Bei jedem Gespräch über unser nächstes Reiseziel ernteten wir ungläubige Blicke. England? Da kann man Mountainbiken? Dort ist doch alles flach und platt – ihr meintet bestimmt Schottland. Nö, das meinten wir nicht. Wir wollten einen beliebten Wanderweg, welcher von der West- zur Ostküste (sozusagen coast-to-coast) mit dem Radl erfahren. Und da schon vor vielen Jahren ein Tim Woodcock eine tolle Strecke ausgearbeitet hatten, orientierten wir uns an eben dieser.

Länge: 379,38 km
Höhe: 7.688 hm
Etappen: 6

Etappe 1: von barrow-in-furness nach Eskdale Boot

Daten:
42,71 km   14,9 km/h   2:51:16 h   62,4 km/h   577 hm

Orte:
Barrow-in-Furness – Askam-in-Furness – Broughton-in-Furness – Ulpha – Eskdale Boot

Übernachtung:
Jeffersons Hotel & Apartments
Brook House Inn

Zwei Stunden Autofahrt nach Berlin, zwei Stunden Flug nach Manchester und zwei Stunden Zugfahrt nach Barrow-in-Furness reichten um uns zum Startpunkt unserer Tour durch England zu bringen. Alles klappte wie am Schnürchen und so verbrachten wir noch einige sonnige Stunden beim Bummel durch die Innenstadt, beim Schlemmen lokaler Backdevotionalien und in einem Pub.

Beim Frühstück am nächsten Morgen ärgerte uns der Fernseher gewaltig, denn er zeigte einen ziemlich hässlichen Wirbel der über Irland fleißig drehte und unheilvolle Regenwolken für den Tag verkündete. War es beim Frühstück noch sonnig, so zogen die ollen Wolken tatsächlich bereits beim Tourenstart auf. Die ersten Meter führten uns noch entlang einer lauten, großen und viel befahrenen Ausfallstraße, aber kurz vor Dalton-in-Furness konnten wir einen ersten Blick auf unberührte Natur erhaschen. Auf einer unscheinbaren Seitenstraße fanden wir uns in einem riesigen Frühblühermeer wieder. Tausende Primel, Narzissen und Buschwindröschen säumten den Weg.

Noch einmal kräftig reingetreten und wir konnten den Blick auf eine in Ebbe liegende Westküste bzw. irische See schweifen lassen. Hinter Kirkby-in-Furness folgten die ersten Offroadkilometer auf saftigsten Wiesen mit fröhlicher Schäfchen- und Lammuntermalung. In Broughton-in-Furness standen echt viele klassisch gebaute Steinbauten und eine herrliche ruhige Kirche. Leider konnte man hier keine Kerze anzünden, wie in scheinbar allen Kirchen Englands. Die Straße nach Ulpha wurde immer kleiner und beschaulicher, dann auch schon mal knackig steil.

Auf einer der folgenden Abfahrten lernten wir worauf wir in den nächsten Tagen echt zu achten hatten. Man kommt mit hoher Geschwindigkeit einen Weg runter geballert und plötzlich springen aus irgendwelchen Nischen und Ecken kleine verschreckte Lämmer hervor und genau in die Radspur rein. Und da die kleinen Biester wirklich mit einer Bewegung warten bis man ran ist, wurde es des öfteren richtig knapp.

Tja, in Eskdale kehrten wir zum Mittag ein und genehmigten uns ein Guinness, dann noch eins und … nunja, noch eins. Warum? Na weil der Wetterbericht vollkommen recht behielt und es draußen stürmte und volles Rohr regnete. Irgendwann fragten wir nach einem Zimmer und hofften möglicherweise später noch eine Schleife drehen zu können, aber daraus wurde nischt. Und so waren wir mit dem Tagespensum nicht wirklich zufrieden. Glücklich waren wir nur, dass wir bei dem Mistwetter nicht noch draußen irgendwo rumturnen mussten. Außerdem war Männertag, da kann man auch schon mal ein Bier trinken und cbs action genießen.

