Aber klappt das auch mit dem Wort „Mountainbikeparadies“ Sierra Nevada? Auf dieser Tour entdeckten wir die hohen südlichen spanischen Berge in all ihren Facetten und steckten doch stundenlang im Schnee fest…

Länge: 369,8 km
Höhe: 9.282 hm
Etappen: 7

Etappe 1: von Malaga nach Torre del Mar

Daten:
32,4 km   18,9 km/h   1:42:47 h   31,1 km/h   108 hm

Orte:
Malaga – Torre del Mar

Übernachtung: Villa al Alba

Nach kurzer Autofahrt nach Berlin, kamen wir recht zügig in den Flieger und bereits nach 3,5 h Flug folgte eine kleine Busfahrt zum Hotel in die Innenstadt von Malaga. Hier schraubten wir unsere Räder zusammen und schmissen uns in Schale. Es folgte ein kilometerlanges cruisen entlang der Promenade heraus aus Malaga. Dazu gab ein hübsches Wetterchen, bei angenehmen Temperaturen und flottem Rückenwind. Alles in allem war das ein gemütliches Einrollen als Tourstart. Ein luxuriöses Hotel erwartete uns bereits und so liefen wir Abends noch die paar Meter zum Strand runter. Nach etwas verzögerten Anlauf saßen wir schließlich bei pfeifenden Sturm und um uns herum wackelnden Planen und ließen uns einen Burger schmecken. Das Wetter war gegenüber dem Nachmittag komplett umgeschlagen und so war dann auch die Nacht.

Etappe 2: von Torre del Mar nach Alhama de Granada

Daten:
56,9 km   12,1 km/h   4:42:34 h   50,4 km/h   1622 hm

Orte:
Torre del Mar – Portugalejo – Alcaucin – Alcazar – Alhama de Granada

Übernachtung: La Seguiriya

Der anfängliche Routenverlauf war bei dem Straßenwirrwarr etwas verwirrend. Aber irgendwann waren wir auf einer kleinen, nahezu autofreien Ausfallstraße und konnten uns gemütlich warmradeln. Irgendwo im Nirgendwo zweigte dann eine kleine steile Betonrampe ab. Hier sammelten wir wenig später einen unglaublichen (und schon wenig später berüchtigten) Matsch auf. Das Zeug legte sich augenblicklich um die Stollen und alles begann zu schmieren und zu verkleben. Meine Reifen konnten sich wenigstens so etwas selbstreinigen. Beim Sepp hingegen pappte alles komplett zu, bis das Schaltwerk bzw. eigentlich der ganze Antrieb streikte.

Gefühlte acht Kettenabwürfe später und mit schieben, fluchen, schrauben und klugscheißern erreichten wir Alcaucin. Ein richtig hübsches kleines Dörfchen. Das gefundene Restaurant war echt niedlich. Hach, hier bei schönen Wetter draußen sitzen, wär das gemütlich gewesen. Der Sepp reinigte noch seinen Antrieb, sodass es danach etwas besser bei ihm lief.

Die 500 Höhenmeter durch den folgenden Nationalpark gingen erstaunlich gut. Kein Reifenzusetzen, dafür Regen, Regen und Regen. Irgendwann später, von Aussicht konnte ja keine Rede sein, erreichten wir eine Straße. Von hier an ging es recht flott bis nach Alhama de Granada. Das Frieren hatte damit ein Ende und die warme Dusche tat echt gut. Kleiner Spaziergang am Abend, Käffchen, Einkauf, Sachen trocknen und dann ab zum Abendbrot. Na hoffentlich war das Wetter heute eine Ausnahme…

Etappe 3: von Alhama de Granada nach Granada

Daten:
61,1 km   14,4 km/h   4:13:53 h   56,6 km/h   1123 hm

Orte:
Alhama de Granada – Embalse de Los Bermejales – Agron – La Malaha – Granada

Übernachtung: über Airbnb

Das Wetter sah am nächsten Morgen schonmal deutlich besser aus. Und so mussten wir nur recht lange auf das Frühstück warten – 9:00 Uhr war schonmal ne Ansage. Der gute Mann hatte sich ja echt Mühe gegeben, aber satt wurde man davon beim besten Willen nicht. Und so mussten noch allerlei Kuchen, Obst etc. herhalten. Nach einem kurzen Bäckerstopp und einer Brillensuche ging es in den nördlich der Ortschaft gelegenen Canon, den wir am Vortag nicht mitgenommen hatten. Das war da schon echt ganz schau!

