Paris – Dresden: zwischen Eiffelturm und Elbflorenz

Auf einer 8-tägigen und 1500 km-langen Reise fuhren wir vom Herzen von Paris bis in die sächsische Landeshauptstadt Dresden. Wir erlebten nahezu unglaublich schöne Natur in Verbindung mit architektonisch prächtigen Orten. Die Strecke orientierte sich meist an Radwegen, die man am Besten mit dem Gravelbike befährt. Es war eine fantastische, aber durchaus anstrengende Fahrt, da die Etappen schon recht lang ausfallen.

Länge: 1514,4 km
Höhe: 12.939 hm
Etappen: 9

Komoot-Collection: von Paris nach Dresden

Etappe 0: Erkundung Paris

Daten:
66,1 km   12,7 km/h   5:13:03 h   55,4 km/h   542 hm

Orte:
Paris – Versailles – Paris

Übernachtung: Hotel Palm

GPS-Daten bei Komoot: Erkundung Paris

Um nach Paris zu kommen, wählten wir die zeitlich lange, aber für uns sehr entspannende Variante. Abends um 18 Uhr vom Hauptbahnhof Dresden mit dem Flixbus bis direkt ins Herzen von Paris. Und so standen wir kurz nach 9 Uhr bereits direkt vor der weltbekannten Notre-Dame de Paris und bewunderten diese tolle, wieder aus den Trümmern des verheerenden Brandes erstandene, Kathedrale.

Kurz nach unserem Besuch setzte auch schon ein ordentlicher Ansturm auf die Kirche ein und so waren wir froh, uns erst einmal ein frisches Croissant und einen feinen Kaffee in dieser Metropole zu gönnen.

Im Folgenden besuchten wir ein Highlight nach dem anderen. Ich werde sie nicht alle aufzählen, das würde nur langweilen. Die wichtigsten vorerst sind wohl der Louvre, der Place de la Concorde und der Eiffelturm. Als nächste Station hatten wir uns das Schloss Versailles herausgesucht. Dazu mussten wir ein ganz paar Kilometer radeln. Und da Paris nicht eben ist, hieß es auch ein paar Höhenmeter zu vernaschen. So mussten wir am Domaine de Saint-Cloud und dem Côte du Pavé des Gardes ordentlich in die Pedalen treten.

Versailles verzauberte uns nicht wirklich. Von außen ist es nur ein riesiger Komplex. Wahrscheinlich sollte man sich das Innere anschauen… so war das ein Satz mit X.

Also ging es zurück in das Stadtzentrum, wobei wir zahlreiche Parkanlagen, Sehenswürdigkeiten u.ä. unterwegs sahen. Aber auch beeindruckende Architektur, wie das Fondation Louis Vuitton luden zum Fotografieren ein. Und diese moderne Architektur fand im La Défense dann ihren Höhepunkt. Wirklich beeindruckend!

Sehr beeindruckend war dann die Fahrt auf der Avenue des Champs-Élysées bis zum Arc de Triomphe. Um hierhin zu kommen, mussten wir einen riesigen Kreisverkehr durchfahren. Und trotz Massen an Fahrzeugen konnten wir, ohne auch nur ein mal angehupt zu werden, queren.

Langsam waren wir dann aber durch. Der wenige Schlaf im Bus ließ grüßen und die Eindrücke waren schon gewaltig. So suchten wir unser Hotel auf und schlappten noch etwas zu Fuß zur Basilika Sacré-Cœur und genossen das französische Flair und Leben. Was für eine überwältigende Stadt!

