In weiter Ferne liegt das schöne Zypern. Da die Insel geteilt ist, besuchten wir leider nur die nicht besetzte südliche Hälfte. Wir erlebten eine herrliche ruhige Insel, mit einem ausgedehnten Wegenetz, kristallklarem Wasser und sehr netten Einwohnern.

Länge: 515,42 km
Höhe: 8.980 hm
Etappen: 6

Etappe 1: von Larnaca nach Lithrodontas

Daten:
59,95 km   12,6 km/h   4:45:24 h   44,9 km/h   1086 hm

Orte:
Larnaca (10) – Salzsee – Hala Sultan Tekke – Kloster Stavrovouni – Kornos – Lithrodontas (440)

Übernachtung:
Amorgos Boutique Hotel
AVLI Traditional Houses

Startpunkt unserer Zypern-Durchquerung ist der ‚malerische‘ Ort Larnaca. Am Abend machte der Ort nicht gerade den allerbesten Eindruck, am hellen Tage wurde es nur unwesentlich besser. Eigentlich waren die einzigen wirklichen Highlights der freie Blick aufs Meer und das Areal rund um die Kirche des heiligen Lazarus.

Schnell ließen wir daher Larnaca hinter uns und fuhren erst an einem uralten Aquädukt entlang, später entlang dem sogenannten Ufer vom Salzsee. Der Weg war aber ein vollkommen verpampter Modder und wir sahen nach nur wenigen Kilometern bereits völlig verdreckt aus. Die Moschee Hala Sultan Tekke war dagegen echt hübsch – im Hintergrund kreischten die Flamingos im Salzsee und im Vordergrund erklärte uns ein Zypriot die wesentlichen Eckpunkte der Entstehungsgeschichte.

Im Anschluss ging es erst auf Straße, später auf Schotter- und Pampepisten langsam Richtung Hinterland. Über das schier grenzenlose Wegenetz mussten wir ehrlich staunen – hier sich nur mit einer Karte durch zu navigieren erscheint einem nahezu unmöglich. Durch stetiges Auf und Ab ging es weiter vorbei an lokalen Windparks und die zypriotische Armee (oder war es die griechische?) fuhr alle militärischen Ehren auf, um uns Willkommen zu heißen. Persönlich fand ich die vier, fünf Panzer nicht gerade angemessen, aber vielleicht haben die gerade auch nicht mehr – sagen wir mal so: der Versuch zählt.

Die Auffahrt zum Stavrovouni-Kloster ging ganz gut ab. Leider wurde es aber merklich kühler und als wir oben ankamen, öffnete sich traditionell der Himmel über uns. Leider war zu dem Zeitpunkt unseres Eintreffens das Kloster geschlossen, dafür hatten die Mönche uns Sabine Spitz als Unterhaltungsprogramm abgestellt. Sie bzw. ihr Gehilfe machte das prima…

Die Abfahrt auf dem E4 war dann ein kleiner Leckerbissen. Nach kurzem warm fahren ging es auch deutlich flotter bergabba. Leider war der Weg alsbald auch schon wieder zu Ende. In Kornos genehmigten wir uns bei netten Gastwirten eine Monsterpizza. Die letzten Meter nach Lithrodontas verliefen wieder in aller Stille auf einem gemütlichen Wegchen. Nach kurzer Suche fanden wir auch ein Zimmer (eigentlich war es eine riesige Ferienwohnung) und sparten uns so die Fahrt nach Lefkara. Zwar war das eine recht kurze Etappe, aber etwas Urlaub kann ja auch nicht schaden. Am Abend kosteten wir dann die ersten lokalen Spezialitäten aus Zypern.

Etappe 2: von Lithrodontas nach Agros

Daten:
81,82 km   11,5 km/h   7:04:18 h   50,0 km/h   2371 hm

Orte:
Lithrodontas (440) – Profitis Ilias – Macharias Kloster – Fikardou (900) – Agios Epifanios – Stavros tou Agiasmati – Alona – Agros (1030)

Übernachtung: Vlachos Hotel

Sehr zeitig ließen wir unseren Wecker klingeln, aber was waren denn das für Geräusche? Rauschen, was für Rauschen? Mist – Regentropfen! Also wurde das Frühstück aufs Äußerste gedehnt, wobei sich zwischendurch sogar das ein oder andere Donnergrollen dazu mischte. Nachdem sich nach einer gefühlten Ewigkeit noch immer nichts änderte schlüpften wir, nun selbst grollend, in unsere Regenpelle und ab ging es.

Zum Glück hatten wir das Schlimmste wirklich ausgesessen, sodass bereits nach kurzer Zeit die Sachen nicht mehr nötig waren. Der Weg zog sich zaghaft die Berge auf Schotter hinauf und die Herbstfärbung wurde immer prächtiger. Die unglaubliche Farbpracht sollte uns den ganzen Tag noch weiter begleiten. An der kleinen Kapelle Elias verweilten wir kurz, aber wie so alle Örtchen war auch dieser hier voll verrammelt. Gemütlich schlängelte sich der Weg weiter bis zu einem gigantischen Picknickplatz. Nur Gott weiß, was hier im Sommer oder halt der lokalen Hochzeit hier los sein wird. Wir hatten jedenfalls alles für uns allein, bei absoluter Stille.