Nach einem kurzen Ballonreifenintermezzo, geschehen auf lediglich 20 m Feldweg, wussten wir das Feldwege heute in der Gegend für uns Tabu waren. Und so hielten wir uns erst auf der Straße, später zweigten wir aber doch noch ab. Und auf einer Abfahrt war es dann doch wieder soweit: Der Modder setzt sofort alles wieder zu und blockierte beim Sepp sogar die Räder während der Fahrt. Die Matschbefreiungsaktion dauerte ewig. Auch von den Schuh-Cleats war nichts mehr zu sehen. Unter einem Schlamm-Plateau mussten sie aber irgendwo stecken. An einem nahe gelegenen Stausee wurden dann die Konturen noch etwas nachgezogen.

Der See war perfekt türkis eingefärbt und wunderschön. Nach einer kurzen Asphaltstrecke machten wir in Agron Pause. Der spanische Wirt servierte erst furchtbar aussehende, aber sehr schmackhafte Knochenreste bis danach eine Monsterportion mit Fleisch, Wurst und Pommes kam. Da wuchs die Plautze ins Unermessliche. Später flogen wir dann über irgendwelche versteckten Pfade und Pisten bis ins Herz von Granada. Um nett zu sein, reinigten wir die Räder am Ortseingang mit dem Kärcher – schließlich war hier eine Übernachtung in einer Privatwohnung geplant.

Erst fuhren wir noch mit den Rädern durch die Stadt und zur Alhambra, dann machten wir uns lieber zu Fuß auf die Socken. Das war da schon ein irres Nachtleben – Jubel, Trubel, Geschrei und Gelächter und ein Fräulein mit Megaphon und Superlache… Einer Hochzeit schauten wir in einer wahren Goldkirche zu. Ins Bett kamen wir erwartungsgemäß sehr spät.

Etappe 4: Rundtour bei Granada

Daten:
60,4 km   13,0 km/h   4:39:43 h   58,9 km/h   1515 hm

Orte:
Granada – Monachil – Güejar Sierra – Canales-Talsperre – Cenes de la Vega – Monachil – Granada

Übernachtung: über Airbnb

Für diesen Tag hatten wir uns mal etwas Neues ausgedacht: eine geführte Tour. Und so radelten wir nach einem Bäckereifrühstück in der Sonne, auf kleinen Straßen und einem schönen Pfad bis Monachil. Hier trafen wir uns mit Shaun, unserem Guide von Ride Sierra Nevada. Sein Sohn und ein weiterer anzulernender Guide waren ebenfalls mit dabei. Wir packten die Räder in den Transporter und ersparten uns mit dessen Hilfe 1000 Höhenmeter Richtung Sierra Nevada.

Unsere Freude über den blauen Himmel währte nur ganz kurz, dann wurden wir von den Wolken wieder verschlungen und die Sicht lag bei ca. zehn Metern – na toll. Der folgende Downhill war echt von guten Eltern und an manchen Stellen echt haarig. Nach einer Weile kam man dann schon etwas besser rein – es blieb aber harte Arbeit. In einem kleinen Dörfchen im Tal, gab es eine kleine Kaffee- und Tapaspause und wir konnten etwas dem bunten Treiben zuschauen. Scheinbar hatten die Dorfis das Fest zum heiligen Kreuz (oder so ähnlich) um einen Tag vorverlegt. Die kleinen Mädels durften sich da mal so richtig herausputzen. In der Kirche erwischte ich den Pfarrer beim Gitarre spielen – herrlich!