Etappe 1: von Paris nach Mézières-sur-Oise

Daten:
185,4 km   19,6 km/h   9:27:05 h   54,5 km/h   971 hm

Orte: Paris – Gressy – Senlis – Verberle – Compiègne – Abbaye d’Ourscamp – Noyon – Chauny – Mézières-sur-Oise

Übernachtung: Le Robinson

GPS-Daten bei Komoot: Paris – Etappe 1

Nun geht es auf die “Heimreise” nach Dresden. Ursprünglich war das gar nicht so geplant. Denn die Vorstellung, bis nach Paris einmal zu fahren, klang schon ziemlich cool. Zumal die Ankunft dann das Highlight gebildet hätte. Aber ich traute da dem Flixbus noch nicht… jetzt würde ich es wagen. Und auch die Hoffnung, dass einen der tendenziell immer vorherrschende Westwind einen beim Vorwärtskommen unterstützt, war verlockend. Nun, der Zahn wurde mir gezogen – wir hatten fast durchgehen, teils kräftigen, Gegenwind auf der ganzen Fahrt.

Das morgendlich verschlafene Paris verließen wir am Ufer des Canal de l’Ourcq. Über sehr viele Kilometer führte er uns bis Gressy. Wir orientierten uns im übrigen bei der Fahrt an dem Radweg EV3. Wir drehten nun nach Norden ab und trafen auf das Gebiet des Parc naturel régional Oise-Pays de France. Das waren ganz feine Pisten, die wir da vorfanden und genießen durften. Zahlreiche Buschwindröschen säumten dabei den Weg. In Senlis besuchten wir die Kathedrale Notre Dame und die Ruinen des Schlosses, dann hatte uns der Parc wieder.

Wir trafen in Verberle dann auf die Oise, die uns nun für lange Zeit den Weg und die Richtung vorgab. In Compiègne gönnten wir uns eine kleine Eispause und beobachteten eine Hochzeitsgesellschaft, die da ordentlich Bambule machte. Kurz vor Noyon fanden wir die verzaubernde Abbaye d’Ourscamp, von der nur noch die Rundbögen da stehen. Das war wirklich ein sehr spezieller Anblick.

In Chauny schauten wir uns um, ob wir etwas Feines zum (sehr) frühen Abendessen fanden. Aber so recht wollte uns da nichts über den Weg laufen. Und so tat es der lokale Bäcker auch. Es ging also wieder zurück zur altbekannten Oise, an der wieder weiter viele Kilometer (gegen den bestehenden Wind) entlang radelten. Die Abendstimmung war wunderbar.

Noch wunderbarer war dann unser gewähltes Quartier Le Robinson. So unglaublich nette Gastgeber hat man selten. Wir durften uns etwas von der Pizzeria bestellen, was der Herr des Hauses für uns, während wir uns frisch machten, abholte. Und so saßen wir dann am Abend in dem kleinen bezaubernden Garten mit See und genossen die wunderbare Pizza, zusammen mit einem kleinen Glas Rotwein.

Etappe 2: von Mézières-sur-Oise nach Sedan

Daten:
197,9 km   19,6 km/h   10:07:01 h   52,9 km/h   1.287 hm

Orte:
Mézières-sur-Oise – Guise – Hirson – Signy-le-Petit – Rocroi – Revin – Montherme – Roc la Tour – Charleville-Mézières – Sedan

Übernachtung: Séverine chambres d’hôtes

GPS-Daten bei Komoot: Paris – Etappe 2

Der Morgen erwachte und wir hatten unsere Oise wieder. In Guise lohnte sich der Abstecher zum Schloss überhaupt nicht, dafür war die Familistère de Guise schon einen Blick wert. Und wirklich genial wurde es dann mit dem folgenden Weg auf einer alten Bahntrasse. Über viele Kilometer führte uns diese, weg vom Verkehr, durch das Land – immer mit einer leichten Steigung versehen.

Die Trasse spuckte uns letztlich in Hirson aus. Wenn ich mich recht erinnere, dann war hier einmal ein riesiger Bahnof oder ein großes Eisenbahnkreuz… ich weiß es nicht mehr so genau. Die Steigung der Strecke nahm dann etwas zu und es war im Weiteren durchaus anstrengend, denn die Länge der Steigung machte die Arbeit.

