Meine erste Transalp! Das war schon was Besonderes! Aus einer Bierlaune heraus, wir saßen halt gemeinsam zusammen und lauschten dem Bericht eines Erstbefahrers, war es wie ins Hirn eingebrannt. Und so begann das Abenteuer Alpenüberquerung Nummer 1…

Länge: 377,88 km
Höhe: k. A.
Etappen: 6

Etappe 1

Daten:
69,02 km    13,79 km/h    5:00:11 h    67,6 km/h

Orte:
Mittenwald (905) – Lafatscherjoch (2075) – Schwaz () – Jenbach (630) – Mayrhofen – Breitlahner Hütte (1240)

Nach der Übernachtung auf dem Mittenwalder Campingplatz stellten wir unser Auto im Ort ab, bauten unsere Räder zusammen und schon konnte unsere Tour beginnen. Zu unserer Schande muss ich gestehen, das wir in dem Jahr keine einzige Wanderkarte mit uns führten, sondern uns ausschließlich auf die Tourenbeschreibung der BIKE verlassen haben. Also, jetzt zur Tour! Der Anfang ist recht einfach zu nennen – ein gemütlicher Schotterweg Richtung Lafatschenjoch. Dieses Jöchl hatte es dann schon in sich, da das Wetter es besonders gut mit uns meinte (sengende Hitze) und der Aufstieg auf sehr losem Geröll stattfand. Dafür war die Abfahrt echt genial, auch wenn ich zu dem damaligen Zeitpunkt noch keine V-Brakes am Radl hatte und somit meine Hände sich bei mir bedankten 🙂

Von Jenbach ging es mit der „Zillertaler Bahn“ nach Mayrhofen. Die Strecke wäre ohne Probleme noch fahrbar gewesen (ca. 35 km), aber uns erwartete noch der Aufstieg zur Breitlahner Hütte – und dieser war nicht ohne. Laut Tourenbeschreibung hätten wir das Stück noch mit dem Bus fahren sollen, aber wir wollten ja schließlich nicht alles fahren. Und darum zog sich der Aufstieg auf einer recht engen Asphaltstraße, noch gut in die Länge… Die Hütte ist in jedem Falle eine Empfehlung wert.

Blick zum Aufstieg zum Lafatschenjoch
Blick zum Aufstieg zum Lafatschenjoch
die Breitlahner Hütte
die Breitlahner Hütte

Etappe 2

Daten:
98,72 km    16,46 km/h    5:59:41 h    75,4 km/h

Orte:
Breitlahner Hütte (1240) – Pfitscherjoch (2251) – Sterzing (1015) – Rodeneck (815) – Roner Hütte (1936)

Am folgenden Tage ging es auf der Asphaltstraße weiter Richtung Schlegeisspeicher. Dabei sind ein paar recht unangenehme Tunnel zu durchfahren (also ne Lampe als Anwesenheitssignal wäre nicht schlecht gewesen). Der Stausee ist trotz des Ansturms der Touris absolut genial. Und in diesem Touri-Strom ging es für uns nun aufwärts zum Pfitscherjoch. Ein fast unfahrbarer, dafür gut zu laufender Pfad führt bis kurz vor den finalen Aufstieg. Dort heißt es dann das Radl zu stemmen. Also die Stelle ist echt Scheiße – man würgt dort eigentlich nur an seinem Rad sinnlos rum und versucht es nach oben zu bekommen. Letztenendes hat man an dem Tag schon 1000 hm bis Mittag hinter sich gelassen.

Es folgt eine schöne Abfahrt, an ein paar alten Bunkern vorbei, hinab ins Tal, wo es dann weiter auf der Fahrstraße `ne ganze Weile nach Sterzing geht. Weiter viele, viele Kilometer (aber bequem auf Asphalt) bis nach Rodeneck, wo dann der Hammer des Tages noch kommen sollte. Der letzte Aufstieg zieht sich über 7km Länge 700hm hoch und das nach bereits 90km absolvierter Strecke. Es wäre zwar alles gut zu fahren gewesen, aber die Kräfte waren denn doch schon arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Drum war es ein Gequäle aus schieben und fahren. Als Belohnung für die Mühe kamen wir auf den letzten 2 km noch in den Genuss, den Regen zu spüren. Das war dann auch der Grund, warum wir entgegen der Tourenbeschreibung uns in der Roner Hütte einquartierten (und das ohne Bedauern).

Da der Tag so anstrengend war, wollte auch zu guter letzt, kein Stück von meinem Gulasch in den Bauch hinein. Naja, wenigsten war um 22:00 Uhr Nachtruhe, da der Generator abgeschalten wurde.

am Schlegeisspeicher
am Schlegeisspeicher
Roner Alm
Roner Hütte

Etappe 3

Daten:
60,18 km    13,09 km/h    4:35:51 h    56,9 km/h

Orte:
Rodenecker Alm (1936) – St. Vigil (1070) – Perderühütte (1548) – Faneshütte (2050)

Die Überfahrt nach St. Vigil konnte man an dem Tag ruhig chaotisch bezeichnen, denn wir hatten leicht die Orientierung verloren. Ja, und wie eingangs schon erwähnt, hatten wir kein Kartenmaterial dabei. Also irrten wir frei Schnauze über den Kamm – legten dabei unnötige Kilometer zurück – und fanden einen Degenerierten. Man war das ein Prachtexemplar! – reif für ne Ausstellung. Am Ende fanden wir, auch ohne dessen Hilfe, einigermaßen nach St. Vigil, wo wir erst einmal zu Mittag aßen und dann einen schönen Weg zur Pederühütte nahmen.