Etappe 2: von Eskdale Boot nach Windermere

Daten:
78,19 km   10,0 km/h   7:45:05 h   60,3 km/h   2090 hm

Orte:
Eskdale Boot – Burnmoor Tarn – Wast Water – Eskdale – Hardknott Pass – Nähe Brown Pike – Coniston – Lake Windermere

Übernachtung: Bowness Bay Suites

Nachdem wir am vergangenen Tourentag den halben Tag sinnlos vergammeln mussten, entschieden wir uns die rausgesuchte Extraschleife zum Wast Water heute zu fahren. Das „full english breakfast“ schlugen wir diesmal aus und konzentrierten uns aufs Wesentliche, sonst wäre der Ranzen gleich wieder bis Anschlag voll gewesen – man lernt ja.

Bereits nach wenigen Metern fahren fanden wir eine tolle, scheinbar uralte Wassermühle vor. Der Anstieg Richtung Wast Water war fahrbar – nur der Modder machte das nicht gerade zu einem energiesparenden Vergnügen. Teilweise versackten wir bis zu den Naben in dem Gedöns. Nach längerem Kampf konnten wir auf einer schönen Abfahrt den Ausblick auf den See genießen. Dieser fand das nicht so schön und bestellte uns zur Strafe etwas Regen. Nachdem wir an der Küstenlinie entlang den See einmal längst vermessen hatten, mussten wir wieder auf die andere Seite des kleinen Kamms nach Eskdale. Der Anstieg auf der pitschnassen Wiese war brutal steil. Und so bugsierten wir die Räder durch den Matsch und das Wasser schiebend bis hinauf. Der ursprünglich oben postierte Wald lag in Trümmern zu unseren Füßen – alles abgehackt. Nichtsdestotrotz folgte aber eine richtig tolle Abfahrt. Technisch war sie recht anspruchsvoll, aber alles war ohne Probleme fahrbar.

In Eskdale angekommen stoppten wir im King George und bestellten zwei Tee und zwei Monster-Cheeseburger. Bis zur Oberkante vollgestopft ging es (natürlich im Regen) durch tausendundein Gatter Richtung Hardknott Pass. Das Schild mit der Ankündigung eines 30-prozentigen Anstiegs wollten wir mal nicht glauben – wer baut denn solche Straßen? Aber das Schild behielt recht. Und so mussten wir ordentlich drücken, um hoch zu kommen. Etwas unterstützt wurden wir von dem kräftig blasenden Westwind. Der Blick in das nächste Tal war klasse – die Asphaltabfahrt war dagegen unspektakulär.

Später radelten wir Tal auswärts, umringt von viertausenddreihundertundzwei Lämmlein und ein paar Schafen. Irgendwann endete das Vergnügen und eine sehr geröllige und ausgewaschene Piste zum nächsten Pass konnten wir nur zu Fuß bewältigen. Die Temperaturen fielen, der Wind schob von hinten und die Aussicht war kleiner gleich Null. Aber umso besser war dann die Abfahrt. Der Technik sei Dank (Federung und Reifen) konnten wir mit hoher Geschwindigkeit ins Tal Richtung Coniston Water rauschen.

Die Damen des Cafes waren ob unseres Besuches nicht sonderlich begeistert – mag wohl an unserer Optik gelegen haben. Schließlich hatten wir uns eine dezente Schlammmaske übergestülpt und alle Sache befeuchtet. Kaffee und Kuchen waren trotzdem richtig lecker und so schlimm verwüsteten wir den Laden gar nicht. Eigentlich war das Örtchen so niedlich, das man hier hätte auch prima bleiben können, aber wir wollten noch mehr.

Und so strampelten wir noch ein bisschen rum, um alsbald im Wald einen extra angelegten Biketrack zu finden. Wir ließen uns nicht lange bitten und jagten die Anlieger und Rampen hinab. Wäre zwar alles auch sicher schneller gegangen, aber wenn man die Strecke nicht kennt, könnte man möglicherweise schneller die Erde knutschen als gedacht. Leider war der Spaß viel zu schnell zu Ende, auch wenn wir auf einem schön angelegten Singletrail noch ein paar Höhenmeter zusätzlich machten. Die Kombination von Schweiß- und Regentropfen führte uns auf kleinen Straßen hinüber nach Windermere. Überfahrt mit Fähre, etwas längere Quartiersuche und dann ab zum Italiener.