In Signy-le-Petit besichtigten wir die kleine Wehrkirche und setzten uns dann zu den recht rustikalen Einheimischen auf einen feinen Kaffee. In Rocroi endete dann dieser ewig lange Anstieg mit dem Besuch der Bastion de Montmorency. Wir beobachteten etwas das Treiben des örtlichen Trailrunning-Wettkampfs und machten uns an die zackige Abfahrt bis an die Ufer des Maas in Revin.

Hier war die Landschaft phänomenal. Die Maas lag ruhig und tiefblau vor uns und die Hänge waren durch steile Hänge und hohe Berge gesäumt. Ohne Höhenmeter folgten wir nun dem Gekringel des Flusses und sahen uns an der Landschaft satt.

In Montherme legten wir eine kleine Bergeinlage zum Roc la Tour ein. Auf einer Stichstraße geht es da zu einer tollen Felsformation hinauf, von wo man einen echt coolen Blick, weit in die Ardennen hinein, hat. Ich hatte mich ja zuerst geziert, diesen Umweg (zumal es eine Stichstraße war) einzulegen, aber das Ding ist einfach Pflicht!

Nun hatte uns die Maas zurück und wir rollten bis nach Charleville-Mézières. Hier war eine Monster-Party am Start. Massen an Jugendlichen veranstalteten hier eine Rave o.ä. Der Bass hämmerte gewaltig und stand damit im vollen Kontrast zu der historischen Kulisse. Ich fand es aber sehr cool, denn da war mächtig Leben in der Bude 🙂

Die verbleibenden Kilometer bis Sedan zogen sich dann noch einmal ganz schön hin. Die Sonne näherte sich dem Horizont und die Abendstimmung war schön. Und mit den letzten Strahlen erreichten wir dann die Stadt. Wir holten uns noch eine Kleinigkeit als Take-away-Abendessen im Quartier, welches wir im nahen Floing fanden. Auch hier trafen wir auf eine wundervolle Gastgeberin, die uns da ein super Quartier nach diesem langen Tag bot.

Etappe 3: von Sedan nach St. Vith

Daten:
151,6 km   16,6 km/h   9:09:11 h   48,0 km/h   1.808 hm

Orte:
Sedan – Bouillon – Offagne – Ochamps – Libramont – Bastogne – Hachiville – Troisvierges – Reuland – St. Vith

Übernachtung: Ohles Lifestyle Guesthouse

GPS-Daten bei Komoot: Paris – Etappe 3

Das Château de Sedan wird einem gern als Highlight in den Ardennen genannt. Also ehrlich? Sehe ich nicht so. Es ist zwar durchaus einen Besuch wert, aber da haben wir auf unserer Tour schöneres gesehen. Nungut, die morgendliche Sonne holte noch ein bisschen was raus, aber gegen die Burg in Bouillon stinkt es gewaltig ab.

Die Burg Bouillon in Kombination mit dem Fluss Semois ist ein Prachtbau. Und die Kilometer entlang der Semois führten durch ruhige Natur und waren recht offroad-lastig. Es folgte ein Anstieg hinauf zu einem irren Aussichtspunkt. Von hier aus sieht man eine Flussschleife um den Tombeau du Géant.

Ich zitiere mal das vorgefundene Schild: “Die malerische Landschaft rings um das Tombeau du Géant, die typisch für das Semois-Tal in den Ardennen ist, ist der geologischen Beschaffenheit der Region zu verdanken, die in erster Linie aus Schiefer besteht.
Die Windungen der Semois haben sich nach und nach in den Felsen eingegraben und diese eigentümliche Form nach der Erosion von Schieferplatten ausgebildet, die im Laufe der verschiedenen geologischen Zeitalter in Fließrichtung des Flusses herausgeschnitzt wurden.
Der Wald linker Hand, der vom Tombeau du Geant bis nach Bouillon reicht, wird als „la Bichetour” bezeichnet und zählt zu den sieben „Ardenner Wäldern”, die einst den Grafen von Ardenne-Verdun, den Vorfahren von Godefroid de Bouillon, gehörten.
Rechts befindet sich, verdeckt durch die Bäume, der Rocher des Gattes und damit der Felsen, von dem sich der Riese der Legende nach herunterstürzte.

