Zwischen Prag und dem Erzgebirge liegt das böhmische Mittelgebirge (České středohoří), dessen höchster Berg sehr prägnant aus der Landschaft ragt. Dem Milešovka, zu deutsch Milleschauer oder auch Donnersberg, besuchten wir auf dieser sehr anspruchsvollen Gravelbike-Tour und nahmen noch einige Highlights unterwegs gern mit.

Daten:
117,59 km   16,2 km/h   6:54:53 h   64,2 km/h  2.580 hm

Orte: Altenberg – Zinnwald – Dubí – Vodní nádrž Barbora – Teplice – Ohníč – Milešovka – Kozlíky – Doubravská hora – Přítkov – Zinnwald – Altengerg

GPS-Daten bei Komoot: zur Königin des böhmischen Mittelgebirges – Milešovka

Nach Altenberg reisten wir ganz entspannt mit der Regionalbahn an. Die ersten Meter führten uns auf altbekannten und gut fahrbaren Wegen bis nach Zinnwald und dort noch etwas über den Kamm. Die Abfahrt an der steilen Erzgebirgskante war leider viel zu schnell vorbei. Wir kringelten noch etwas Richtung Westen, da wir nicht auf direktestem Weg zum Milešovka wollten.

Dabei grüßte uns freundlich der Stürmer (Bouřňák), der da über uns thronte. Der See Vodní nádrž Barbora, welches scheinbar ein altes und geflutetes Tagebauloch ist, liegt unglaublich idyllisch in der Landschaft. Mit dem glasklaren und blauen Wasser und dem gewaltigen Erzgebirge im Hintergrund als Kontrast, könnte man hier wunderschön baden.

Wir verzichteten darauf und spulten hinüber nach Teplice. Was toll ist, wenn man von einer Ortschaft rein gar nichts erwartet, das man sich umso mehr freut, wenn dann ein schönes kleines Städtchen auf einen wartet. Es gab schöne Kirchen, Plätze und alles sah farbenfroh aus. Es war alles schön für ein Fest gestaltet und auch hier hätte man prima etwas Zeit verbringen können.

Wir verließen aber gen Süden die Stadt, wobei uns ewig lang eine riesige Parkanlage begleitete. Das Neubaugebiet sah auch ganz ordentlich aus und rundete das völlig überraschend positive Bild der Stadt ab. Langsam näherten wir uns nun dem Mittelgebirge und nach der Überquerung der Bílina zog der Weg kräftig an. Die sommerliche Sonne ballerte fröhlich auf uns ein, sodass wir ordentlich ins Schwitzen gerieten.

Die tolle Landschaft um uns herum war wunderschön und sehr lieblich. Es machte sehr viel Spaß hier zu fahren. Die Burg Kostomlaty grüßte uns von weitem zu, wir sahen aber von einem Besuch ab. Auf einem der folgenden Wege fuhr ich mir vorn einen Platten ein, sodass ich die nächsten Minuten mit einem musikalisch wunderbar untermalten Schlauchwechsel beschäftigt war. Darauf hätte man prima verzichten können.

Nun kamen wir an den unmittelbaren Fuß des Milešovka. Die ersten Meter ließen sich noch mit Mühe fahren. Dann schoben wir ein ganzes Stück die Räder. Und wenig später sah der Weg so aus, dass das alles keinen Sinn mehr ergab. Daher „versteckten“ wir die Räder etwas abseits vom Weg und legten die restlichen Meter zu Fuß zurück. Das war eine gute Entscheidung, denn auch hinunter hätte man mit den Gravelbikes keine Freude gehabt.

Auf dem Milešovka erwartete uns dann eine herrliche Fernsicht gen Süden und Westen. Wir gönnten uns eine leckere Kofola, ein Stück Kuchen und einen Kaffee und genossen für einen Augenblick die Landschaft. Leider ist der Turm auf dem Berg geschlossen. Zu gern hätten wir einen Rundum-Blick gehabt. So waren wir auf den Süden beschränkt. Aber das ist jammern auf ganz hohem Niveau.

Nun mussten wir aber langsam Gas geben, denn die Zeit saß uns etwas im Nacken. Wir wollten nämlich noch den letzten Zug von Altenberg, der gegen 20 Uhr startete, erreichen. Also liefen wir zurück zu unseren Rädern und konnten die lange Abfahrt in der tief stehenden, aber trotzdem noch kräftig ballernden, Sonne genießen.

Der vorletzte Anstieg war durch seine moderate Steigung sehr gut zu fahren und so fanden wir uns schon bald auf dem Schloßberg, dem Doubravská hora, wieder. Eine Ruine sowie eine tolle Wirtschaft erwarteten uns hier. Und hatten wir auf dem Milešovka noch den Blick aufs Erzgebirge vermisst, so lag dieses nun in seiner ganzen Pracht vor uns. Es war ein phantastischer Ausblick und wir genossen ihn mit einem großen Glas roter Fassbrause.

Nun möchte man meinen, dass man mit dem Alter triviale Fehler vermeiden könnte, wie bspw. sich ein Glas Fassbrause hinunter zu stürzen. Tja, was soll ich sagen – ich habs gemacht. Und das war eine wirklich bescheuerte Idee, denn ab dem Augenblick hatte ich einen Mega-Klos in meinem Bauch, der mich fürchterlich blockierte. Denn nun hieß es noch den finalen Anstieg nach Zinnwald zu absolvieren.

Die Wege sind top und der Anstieg war moderat, aber trotzdem steil (kling schizophren, wenn man das so schreibt). Aber ich musste sehr zaghaft in die Pedalen treten. Das ging schon irgendwie, aber das Gefühl war echt Mist. Mit den letzten Sonnenstrahlen kamen wir auf dem Kamm an. Als Belohnung gab mein Magen nun die Fassbrause wieder frei. Was für ein befreiendes Gefühl…

Ein paar Minuten später trafen wir am Bahnhof von Altenberg wieder ein. Zeitlich hatten wir es perfekt getroffen. Es bestand noch Zeit für einen kleinen Kaffee und dann ging es bequem mit der Bahn zurück nach Dresden.

Mein Fazit zu der Tour: wunderschön! Aber wer auf den Milešovka mit dem Rad hoch möchte, der muss bereit sein zu schieben. Mit dem Mountainbike kann man wahrscheinlich runter fahren, mit dem Gravelbike ist das nicht möglich. Ansonsten werde ich das böhmische Mittelgebirge weiter im Auge behalten, denn das sieht alles so schön hier aus und auch die kulinarische Versorgungslage ist hier um ein vielfaches besser als auf der deutschen Seite.


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