Etappe 3: von Windermere nach Kirkby Stephen

Daten:
64,40 km   9,6 km/h   6:42:03 h   65,2 km/h   1572 hm

Orte:
Windermere – Garburn Pass – Kentmere – Sadgill – Mosedale Cottage – Shap – Crosby Ravensworth – Soulby – Kirkby Stephen

Übernachtung: Name vergessen

War der ganze letzte Abend nicht sonnig und schön? Und warum hat sich das über Nacht dermaßen geändert? Nungut, dann eben erst einmal ausgiebig frühstücken – diesmal gab es wieder ein volles Englisches – mmh, lecker. Dann also rein in die Regensachen und ein paar Überführungskilometer auf Asphalt zurücklegen. Dann mündet die Route auf einen Schotterweg (oder sowas in der Art) und wir machten uns am Garburn Pass zu schaffen. Es schüttete dabei fröhlich vor sich hin. Die Abfahrt wurde durch die großen Geröllsteine und den durchaus nassen Untergrund recht schwierig.

Beim nächsten kleinen Übergang nach Sadgill war meine Motivation bereits völlig im Eimer. Bis auf die Haut waren wir mittlerweile nass und auch die Aussicht konnten wir knicken. Nach einem kleinen Kraftriegel ging es an den nächsten Aufstieg. Sehr viel davon mussten wir leider schieben, der Untergrund gab es einfach nicht her. Oben wartete auf uns eine recht anspruchsvolle Flussüberquerung und danach folgte Monstermodder. Eigentlich waren unsere Schuhe und Socken bereits nass, aber hier wurden sie regelrecht geflutet. Im ersten Gang konnte man sich durch so manches Moor- bzw. Sumpffeld quälen. Aber nur so lange, bis man von einem gefluteten Loch überrascht wurde und mit dem Vorderrad mal so richtig auf Tauchstation ging.

Zirka zwei Stunden schoben, wateten, fuhren und schwammen wir da oben über das Hochland. Einige tiefe Furchen zeugten von früheren Leidensgenossen. Hatten wir etwas anderes von England erwartet oder war es genau das? Es war wirklich zumindest eine Erfahrung – mehr aber auch nicht. Das Regengeprassel wurde von einem mächtigen Sturm prima in Szene gesetzt. Dieser Sturm arbeitete aber für uns. Denn kurz bevor wir diesen ganzen Sumpfabschnitt hinter uns ließen, rissen irgendwann die Wolken etwas auf. Gar komische blaue Anomalien waren plötzlich am Himmel zu entdecken – wir waren verschreckt.

Gegen 15:00 Uhr erreichten wir den kleinen Ort Shap, wo wir uns die wirklich leckere englische Küche schmecken ließen. Wieso schimpft eigentlich jeder auf die britische Küche? Mir hat der Yorkshire Pudding jedenfalls zugesagt. Zum Mittag und auf den bisherigen Tagesverlauf gab es jedenfalls erst einmal ein Pint. Die folgenden Kilometer wurden deutlich ruhiger und idyllischer. Das Wetter klarte regelrecht auf und wir konnten mal etwas auf Straße fahren.

Irgendwann zweigte aber das Wegelein Richtung der vielen kleinen Schafskoppeln ab. Also hieß es, 20 Meter fahren, Absteigen, Gatteröffnungsmechanismus studieren, Gatter öffnen, Gatter schließen, Aufsteigen und wieder 19,5 Meter fahren. Nach gefühlten 317 Gattern hatten wir auch das geschafft. Zwischendurch zog noch mal eine pechschwarze Wolke nur wenige Meter vor uns quer. Wir warteten also, genossen den Regenbogen (liebe Grüße!) und blieben mal trocken.

In Kirkby Stephen war das Finden eines Quartiers noch schlimmer als am Tag zuvor. Zu viele Wanderer hatten sich hier am Wochenende eingenistet. Nur aufgrund eines Telefonats konnten wir im wohl letzten Zimmer des Ortes Quartier beziehen. Und was für eines! Die Gastleute waren unglaublich nett. Eigentlich wollten sie gar nicht vermieten, da eine Familienfeier auf dem Programm stand. Und dann wurde auch noch die Wäsche gewaschen und geplauscht – ein Glücksgriff!