In Libramont, mittlerweile waren wir in Belgien angekommen, stoppten wir kurz für eine Mittagspause (Nudeln mit riesigen Fleischbällchen im Pappbecher). Und nun folgte wieder eine ewig lange Bahntrasse. Mit gemütlicher Steigung rollten wir durch die Gegend, die lt. Komoot unter Haute Sûre Forêt D’Anlier benannt ist, bis nach Bastogne. Zahlreiche Denkmäler erinnern hier an den Krieg und das damnit verbundene unsägliche Leid.

Als nächsten programmpunkt hatte ich mir die Vennbahnstrecke rausgesucht. Um dahin zu kommen, mussten wir einen kleinen Zipfel von Luxemburg kreutzen. In Hachiville fanden wir eine ganz niedliche Kirche, deren bunte Fenster eine tolle Stimmung erzeugte und uns verzauberte. Mit Luxemburg werde ich wohl zukünftig immer dieses kleine unscheinbare Kirchlein verbinden 😍

In Troisvierges trafen wir auf den Vennbahnradweg. Mit 125 km ist dieser Radweg einer der längsten Bahntrassenradwege Europas und würde uns bis nach Aachen bringen. Der erste Abschnitt brachte uns erst einmal zu dem vermeintlich höchsten Punkt Luxemburgs. Und kurz daneben dann zurück nach Belgien. Bis zur Burg Reuland konnte man schön Gummi geben. Mit gutem Gefälle zieht man über ein ganz paar Kilometer hinab, nur um dann in den nächsten Anstieg zu kommen.

In St. Vith erreichten wir unser Etappenziel. Wir gingen in die nächste Frittenbude, um da die lokalen Köstlichkeiten aus der Fritteuse zu verkosten. Das war schon etwas speziell, aber voll ok. Später quasselten wir mit unserer Gastgeberin noch kräftig beim (selbstgezapften) Bier über Gott und die Welt.

Etappe 4: von St. Vith nach Ulmen

Daten:
158,6 km   17,3 km/h   9:10:10 h   59,4 km/h   2.025 hm

Orte:
St. Vith – Burg Rheinhardstein – Naturpark Hohes Venn-Eifel – Büttgenbach – Weßer Stein – Kronenburg – Jünkerath – Hillesheim – Kasselburg – Dauner Maare – Ulmen

Übernachtung: Gästehaus St. Martin

GPS-Daten bei Komoot: Paris – Etappe 4

Der nächste Morgen begann mit der Fortführung der Fahrt auf der Vennbahntrasse. Es war recht frostig, aber die Sonne ließ den Morgentau bzw. -reif herrlich funkeln und glitzern. Nach knapp 15 km mussten wir die Vennbahn dann leider ziehen lassen und für uns ging es weiter Richtung Norden bis zur Talsperre Robertville, in dem die Warche angestaut wird.

Nun wurde es kurzzeitig offroad-lastig, denn wir wollten uns die Burg Rheinhardstein noch anschauen. Die lag so zeitig am Morgen noch im Halbschlaf – war aber wunderschön anzuschauen. Und weiter ging es, zu einem weiteren Highlight, auf das ich mich ganz besonders gefreut habe: den Hohen Venn. Vorab besuchten wir aber noch den höchsten Punkt Belgiens, den Signal de Botrange, wobei die kleine Kunstpyramide die 700 Meter über Null vollmachten.

Bevor wir in den Naturpark Hohes Venn-Eifel (Parc naturel des Hautes-Fagnes) eintauchen konnten, musste noch ein Platten versorgt werden. Der Stachel konnte uns gestohlen bleiben…

Nun also rein in den Park. Und es war herrlich. Auf zahllosen Gravelkilometern kreuzten wir das Gebiet, blickten auf Hochmoore, Heidelandschaften und Wälder. Mein persönliches Highlight war das Brackvenn, ein Sumpf- und Torfmoor auf der Hochebene des Hohen Venn. Schaut euch dazu gern die Fotos an… der Hammer!

