Dies ist die Fortsetzung der Beschreibung der Tour durch Korsika – Teil 1.

Etappe 5: von Sierra nach Marignana

Daten:
40,25 km   7,3 km/h   5:34:26 h   47,8 km/h   1854 hm

Orte:
Sierra (70) – Bocca a u Verghiolu (915) – P. de Verghe (706) – Bocca di Cuccavera (1475) – Bocca a u Saltu (1391) – Evisa (870) – Marignana (700)

Leider hatte am Morgen die Einkaufsmeile des Ortes geschlossen und so sollten wir den Tag nur mit Cornys verbringen. Der erste Anstieg ist zu Beginn fahrbar – später wäre das aber nur noch mit Topkondition und ohne Gepäck möglich. Naja, die paar Meter konnte man nun auch noch schieben.

Der Schotter wechselte am Bocca a u Verghiolu zu einem einwandfreien Waldweg und so gings erst hinab und dann durch einen wunderschönen Wald mit monströs großen Bäumen bergan. Am Ende des Weges muss man dann tatsächlich, wie in der Beschreibung steht, weglos südöstlich/südlich querfeldein gehen und wie von Geisterhand kamen wir tatsächlich direkt bei einem Steinmann heraus.

Der Weg dahin war steil und durch den lockeren Waldboden recht beschwerlich. Nachdem wir nun auf dem richtigen Steig waren, wurde der Anstieg noch schwerer. Zum Teil mussten wir die Räder durch Schneefelder tragen. Auf dem Pass angekommen, wurden wir von hunderten, wenn nicht gar tausenden kleinen Krokussen begrüßt. Wir konnten nicht umhin hier etwas länger zu verweilen und den Ausblick auf die mächtigen Felsen zu genießen und dieses Korsika einfach mal genießen.

Nach 200 hm Abfahrt, auf von querliegenden Bäumen versperrten Wegen, ging es einfach fahrbar wieder durch einen herrlichen Wald nach oben. Der Bocca a u Saltu überrascht mit einem grandiosen Ausblick ins Tal – wunderbar. Die restlichen Meter nach Marignana gehen leicht von der Hand und wurden uns durch eine kleine Kaffeepause versüßt.

ein Paß voller Krokusse
ein Paß voller Krokusse
Abend(b)rot in Korsika
Abend(b)rot

Etappe 6: von Marignana nach Ajaccio

Daten:
104,29 km   16,5 km/h   6:21:21 h   74,0 km/h   1755 hm

Orte:
Marignana (700) – Col de Sevi (1101) – Murzo (300) – Bocca di Vergio (700) – Pont de azzana (255) – Bocca di Tartavellu (885) – Vero (~500) – N193 – Ajaccio (20)

Nachdem wir dem Wirt wieder sämtliches Brot & Baguette weggefuttert hatten, fuhren wir, wohl wissend das der Tag lang werden würde, ganz gemächlich auf zu unserem ersten Pass. Kein Auto störte und so blieben nur die Schweine, welche aber auch nur faul herumlagen.

Die folgende Abfahrt mit Traumkulisse, nahmen wir mit Highspeed bis kurz vor Murzo, von wo aus man auf eine herrliche Panoramastraße abbiegt. Endlos schlängelt man sich durch die Berge und versucht die Mächtigkeit der Berge zu begreifen. In den folgenden Dörfern bekamen wir leider nichts zu essen und langsam schwand uns daher die Hoffnung vor dem nächsten Pass noch was zu bekommen. Als wir den Cruzini-Fluss überquerten sahen wir aber eine alte Werbetafel die nach essen aussah und tatsächlich hatte sie nicht gelogen. Nach langen 100 hm in sengender Hitze erreichten wir die Wirtschaft und es gab eine Monsterportion Spaghetti vom Feinsten. Wie müssen wir bloß ausgesehen haben, dass die gute Frau uns dermaßen auftischte?

