co. schweifen. Es ist schon erstaunlich wie aus dem Nichts die Berge beginnen bzw. enden. Die Abfahrt nach Aschau machte mir, bedingt durch Bremsenprobleme (diesmal sind nicht die Viehcher gemeint), keinen sonderlichen Spaß. Der Weg ist recht geröllig, dafür aber nicht sonderlich steil. In Hohenaschau genehmigten wir uns am Fuße des Schlosses ein Mittagessen um dann zur Maisalm aufzubrechen. Diese Piste war echt der Hammer. Selbst auf dem guten Asphaltuntergrund kamen wir kaum fahrend bergauf. Der Schweiß floss in Strömen, die Sonne brannte, wir schafften es trotzdem. Es folgte eine kurze Abfahrt und schon hingen wir in dem nächsten Anstieg zur Maieralm. Die Mühen zahlten sich aus, denn die folgende Abfahrt über die Hefteralm nach Grassau, war einfach nur genial. Mit viel Flow gleitet man durch Kurven hinab ins Tal und hat dabei ein fettes Grinsen im Gesicht. Bis Marquartstein mussten wir einige Meter durch Maisfelder etc. rauschen, was angesichts der Hitze echt herb war. Da wir ja am Vortag so gute Erfahrungen mit einer Konditorei gesammelt hatten, fielen wir gleich beim Anblick einer selbigen sofort ein. Ganze zwei Stück gönnten wir uns und kühlten dabei etwas ab. Beim Getränkehändler um die Ecke munitionierten wir uns nochmal ordentlich auf. Der nächste Anstieg mit seinen 700hm sollte uns bei einer recht angenehmen Steigung zur Jochbergalm bringen. Wir plagten uns aber doch eine ganze Weile daran ab – es wurde später. Nach Rudolfing ging es dann allerdings Ratz-di-fatz, die Quartiersuche dagegen nicht. Die letzte Etappe zum Königssee ließen wir spontan Aufgrund akuter Schlechtwetterprognose ausfallen. Mit Sicherheit holen wir das aber noch nach. Eine Tour mit mittelgebirgischen Charakter, fast durchgehend fahrbar und landschaftlich sehr reizvollen Ausblicken lag nun hinter uns.
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