Nach diesem Ausflug drehten wir nun wieder auf Süd und nutzten die gute alte Vennbahntrasse, um vorwärts zu kommen. Die Strecke war einfach nur toll. In Büttgenbach verließen wir sie kurz, um uns beim Bäcker mit Kaffee und ein paar Backwaren zu versorgen. Mit Blick auf den Bütgenbacher See ging es dann wieder zurück auf die Trasse und wir näherten uns langsam der Grenze, welche wir am Aussichtsturm Weißer Stein erreichten. Von da oben hatten wir einen Mega-Blick auf die umliegende Eifel.

Über viele Kilometer folgten wir auf dem Kylltal-Radweg der kleinen Tyll – immer gemütlich talwärts. In Hillesheim war damit dann Schluss. Nach demkurzen Blick auf die hiesige Burganlage, mussten wir dann einen knackigen Anstieg hinauf, damit wir einen schönen Ausblick auf die Kasselburg erhaschen konnten. Es ist schon genial, wieviele alte Burgen und Schlösser sich hier so tummelten.

Es folgte noch einmal ein ordentlicher Anstieg bis nach Kirchweiler mit anschließender Abfahrt nach Gemünden. Hier hatte ich mir die Dauner Maare rausgesucht, denn die Geschichte der Vulkaneifel kann man hier wahrscheinlich am Besten begreifen. Und das war dann tatsächlich so. Die alten Krater waren schwer beeindruckend. Hinzu kam die tiefstehende Sonne, die die Landschaft weiter verzauberte. Unzählige Fotos vom Gemündener Maar und dem Weinfelder Maar später, rissen wir uns los, damit wir unser Ziel in Ulmen noch vor Küchenschluss erreichten.

Das Quartier im Gästhaus St. Martin war ganz ok, aber zum Abendessen musste man die komplette Menüpauschale bezahlen. Und das Essen war wahrlich nicht mehr frisch und lecker. Nun, es gab keine Alternative und so mampfte ich recht lustlos ein paar Sachen rein…

Etappe 5: von Ulmen nach Gräveneck

Daten:
173,3 km   18,4 km/h   9:23:30 h   56,8 km/h   1.247 hm

Orte:
Ulmen – Kaisersesch – Burg Eltz – Koblenz – Bad Ems – Nassau (Lahn) – Limburg – Runkel – Aumenau – Gräveneck

Übernachtung: Zum Lahnfelsen Gräveneck

GPS-Daten bei Komoot: Paris – Etappe 5

Unser erster Weg führte uns nochmals zu einem Maar – dem Ulmener Maar. Über kleine Straßen, Schotterpisten und über Felder und durch Wälder verließen wir so langsam die Eifel. In Kaisersesch besuchten wir einen Fake-Römerturm und weiter ging es, tendenziell immer bergab, bis zur Burg Eltz.

Die Burg Eltzt, die einst den 500 D-Mark-Schein schmückte, gilt als eine der schönsten und populärsten Burgen Deutschlands. Sie ist eine der wenigen Burganlagen, die niemals erobert oder verwüstet wurden. Und der Anblick war einfach wunderschön. Da wir recht zeitig hier eintrafen, mussten wir den Blick auch nicht mit Unmengen von Besuchern und Touristen teilen, sondern konnten ganz in Ruhe genießen.

Nach ein paar Überbrückungskilometern erreichten wir die Mosel, an deren Ufer wir nun bis nach Koblenz und dem Deutschen Eck folgten. Die Mündung der Mosel in den Rhein ist schon beeindrucken. Und auch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist es. Wir genossen etwas das Treiben in der Stadt und deren Architektur, bei einem kleinen Happen.

Den Rhein ließen wir nach ganz kurzer Zeit rechts liegen und widmeten uns im Folgenden der Lahn. Die schlängelt sich in zahllosen Schleifen durch das Land. Anfangs war der Radweg unglaublich schmal, sodass man an den langsamen Kollegen nur mit Mühe vorbei kam. Gefühlt keinen Höhenmeter legten wir während den Rest des Tages zurück.