Das Machairas Kloster ließen wir rechts liegen (war sicher sowieso zu), obwohl der Anblick schon beeindruckend war. Kurz darauf zweigten wir auf den E4-Wanderweg Richtung Fikardou ab. Hier musste der ein oder andere Meter mal geschoben werden, was aber nicht wirklich tragisch war. In Fikardou stärkten wir uns in der örtlichen Taverne in gemütlicher Atmosphäre am prasselnden Kamin. Bei der Kälte draußen tat das auch ausgesprochen gut. In der Zwischenzeit riss sogar der Himmel etwas auf. Vollgestopft ging es auf ein paar Kilometer Abfahrt und bogen schon bald auf einen hübschen Weg ab, welcher direkt an einer Schlucht entlang lief. Diese war voller herrlicher herbstlicher Farben und die Sonne brachte auch tolles Licht in die Stimmung.

Hinter Agios Epifanios kam eine schöne Abfahrt durch den lokalen Wald. Die machte trotz der enormen Wegbreite mal richtig Spaß. Die Auffahrt zum Stavros tou Agiasmati teilte sich in zwei Teile – eine monotone Asphaltpiste und ein ordentlich zupackender Wanderweg. Oben stellten wir eine absolute Leere fest – Quartieraussicht Fehlanzeige! Da es langsam Richtung Sonnenuntergang ging (jetzt merkte man die fehlende Zeit vom Morgen), sputeten wir zum nächsten Örtchen Platanistasa – nichts. Also weiter, immer bergan. In Alona fragen wir uns mit Händen und Füßen durch, aber auch hier war kein Bettchen zu bekommen.

Was blieb, war ein Hinweis auf den Ort Agros, aber bis dahin waren es noch 15 Kilometer. Leider wird in Zypern im November ab 17:00 Uhr das Licht ausgeknipst. Zum Glück hatten wir uns aber welches eingepackt – und zwar das mit Schmackes! So spulten wir also im absoluten Nichts, bei immer tiefer fallenden Temperaturen und begleitet vom Lichtkegel unserer Lampen immer weiter bergauf. Am Ende kamen wir bei 2 °C und einer Höhe von 1400 m auf dem Pass an. Nun aber ganz fix hinab nach Agros und zack, rein in ein Hotel.

Die freundliche Wirtin servierte uns völlig Durchfrorenen eine heiße Kanne Tee mit Milch (man merkt den britischen Einfluss), während der Ofen das Wasser auf Temperaturen brachte. Nach der warmen Dusche flanierten wir noch etwas durch den bitterkalten Ort in eine Taverne und probierten die nächsten Leckereien.

Etappe 3: von Agros nach Pano Platres

Daten:
55,70 km   10,4 km/h   5:21:01 h   56,8 km/h   1965 hm

Orte:
Agros (1030) – Lagoudera – Platania – Troodos (1720) – Mt. Olympos (1950) – Troodos – Pano Platres (1140)

Übernachtung: Edelweiss Hotel

Locker flockige 5°C, dafür aber nahezu blauer Himmel, begrüßten uns am nächsten Morgen. Vor dem Start musste aber noch eine namenlose Speiche aus dem Laufrad weichen. Die Straßen in Agros waren an diesem Morgen mit Paul Panther und Barbie zugepflastert und busseweise wurden pechschwarz gekleidete Männer und Frauen hierher gekarrt – es war Markttag. Schon etwas schmunzelnd beobachteten wir eine Weile beim Einkauf das Treiben, bevor wir uns auf dem Weg zum E4 machten.

Wir empfanden den in der Tourenbeschreibung gemachten Weg über Lagoudera einleuchtend und spulten auf Straße wieder, allerdings auf einem anderen Weg, über den Gebirgszug von gestern Abend. Nach Lagoudera ging es erst noch etwas auf Asphalt weiter, bis man auf einer Anhöhe auf einen richtig schönen Trail abzweigt. Eine nahe dem Weg hockende Dame später, war der schöne, aber zehrende Übergang auch schon vorbei. Im ‚Mountain Adventure Park‘ gab’s lecker saftige Koteletts und herrlichen selbstgemachten Kuchen. Da wir nun völlig vollgestopft waren, waren wir durchaus froh das keine steile Rampe folgte, sondern eine kalte lange Abfahrt.

Der Anstieg auf dem E4 zum Troodos war erst einfach fahrbar und musste nur an wenigen Stellen zu Fuß zurückgelegt werden. Da mit zunehmender Höhe die Viskosität des Bodens immer mehr abnahm, bildeten sich immer mehr aasige Ballonreifen aus, bis an ein ordentlichen Fahren kaum noch zu denken war. Es wurde also anstrengend, dazu kühlte es immer weiter ab und Wolken gesellten sich recht aufdringlich zu uns. Auf der Straße oben angekommen ging es eindeutig einfacher vorwärts. Also schnell noch hoch auf den höchsten Berg von Zypern, den Mt. Olympos.