Etappe 4: von Kirkby Stephen nach Reeth

Daten:
49,69 km   11,3 km/h   4:23:00 h   51,4 km/h   979 hm

Orte:
Kirkby Stephen – Tan Hill Inn – Keld – Gunnerside – Reeth

Übernachtung: Arkleside Country Guest House

Den ganzen Morgen plauderten wir noch mit der Wirtin über Dies und Das – es war wirklich richtig nett. Und das Quartier als solches war so richtig liebevoll englisch eingerichtet. Und so starteten wir mit frischen Sachen in einen neuen Tag. Die Papageien (die ollen Störenfriede vom Morgen) betrachteten uns sicherheitshalber nur aus der Ferne. So ging es gemütlich auf vielen kleinen Straßen durch das Land.

Irgendwann erreichten wir dann doch einen Matschepatschepfad, welcher in einer spektakulären Flussüberquerung endete. Es war schon eine gewisse Qual durch diesen durchnässten und unbefestigten Boden vorwärts zu kommen. Kurz nach dem Erreichen der Straße, kam der erste Regen des Tages. Glücklicherweise war das Bergrestaurant Tan Hill Inn nicht weit weg und so flüchteten wir vorerst da rein und probierten die nächsten lokalen Gebräue. Die folgende Abfahrt war von unten recht feucht und von oben äußerst stürmisch. Und so zweigten wir schon bald auf die Straße ab. Der Modderweg hätte nur sinnlos Kraft und Zeit gekostet, zumal schon wenig später ein Schotterweg lockte. Und so zog sich der Weg in einem steten Auf und Ab durch das Tal und natürlich durch so manches Gatter.

In Low Row kehrten wir nochmals in einem Cafe ein und als der Regen nicht enden wollte, entschieden wir uns gegen die geplante Schleife am Berg und drückten auf Straße bis nach Reeth. Der Ort war nicht wirklich so pralle, dafür pflegten wir am Abend ordentlich Konversation und schauten beim Bier englischen Fußball.

Etappe 5: von reeth nach Chop Gate

Daten:
73,64 km   15,8 km/h   4:38:14 h   60,3 km/h   1100 hm

Orte:
Reeth – Richmond – Scorton – Brompton – Osmotherley – Scugdale – Chop Gate

Übernachtung: The Buck Inn

Sepps Gastkommentar

Ein spätes Frühstück in einem sonnendurchfluteten Raum ließ uns bereits ahnen, dass es beim Tourstart spätestens regnen muss… und welch Überraschung, wir wurden nicht enttäuscht! Zum Glück wurde der Spaß binnen 5 Minuten vorbeigepustet und wir starteten bei lockerer Bewölkung und viel Sonnenschein. Unglaublich wie schön es auf einmal überall war. Selbst die eher fad wirkenden Berge zeigten mehr Kontrast.

So cruisten wir mit viel Rückenwind über leichtes Gelände, entlang bezaubernder Flusslandschaften bis Richmond, wo uns ein paar Tropfen der vorbeiziehenden Wolken streiften … aber nicht der Rede wert. In Richmond gab es wieder ein Beispiel leckerster englischer Küche zu genießen. Noch ein wenig Sightseeing und wir klinkten uns wieder in den Westwind, der uns durch die Ebene drückte. Leider mit viel Straße heute, aber irgendwie auch entspannend, mal abgesehen von der einen großen Hauptstraße.

In Brompton wurde es Zeit die Reserven aufzutanken. Leider gab es im Pub nix Kulinarisches, dafür den Tipp fürs Village Inn ein paar Meter weiter. Auch wenn die warme Küche kurz nach 2 angeblich schon runtergefahren war, so gab es zumindest Sandwiches und für jeden ein Pint. Letzteres schien mir etwas auf die Kondi zu schlagen, aber zum kurbeln reichte es allemal noch. Hinter Osmotherly (im übrigen ein optisch nett wirkender Ort zum übernachten) ging es dann endlich wieder offroad weiter. Der Weg wird beim Downhill zum Trail und eröffnet einen weite Blicke in die Ebene. Nach dem kurzen Downhill führte der Weg auf netten Wegen zur Abwechslung mal durch Wald … ja auch das gibt’s!

Weiter auf Straße, den finalen Anstieg ansteuernd begann dann die Phase der hoppelnden Wiesen. In der Gegend gab es deutlich mehr Hasen als alles andere und alle Häschen brachten sich in Deckung. Getoppt wurde der tierische Spaß noch durch unzählige Fasane, welche dem Ganzen den akustischen und farblichen Rahmen gaben. Auf dem letzten Pass gaben uns ein paar Graupelkörner des nahen Schauers zu verstehen das keine Zeit zu verlieren war. In Chop Gate quartierten wir uns im The Buck Inn ein und es konnte nicht anders kommen: in dem Moment öffnete der Himmel wieder seine Schleusen. Na da habe wir ja mal Glück gehabt.