Nach über einer Stunde Siesta brachen wir zum restlichen Aufstieg zum Tartavellu auf. Dank schattenspendender Bäume ging das besser als erwartet. Die Abfahrt verging hingegen leider wie im Fluge und so mussten wir schon bald auf die hiesige Bundesstraße nach Ajaccio. Laut, voller Abgase und viel zu viele Leute – so präsentierte sich uns diese städtische Perle von Korsika. Dank der Touri-Info bekamen wir bald ein günstiges tolles Raucher-Hotelzimmer und konnten so dem Trubel in den 5. Stock entweichen.

einherrlicher Talblick
ein herrlicher Talblick
Korsika pur
Korsika pur

Etappe 7: von Ajaccio nach Zicavo

Daten:
81,67 km   13,3 km/h   6:12:10 h   57,8 km/h   1944 hm

Orte:
Ajaccio (20) – Bocca de Mercuju (716) – Ponte de Zipitoli (631) – Pont de Bronco (921) – Bocca di I’Arusula (1206) – Frasseto – Vergaju (485) – Zicavo (740)

Wir waren verdammt froh den Molloch Ajaccio am nächsten Morgen verlassen zu können. Auf der Schnellstraße ging es mit viel Verkehr und jeder Menge Abgase hinaus. Kaum von der Hauptstraße herunter Richtung Tolla-Stausee wurde es viel ruhiger – dafür nahm die Hitze ordentlich zu. So kämpften wir uns bergwärts und waren froh zwischendrin das widerliche Ajaccio-Leitungswasser gegen ordentliches Quellwasser austauschen zu können.

Nachdem wir bei einem witzigen Mittagsmahl mit grandiosen Seeblick fertig waren, ging es um den Lac de Tolla. Hier fraßen wir schließlich auf der Schotterstraße im Val d’Ese mächtig Staub. Wir hatten uns bereits am Vorabend entschieden den Tag, entgegen der Tourenbeschreibung der MB bei der am Ende viel Schieben und Tragen anstand, abzuwandeln. Da wir ja Helden sind, können wir im Nachhinein uns nur auf die Schulter klopfen und sagen: Gut gemacht!

Den Übergang über den Bocca di I’Arusula muss ich jeden ans Herz legen. Denn in einer halben Stunde leichten Schiebens – ohne kratzende Sträucher – waren wir oben (zusammen mit einer Horde Schweine). Die restlichen 30 km vergingen schnell, abgesehen von den letzten 250 hm am Ende hinein nach Zicavo.

Dem Gite d’Etappe muss ich ein besonderes Bienchen vergeben, denn eine ganz nette Gastgeberin servierte köstliches ursprüngliches korsisches Essen und das Zimmer war auch eines der schönsten auf ganz Korsika.

am Stausee Lac du Tolla
am Stausee Lac du Tolla
kleine Verschnaufpause im Schatten
kleine Verschnaufpause im Schatten

Etappe 8: von Zicavo zum Col de Bevella

Daten:
60,91 km   10,9 km/h   5:33:36 h   59,7 km/h   1562 hm

Orte:
Zicavo (740) – San Petru (1350) – Plateau du Coscione (1602) – Quenza (~800) – Zonza (780) – Col de Bavella (1218)

So wie der Abend endete begann der Morgen – mit köstlichem Essen: ein Frühstück mit sechs verschiedenen Konfitüren. Somit verging die Asphaltauffahrt bis 1066m echt leicht, nur das die Mumu langsam anfing ordentlich zu glühen. Die folgenden Höhenmeter galt es auf Schotter zu absolvieren, was durchaus wieder Spaß machte. Leider war oben die Kapelle San Petru verschlossen. Also ging es gut fahrbar weiter.

Alsbald hatte sich das aber erledigt – Schneefelder machten sich wieder breit und aus gelegentlichen Schieben wurden immer längere Passagen. Hinzu kamen dann gleich zwei Platten, vorn wie hinten. Wir fanden insgesamt satte sechs Löcher in den Schläuchen, die uns die Dornen da hinterlassen hatten. Nach langem Geflicke – man muss die kleinen Löcher erstmal finden – kamen wir zu einem wunderschönen Hochplateau. Man wusste kaum ob man in Island, Grönland oder tatsächlich auf Korsika war – fantastisch.