In Bad Ems naschte ich an einem der öffentlichen Brunnen von den Wasser… grrr, das war Nichts für mich. Dann doch lieber die schöne Architektur und die beruhigende Lahn genießen. Immer weiter geht es nun am Lahnufer entlang. Eine richtige Beschreibung ist da nicht möglich. Was dann aber unglaublich toll war, war Limburg. Wir besuchten den Limburger Dom, in dem gerade ein Knabenchor übte. Unbeschreiblich, was das für klare Stimmen waren, die da das Kirchschiff verzauberten.

In Limburg hauten uns die ganzen Fachwerkhäuser völlig aus den Socken – was für eine grandiose Stadt! Darauf gönnten wir uns ein feines Eis. Langsam senkte sich die Sonne Richtung Horizont und so bekamen wir in Runkel noch ein schönes Sonnenuntergangsfoto an der Burg serviert. Und weil uns der Appetit auf ein Bier einholte, pausierten noch ein weiteres Mal kurz, um in einer kleinen Kneipe in Aumerau, eines zu genießen. Der Stammtisch versorgte uns dabei mit Unterhaltung. Das Quartier in Gräveneck erreichten wir dann im Dunkeln.

Etappe 6: von Gräveneck nach Bebra

Daten:
180,9 km   18,9 km/h   9:33:33 h   46,0 km/h   1.316 hm

Orte:
Gräveneck – Wetzlar – Gießen – Grünberg – Romrod – Alsfeld – Grebenau – Niederjossa -Schloss Eichhof – Bad Hersfeld – Bebra

Übernachtung: Bebras Hessischer Hof

GPS-Daten bei Komoot: Paris – Etappe 6

Auch an diesem Tag, blieben wir der Lahn sehr treu. Und so folgten wir dem Radweg erst bis nach Weilburg, wo wir das Schloss kurz besichtigten, bis nach Wetzlar. Wetzlar ist auch so eine kleine Perle. Die Fachwerkhäuser machen echt viel her. Und obwohl wir noch nicht lange im Sattel saßen, lud uns ein niedliches Cafe auf eine feine Nußecke mit einem Kaffee Creme ein.

In Gießen mussten wir die Lahn, der wir echt lang nun gefolgt waren, ziehen lassen. Auf dem Lahn-Werra-Radweg ging es quer durch Hessen. In Grünberg frischten wir noch einmal die Reserven auf und in Romrod besichtigten wir das Schloss. Die Beschreibung für die ersten 110 km fällt diesmal etwas mager aus, aber es passierte tatsächlich nicht so viel.

Alsfeld kann man hingegen nur in allerhöchsten Tönen loben. Was für ein süßes Städtchen! Wir konnten uns kaum von den wunderschönen Häuschen und Gässchen losreißen. In einem kleinen Cafe gab es noch eine leckere einheimische salzige Leckerei, deren Namen ich leider nicht mehr auf die Reihe bekomme. Es war jedenfalls toll. Und auch das total nette Gequassel mit der Bedienung sprach für diesen Ort.

Schweren Herzens zogen wir irgendwann weiter. Über schöne Gravelpisten zogen wir gen Osten bergan, knapp vorbei am Auerberg bei Schwarz. In Niederjossa trafen wir auf die ruhig vor sich hinströmende Fulda. Auf deren Radweg ging es nun gemütlich in der Ebene bis nach Bad Hersfeld. Kurz vor dem Ort erhaschten wir einen Blick auf das ganz hübsche Schloss Eichhof, welches früher eine gotische Wasserburg war.

Von Bad Hersfeld hatte ich nicht viel erwartet. Um so überraschter war ich dann von dem Städtchen. Es war doch deutlich niedlicher. Aber uns zog es weiter. Die Ausfallstraße Richtung Bebra war hässlich und nervig. Einmal verfuhren wir uns gar in dem Wirrwarr. Das muss man erstmal mit nem GPS-Gerät schaffen…

In Bebra bezogen wir Quartier und zur kulinarischen Abwechslung machten wir uns über lecker Sushi her.