PS: The Buck Inn hat einen deutschsprachigen Wirt und wer dem Ale überdrüssig geworden ist, der kann hier auf Düsseldorfer Union Pils umsteigen.

Etappe 6: von Chop Gate zur Robin Hood’s Bay

Daten:
70,75 km   12,7 km/h   5:31:58 h   65,9 km/h   1370 hm

Orte:
Chop Gate – Urra Moor – Westerdale – Glaisdale Rigg – Glaisdale – Sleights Moor – Robin Hood’s Bay

Übernachtung: Clarence dene

Das Buck Inn wurde ja von einem recht redseligen Kerl, deutschen Ursprungs geführt, was uns aber nicht davon abhielt uns am Morgen auf unglaublich englische Art und Weise den Bauch vollzuschlagen. Mit dieser Methode kann man eine Mittagspause i. ü. ziemlich gut nach hinten schieben. Selbst als völlig austrainierter Profiathlet, der sonst bereits nach 23 Minuten wieder Hunger hat, sind so einige Stunden drin.

Mit Sonne im Gesicht und Wind im Rücken zog es uns hinauf in das Urra Moor. Nachdem wir aus England zurück waren, hab ich i.ü. mal nachgeschlagen was ein Moor ist: das Moor, die Heide, das Ödland, der Sumpf. In dem Fall war es wirklich ein riesiges, auf einem Hochplateau liegendes Heideland. Sehr lange konnten wir uns dann um tausend Ecken und Umwegen in der unwirklich wirkenden Landschaft in der Höhe halten. Dabei zog schon mal links und rechts von uns ein ordentliches Wetterchen durch – wir wurden aber diesmal erstaunlicherweise immer verschont.

In einem kleinen beschaulichen Tal gönnten wir uns eine kurze Windpause, futterten ein paar Riegel und philosophierten über zukünftige Investitionen ins Rad. Dann ging es wieder hinauf in dieses karge Gebiet, wo nicht einmal mehr tote Hasen in der Gegend herumlagen. Durch das permanente kreuz und quer fahren hingen wir hin und wieder mal voll im Gegenwind – ohwei, das war dann immer hammerhart. Sollte jemand tatsächlich so bescheuert sein und die Route mal von Ost nach West zu fahren? Na dann, schönen Glühstrumpf.

In Glaisdale gönnten wir uns eine echte Mittagspause bei Tee und Kartoffel. Die erste Rampe danach verkrafteten wir noch ganz anständig, die zweite wurde dann aber mal echt anstrengend. Volles Rohr (laut Schildern mal wieder 30 Prozent) zog hier die Straße hinauf in das nächste Heideplateau hinein. Und hatte es mir vor Glaisdale noch den Hinterreifen auf einer Abfahrt zerlegt, so war jetzt der Nächste dran. Auf einem von uns ganz hübsch herausgesuchten Pfad entschied sich der Schlauch just in dem Moment sich zu zerlegen in der die einzige Husche des Tages sich über uns entlud. Und so rollten wir beide mit einem Ersatzschlauch am Rad in der Robin Hoods Bay ein und durften dank leichter Ebbe ein paar Fotos inmitten der Nordsee machen.

Eigentlich sollte noch eine letzte winzige Etappe bis nach Scarborough folgen, aber der am Abend kredenzte Guiness Pie löste bei mir ungekannte Bauchkrämpfe aus, die am nächsten Tag noch eine ganze Weile anhielten und so gar nicht ans Radfahrn zu denken war. Und so fuhr uns freundlicherweise der Gastgeber mit seinem Auto bis zum Bahnhof.

Ein unwürdiger Abschied für eine tolle Tour durch England. Auch wenn die Höhenmeter recht schmal aussehen, so haben wir sicherlich aufgrund der Wegkonsistenz bzw. -viskosität die gleiche Menge Energie verbraten wie bei 3000 Höhenmetern mehr. Fazit: Viel Regen, viel Matsch, leckerstes Essen, gutes und vielseitiges Bier, große Gastfreundschaft und schöne Landschaft. Eine etwas andere, aber gelungene Tour von Küste zu Küste!


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