Nach einer rasanten Abfahrt erhofften wir in Quenza etwas Futter zu bekommen, aber Pustekuchen. So flogen wir förmlich nach Zonza um endlich ein Sandwich mit lecker korsischem Käse zu essen. Die darauf folgende Auffahrt zum Col de Bavella mussten wir dann bei sengender Hitze in Angriff nehmen, was echt nervig war. Oben wurden wir mit einem Wahnsinnsblick in ein Felsmassiv belohnt. Irgendwie hatte das alles eine starke Ähnlichkeit mit der Brenta 🙂 Quartier und das teuerste Stück Kuchen der Welt fanden wir nicht im Gite d’Etappe direkt am Pass, sondern ein paar Meter weiter tiefer im Tal.

Tauwetter in Korsika
Tauwetter im Süden
das Plateau du Coscione
das Plateau du Coscione

Etappe 9: vom Col de Bavella nach Bonifacio

Daten:
91,34 km   14,2 km/h   6:27:54 h   57,7 km/h   1343 hm

Orte:
Col de Bavella (1218) – Bocca d’Illarata (991) – Bocca di Barocaggio (969) – Carbini (~550) – Col de Bacinu (809) – Bitalza (~1050) – Vacca – Figari (80) – Bocca d’Arbia (127) – Bonifacio (0)

Da wir Angst hatten das sich die Kilometer an diesem Tag ordentlich in die Länge ziehen und das Wetter recht heiß werden könnte, machten wir uns so zeitig wie selten auf den Weg. Los ging es bei wunderbar niedrig stehender Morgensonne am Massiv des Col de Bavella entlang – mit beeindruckenden Schattierungen. Die Abfahrt wechselte bald auf einen wunderschönen Schotter/Waldweg und der Tag machte daher so richtig Spaß.

Der erste Pass war dann schnell gemacht und nach dem Bocca di Barocaggio durften wir wiedermal zwei Löcher suchen und flicken. Es wurde immer wärmer, sodass der Col de Bacinu schon mit ordentlich viel Schweiß verbunden war. Noch mehr Mühe bekamen wir mit dem nächsten Anstieg zur Bergerie Bitalza. Elendig heiß und auf Schotter schlängelt sich der Weg 500 hm empor. Mächtig hungrig und nur noch mit zwei Corny-Riegeln ausgestattet, stehen wir oben vor einem prächtigen Panorama mit weitem Blick bis nach Sardinien. Wie der Zufall nun mal so will machen auf dem Pass gerade fünf Franzosen älteren Kalibers Mittag und wer glaubts? Die Fünf laden uns tatsächlich herzlich ein. Wunderbare Eigenkost und sogar Wasser und Kaffee werden uns gereicht – was für eine Gastfreundschaft!

Im Nachhinein weiß ich nicht, wie wir den Tag ohne dem Essen geschafft hätten. Der Abstieg war dann echt beschwerlich. Eineinhalb Stunden geht es steil bergab, bei sengender Sonne. Die restliche Strecke nach Bonifacio legten wir über Figari, wo wir uns in einem Laden mit neuem Essen versahen, zurück. Hinter dem Ort machten wir noch eine kleine Pause ( während das Thermometer in der Sonne stolze 44 °C zeigte). Schließlich standen wir glücklich am Meer und hatten es geschafft.

Umso schwerer fanden wir ein bezahlbares Zimmer. Die Tourist-Info ist voll fürn Arsch – nicht einmal ein Telefon nennen die ihr Eigen. Wir fanden später eine echt üble Absteige – brrr. Da wir aber noch einen Tag in Bonifacio blieben, wechselten wir am nächsten Tag schnell ins Hotel Les Entrangers, welches am Nachmittag schon wieder ausgebucht war.

Unser Fazit zu Korsika? Eine Mountainbike-Perle im Mittelmeer ist es – da muss man unbedingt hin. Allerdings sollte man auch nicht gerade aus Zucker sein.

der grandiose Col de Bavella
der grandiose Col de Bavella
Zielfoto vom Korsika-Cross in Bonifacio
Zielfoto vom Korsika-Cross in Bonifacio

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