Dann folgten auf Asphalt vlt. 500 Höhenmeter Anstieg, wobei sich hier langsam die wirklich großen schneebedeckten Berge der Sierra Nevada zeigten. Das Ganze war schon echt beeindruckend. Der folgende Downhill war stellenweise flowig, aber zwischendurch sehr steinig und verdammt hart zu fahren. An einer Stelle blieb ich mit meinem Lenker im Gestrüpp hängen und legte einen perfekten Bauchklatscher auf die Steine hin – na Bravo Kollege!

Nach all der Anstrengung wurde es dann beschaulicher. Entlang eines Flusses ging es unter Bäumen dahin und später quer durch Pinienwälder. Bei etwas Schweißausstoß ging es dann auf Schotter nochmals kräftig bergan, um dann in den finalen Downhill nach Monachil zu enden.

Beim gemütlichen Bier quatschten wir noch etwas und ließen den Tag ausklingen. Dann ging es noch zurück nach Granada. Die Aktion bzw. Tour mit Guide war im Fazit echt super. Die Strecken waren abwärts echt hart, aber alles andere hatte super funktioniert. Und nen Sonnenbrand hatten wir uns trotz Lichtschutzfaktor 50 heute doch eingefangen.

Etappe 5: von Granada nach Sierra Nevada

Daten:
32,2 km   7,4 km/h   4:21:51 h   33,7 km/h   1863 hm

Orte:
Granada – La Zubia – Sierra Nevada

Übernachtung: über Airbnb

Wir frühstückten wieder bei dem Bäcker des Vortags bei uns um die Ecke, direkt auf der Straße. An diesem Morgen waren wir erst echt spät auf die Beine gekommen. Durch ein Straßenzickzack führte uns das Navi kreuzdaquer zum Ortsausgang. Es folgte eine gut besuchte Nebenstraße, d. h. scheinbar führten die Herren am 1. Mai die Dame seiner Wahl auf kleinen und hässlichen Straßen mal aus. Durch einen wunderbaren Pinienwald ging es dann einen Berg hinauf. Nach 500 Höhenmetern gab es eine kleine Cola-Pause und dann ging es auf einer hübschen Schotterstraße bei sehr angenehmer Steigung weiter. So hätte man ewig spulen können und ich dachte schon, dass wir heute mal zeitig Feierabend machen könnten, so schnell wie wir vorwärts kamen.

Aber da hatten wir wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Pfad, der uns von der Schotterstraße wegführte, entpuppte sich als echter Killer. Dorniges Gestrüpp und stachelige Büsche zerkratzten uns ordentlich und an fahren war nur echt selten zu denken. Es war ein wahrlicher Dreckspfad! Bei der Hitze gönnten wir uns später als Beinschutz die langen Beinlinge – so war das wenigstens von dem Gekratze her ertragbar.

Nach einem absolut zähen vorwärts geschleppe, erreichten wir den Zielort. Optisch, der absolute Auswurf, welcher hier das Wintersport-Mekka darstellte. Nahezu alles war zu und verrammelt und hinterließ keinen guten Eindruck. Wir deckten uns im Supermarkt, oder besser Minimarkt, mit Nachrungsmitteln ein und machten uns in einer Privatwohnung ein paar Nudeln. Dazu gabs das ein oder andere Bier und die Blockbuster Austin Powers und Kill Bill 2 aus dem DVD-Regal des Besitzers. Der gelieferte Sonnenuntergang war an diesem Abend phänomenal.

Etappe 6: von Sierra Nevada nach Orgiva

Daten:
68,5 km   9,3 km/h   7:19:44 h   63,4 km/h   1655 hm

Orte:
Sierra Nevada – Nähe Veleta – Trevelez – Orgiva

Übernachtung: Hotel Taray Botanico

Die Königsetappe der Tour stand für heute auf dem Programm. Daher klingelte der Wecker recht früh und wir machten uns bei frischen 3°C auf den Weg. Auf einsamer Straße ging es bei angenehmer Steigung hinauf zum höchsten Punkt der Tour. Ab 2900 m begann dann etwas Schnee, aber alles blieb bis ca. 3100 m weiterhin fahrbar. Ein Bagger versuchte noch eifrig den Weg für uns vom Schnee zu befreien, aber da war in der kurzen Zeit bis wir da waren nicht mehr viel zu machen. Der Blick auf das Skigebiet und die Observatorien und all die schneebedeckten Berge waren herrlich und die Ruhe war zum genießen.