Etappe 7: von Bebra nach Jena

Daten:
182,5 km   18,9 km/h   9:39:03 h   47,8 km/h   1.309 hm

Orte:
Bebra – Obersuhl – Herleshausen – Hörschel – Eisenach – Gotha – Burg Gleichen – Erfurt – Weimar – Jena

Übernachtung: B&B Hotels Jena

GPS-Daten bei Komoot: Paris – Etappe 7

Der Morgen begann sehr frostig, die Sonnenstrahlen kämpften aber auf unserer Seite dagegen. Und so starteten wir, durch einen permanenten auf und ab gefördert, trotzdem schon bald mit ordentlich Temperatur Richtung thüringische Grenze.

In Herleshausen erinnert ein gut aufbereitetes Mahnmal bzw. einiger Info-Tafeln der jahrzehnte langen Trennung Deutschlands. Ich fand die Texte sehr gut aufbereitet und es lohnte sich, da etwas Zeit zu investieren.

Der Beginn des Rennsteigs liegt in Hörschel. den kleinen Abstecher muss man schon hinlegen. Letzten Endes sieht man zwar eh nichts, aber nett ist es trotzdem. Genauso nett ist Eisenach. Wir manövrierten direkt in die Innenstadt und was macht man in Thüringen? Richtig, Bratwurst essen. Also gab es als zweites Frühstück eine feine Wurst auf die Hand.

Mit schönem Blick Richtung thüringer Wald, mit dem markanten Inselsberg, ging es bergan nach Gotha. Die Wege erstrahlten mit den zauberhaften Buschwindröschen… ich liebe die kleinen Dinger. Gotha ist auch so eine Perle. Wir kreuzten durch die Altstadt und wir waren ja in Thüringen, also musste eine zweite Bratwurst her. Leider war die nicht lecker 🙁

Das Schloss Friedenstein in Gotha ist ein Prachtbau mit riesigem Paradeplatz. Das ist schon beeindruckend. Genauso beeindruckend und sehr lohnenswert sind die Drei Gleichen. Drei nahezu identisch aussehende Burgen stehen da in der Erfurter Umgebung und laden zum Besuch ein. Wir waren nicht direkt da, sondern besuchten den gegenüber der Burg Gleichen liegenden Röhnberg. Der Aufstieg war durchaus sportlich, aber jede Pedalumdrehung war es wert. Der Blick ist einfach grandios.

Nun ab in die Landeshauptstadt Erfurt – ebenfalls einer Perle. Wir besuchten die Innenstadt mit Dom, Domplatz und Krämerbrücke.

Auf dem Radweg der Mittellandroute fuhren wir weiter nach Weimar. Wiederhole ich mich, wenn ich schreibe, dass es sich dabei um eine Perle von Stadt handelt? Wenn ja, dann ist das so. Die besuchten Städte reihen sich wie Perlen auf einer Perlenschnur. Weimar ist etwas kleiner, aber wie ich finde, netter. Wir kreuzten auch hier hin und her und besichtigten die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Gleich bei Schiller und Goethe legten wir eine Rast ein, garniert mit feinem Kaffee und Kuchen.

Von der Ilm kommend mussten wir dann noch einen Anstieg bis Großschwabhausen absolvieren, damit wir dann ganz gemütlich nach Jena einschweben konnten. Jena, ist – richtig – eine wahre thüringische Perle. Wir genossen das abendliche Flair und die sehr angenehme Atmosphäre der Stadt. Da ich heute zwischendurch die Mission Bratwurst abgebrochen hatte, absolvierte ich aber dafür am Abend die Mission thüringer Klöße 🙂

Etappe 8: von Jena nach Dresden

Daten:
218,1 km   17,6 km/h   12:22:43 h   47,4 km/h   2.434 hm

Orte:
Jena – Stadtroda – Hermsdorf – Gera – Ronneburg – Meerane – Glauchau – Hohenstein-Ernstthal – Chemnitz – Flöha – Freiberg – Tharandt – Dresden

GPS-Daten bei Komoot: Paris – Etappe 8

Finale – der letzte und längste Tag erwartete uns heute, denn wir wollten nun unser Zuhause in Dresden erreichen.