Der Anstieg zur Faneshütte gestaltete sich als echt ecklig. Loser Schotter und kühle Luft nahmen uns den Spass an der Sache. Ich glaub der Weg ist nur so Scheiße, da er sich so zäh hinzieht (tja, zu dem Zeitpunkt kannten wir noch nicht andere Wege, die wir mal fahren werden, sonst hätten wir sicherlich nicht so abgekotzt). Die Faneshütte zeigte sich uns in einem wunderschönem Bilde. Dieselbige war nämlich erst kurz vorher vollkommen saniert worden und konnte nun glänzen. Auch wenn wir „nur“ im Bettenlager übernachtet haben, war es wahrscheinlich der schönste Lagerplatz den ich je hatte und je haben werde.

Verirrt auf dem Weg nach St.Vigil
Verirrt auf dem Weg nach St.Vigil
Auffahrt zur Faneshütte
Auffahrt zur Faneshütte

Etappe 4

Daten:
28,47 km    10,01 km/h    2:50:27 h    66,1 km/h

Orte:
Faneshütte (2050) – St. Cassian (1525) – Valparolapaß (2110) – Prolongia () – Campolongopaß (1960) – Hotel Boe (1825)

Diese Etappe war nicht gerade heftig zu nennen – es war ehern ein Ausruhtag. Nach einer landschaftlich wunderschönen Fahrt über die Fanesalm, kam eine technisch schwierige Abfahrt; es konnte getrialt werden! An dem Tag entschlossen wir uns, einmal richtig Mittag zu machen. Und da zeigt sich der Vorteil, wenn man einen Kocher mit über die Alpen schleppt. Es gab italienische Nudeln mit Massen von Parmesan. Daraufhin viel uns der Anstieg zum Valparolapaß nicht gerade leichter. Wie schon gesagt, der Tag war an und für sich recht kurz. Wir suchten uns noch ein billigeres Quartier, als das Hotel Boe und gammelten den Rest des Tages rum.

Faneshütte
Faneshütte
unterwegs auf der Fanesalm
unterwegs auf der Fanesalm

Etappe 5

Daten:
68,87 km    17,51 km/h    3:55:56 h    68,5 km/h

Orte:
Faneshütte (2050) – St. Cassian (1525) – Valparolapaß (2110) – Prolongia () – Campolongopaß (1960) – Hotel Boe (1825)

Am nächsten Tag trauten wir erst mal unseren Augen nicht. Über Nacht hatte das Wetter umgeschlagen und hatten, nachdem wir erst in der Sonne umgekommen sind, jetzt Temperaturen um den Gefrierpunkt. Es hatte frisch geschneit und das, wo ich keine langen Hosen mit hatte (selber dran Schuld, könnte man da sagen). Es begann der Tag also mit einer verdammt frischen Abfahrt nach Arabba. An der Kälte änderte sich auch nichts am nächsten Anstieg, auf einer riesigen Asphaltstraße, rauf zum Prodoijoch. Ging gut zu fahren, aber war leider auch stark befahren. Auf der Abfahrt nach Canazei galt es dann, soviel wie möglich Autos zu vernaschen – daran hab ich richtig Gefallen gefunden 🙂 . Die restliche Fahrt über den Karerpaß nach Obereggen verlief einwandfrei über gut zu fahrende Forstwege und war einfach nur richtig genial.

Blick vom schneebepuderten Pordoijoch
Blick vom schneebepuderten Pordoijoch
Überfahrt nach Obereggen
Überfahrt nach Obereggen

Etappe 6

Daten:
52,62 km    18,22 km/h    2:53:10 h    67,1 km/h

Orte:
Obereggen (1550) – Lavazzejoch (1845) – Jochgrimm (1980) – Kaltenbrunn (1025) – Trudener Horn () – Montan (525)

Man erkennt schon an dem recht hohen Durchschnitt (hoch natürlich nur in den Alpen), das der Tag nicht geprägt war von sehr hohen Steigungen. Das Highlight das Tages bestand in der Abfahrt nach Montan. Es ist schon echt beeindruckend, wenn man in diesen riesigen Talkessel herabschaut und dann hinabrast. Eine wunderschöne und lange Asphaltabfahrt war also der Abschied von meiner ersten Transalp. Die Heimfahrt nach Mittelwald gestaltete sich sehr schwierig. Man glaubt gar nicht, wie schlecht auf einmal Italiener deutsch verstehen und was es am Ende heißt, mit ihnen zu diskutieren. Und das galt ja nicht nur für Montan. In Innsbruck begann der ganze Mist noch einmal. Das geht einem am Ende gewaltig auf die Ketten. Aber wie nicht anders zu erwarten, kommt man ja dann doch noch an und es ging noch am selbigen Tag von Mittenwald nach Hause.


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