Bis zur Passhöhe war das auch alles ganz toll. Dann begann aber leider ein Höhenweg, der mit dem Schnee irgendwie ein enge Liebelei hatte. Und so schoben wir über drei Stunden lang (gerade mal ca. 10 km) durch eine fantastische Landschaft, waren aber dann mit der Zeit echt genervt davon, dass es nicht so recht vorwärts ging. Irgendwann hatten wir es dann natürlich doch geschafft und es folgte ein zwickeliger, mit vielen Kehren versehener Weg hinab nach Trevelez. Das ging schon ganz gut da runter.

In dem Ort wurde erstmal Futter ranbesorgt. In einer kleinen Taverne gab es lecker Fisch und die Beine konnten mal ausgestreckt werden. Es war mittlerweile immerhin schon 16 Uhr – hach, tat das gut. Mit frischer Energie versehen ging es dann vlt. 10 km auf einer kleinen Straße entlang eines Canons, immer entlang einer Höhenlinie. Später wechselten wir auf eine Schotterstraße mit traumhafter Kulisse. In vielen Kehren ging es hinab ins Tal, wobei ich mich zur allgemeinen Unterhaltung in einem Abflug übte… Aber auch so mussten wir zum Genießen mal anhalten und die Blicke schweifen lassen. Im Tal waren dann noch ein paar Überführungskilometer zurückzulegen. Dann gab es ein hübsches Hotel mit Halbpension.

Etappe 7: von Orgiva nach Motril

Daten:
58,3 km   14,2 km/h   4:06:59 h   54,9 km/h   1396 hm

Orte:
Orgiva – Lujar – La Garnatilla – Motril

Übernachtung: Malaga: Hotel Sur Málaga

Schade, dass nun schon der letzte Etappentag anstand. Aber es lockte heute das blaue Meer. Auf einer sehr angenehm ansteigenden einsamen Straße schlängelte sich der Anstieg ca. 800 Höhenmeter bergauf. Der Hintern wurde uns dabei aber immmer breiter und platter (Autsch!). Die Abfahrt erfolgte zur Hälfte auf Asphalt, um dann auf einen Schotter-Wirtschaftsweg abzubiegen. Als wir gegen späten Vormittag Lujar erreichten, brannte uns die Sonne bereits gewaltig auf den Schädel und so rückten wir auf ein Kaltgetränk in einer kleinen Bar ein. Die Dorfgemeinschaft bereitete währenddessen in einem riesigen Tiegel, na ich schätze mal Paella, zu. Wahrscheinlich gab es schon bald ein ordentliches Dorffest – hmm, das wär es doch gewesen…

Hinter dem Dorf ging es auf einem kleinen Pfad durch völlig niedergebrannte Wälder. Das war schon tüchtig gespenstisch zwischen den schwarzen Baumstängeln. Auf der Passhöhe angekommen, vertilgten wir noch einen Snack um uns in die finale Abfahrt Richtung Meer zu stürzen. Dabei kamen wir irgendwann auch durch landwirtschaftliche Vororte, was wirklich keine Schönheiten und Touristenattraktionen waren.

In Motril ging es aber direkt zum Strand, welchen wir zu der Jahreszeit vollkommen für uns allein hatten. Also ab in die Wellen und ordentlich geplanscht. Danach schauten wir uns noch etwas in Motril um und versorgten uns dann mit einem Bus, welcher uns zurück nach Malaga brachte. Das klappte alles wunderbar. Und so konnten wir am Abend noch das wunderbare mediterane Flair in Malaga für Sigtseeing nutzen. Am nächsten Tag ging es dann zurück in die Heimat.


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