Der Morgen begann ganz entspannend mit einem Radweg entlang der Roda. Ab Stadtroda zog der Weg merklich an und führte uns durch den zauberhaften Zeitzgrund. Das waren schon ein ganz paar Kilometer und wir hatten die Schönheit vorab gar nicht auf dem Schirm. Das war echt toll. Und auch die Abfahrt bis an die Ufer der Weißen Elster war echt hübsch. Eine sehr angenehme Überraschung.

Der Weißen Elster folgten wir bis nach Gera hinein. Kurzbesuch beim Otto-Dix-Haus und dem Lummerschen Backhaus und dann ab zur Orangerie und Kunstsammlung Gera. Hier erwartete uns eine riesige und in voller Blüte stehende Magnolie – was ein Traum.

Die Neue Landschaft Ronneburg zeigt, wie man ein altes Tagebaugebiet wunderschön rekultivieren kann – sehr beeindruckend. Und auch der Blick auf das Schloss Ronneburg war sehr schick.

In Meerane mussten wir natürlich die Steile Wand von Meerane mitnehmen. Dies ist ein ganz bekannter Abschnitt der Friedensfahrt. Das Kopfsteinpflaster ist fies, die Steigung aber noch verhältnismäßig moderat. Aber mit den alten Rennrädern und deren Übersetzung ist das im Rennen bestimmt einfach nur brutal. Die schicken Häuser erzeugen eine tolle Atmosphäre – ein Muss für jeden Radsportfreund!

Und schon kurz hinter Meerane findet man sich in Glauchau wieder. Der Oldtimer, der bei unserer Ankunft aus dem Schloss kam, gestaltete das Bild wunderschön.

Der nächste Abschnitt Richtung Hohenstein-Ernstthal war dann leider recht nervig. Man fährt sehr nah an der Autobahn und der permanente Lärm trübt hier die eigentlich sehr schönen Wege. Der Maria-Josepha-Turm Richtung Chemnitz war ein kleines Trostpflaster. In Chemnitz hingegen war es dann wieder toll. Es herrschte reges Treiben und wir gönnten uns in bulliger Sonne, ein leckeres Spagetti-Eis -jamm-jamm!

Natürlich muss man sich in Chemnitz, was ja mal Karl-Marx-Stadt war, den Nischl anschauen – was wir brav erledigten. Dann ging es auf kleinen Straßen hinüber nach Flöha und weiter nach Freiberg.

Die Sonne näherte sich langsam dem Horizont. Da wir wussten, dass wir im Dunkeln ankommen würden, beschlossen wir, hier in Freiberg ein Abschlussbier zu trinken und auf die erfolgreiche Fahrt von Paris bis Dresden anzustoßen. Das war schon ein toller Ritt gewesen! Und die bisherigen eindrücke waren in ihrer Flut kaum greifbar. Selbst jetzt im Nachgang, mit all den Fotos und GPS-Tracks habe ich beachtliche Mühe, das alles unter ein Dach zu bekommen.

Die restlichen Kilometer von Freiberg nach Dresden beherrschte ich schon halb im Schlaf. Wir umrundeten den Tharandter Wald und erreichten über Tharandt und Freital unsere Heimatstadt Dresden.

Mein Fazit zu der Tour. Ja, andersrum wäre es wahrschinlich toll gewesen – also mit Ziel in Paris als Highlight. Aber da wir so eine Wucht an Eindrücken sammelten und alles super funktioniert hatte und wir wieder einmal komplett heil geblieben sind, möchte ich nicht meckern, sondern einfach nur Danke dafür sagen.


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