Oben war es furchtbar kalt und die Wolken erlaubten keinen Ausblick. Die Abfahrt war nochmals kälter, trotz ordentlichem Einpacken. Auf halber Höhe zweigten wir auf einen Trampelpfad ab. Volle Kanne kann man da zwischen Büschen auf einem schmalen Pfad ins Tal rauschen – ein wirklich fantastisches Fahrerlebnis. Eventuell war das einer des besten Wege, den wir so unter den Stollen hatten. Natürlich war wieder mal alles schneller vorbei als gewünscht und so buchten wir uns in Pano Platres im Hotel Edelweiß ein.

Etappe 4: von Pano Platres nach Polis

Daten:
106,81 km   15,7 km/h   6:47:49 h   61,9 km/h   1940 hm

Orte:
Pano Platres (1140) – Prodromos – Mylikouri – Kykkos (1100) – Stavros tis Psokas – Lysos – Polis (0)

Übernachtung: Natura Beach Hotel And Villas

Sepps Gastkommentar:

Da heute die längste Etappe anstand, galt es wieder zeitig aus den Federn zu kommen. Mit unserer Wunsch-Frühstückszeit von 7 Uhr haben wir uns zwar auch hier keine Freunde gemacht, aber immerhin kam man uns entgegen. Der Energiegehalt reichte zwar nur bis die Treppe hoch, aber der Magen war erstmal damit beschäftigt das herauszufinden.

Es sollte heute gleich bergab gehen… entgegen dem Höhenprofil, aber freuen wir uns mal auf eine Tour die hauptsächlich bergabrollen verspricht. Das mit dem „erst mal abwärts“ fuhr sich merkwürdig schwergängig und auch der Höhenmesser wollte das Spiel nicht mitspielen – die Gewissheit stellte sich ein – das Höhenprofil stimmte und das mit der Abfahrt – naja, sprechen wir nicht drüber, es sollen ja nur 1000 Höhenmeter werden.

Der Weg führt heute hauptsächlich über Straße. Aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens machbar und so kommen wir ganz gut vorwärts, zumindest gefühlt. Der Tourenbeschreibung können wir heute leider nicht trauen und auch die Positionen, wo die Orte im Profil eingezeichnet sind, hat wohl jemand eher geschätzt. Hervorzuheben ist auf jeden Fall das Flusstal bevor der Anstieg zum Kykkos-Kloster beginnt. Wir nutzten den malerischen Streckenabschnitt zum Aufbessern der Kenntnisse und Fähigkeiten zur Behebung eines Plattfußes. Letztlich galt es auf ca. 600 Höhenmeter runter bis der Anstieg kommt. Zunächst auf Piste, ab Milokouri Straße bis 1100 hm.

Kurz Mittag, ist hier das reinste Touri-Mekka. Zum Stavros geht es kurz bergab und dann folgt man ewig einen leichten Anstieg bis ca. 1200 m und erst nach den ersten Abfahrtskilometern kommt Stavros. Kurz unterhalb beginnt auch gleich der Einstieg in eine wunderbare Abfahrt auf ruppiger Piste. Neben tausenden Steinbrocken warf sich als Highlight ein Mufflonskelett mitten in den Weg. Aber auch dies konnte uns nicht stoppen. Ich rechnete bei der ruppigen Piste jeden Moment mit dem völligen Totalzusammenbruch meines bereits zwei Speichen weniger zählenden Hinterrads, aber dem werden wohl nur sinnlose Teerauffahrten gefährlich.

Nach der Abfahrt geht es in einem traumhaften Tal ca. 150 Höhenmeter bergan, dann auf der Straße bis Polis. Den Sonnenuntergang haben wir leider knapp verpasst, also Lampen raus und auf den kleinen kurvigen Straßen durch die Nacht bis Polis jagen. Na wenigstens das Natura Beach Hotel gibt es wirklich hier und so lassen wir den Abend ausklingen.

Etappe 5: von Polis nach Pissouri

Daten:
99,34 km   18,1 km/h   5:29:05 h   61,7 km/h   1043 hm

Orte:
Polis (0) – Bad der Aphrodite – Lakamas Halbinsel – Agios Georgios (20) – Paphos (10) – Pissouri (230)

Übernachtung: Pissouriana Apartments

Heute erwarteten wir einen entspannenden Tag auf Küstenwegen und -straßen entlang des Mittelmeers. Das Wetter war uns auch hold und so rollten wir gemütlich erst einmal entspannt zum sogenannten Bad der Aphrodite. Das sich die Gute damals in so eine Ecke auf Zypern zurückgezogen haben soll, mag man kaum glauben, wenn man im Vergleich dazu die schönen blauen Buchten am Meer sieht. Naja, vielleicht war sie ja salzwasserscheu.

Wir fuhren noch etwas weiter in die Lahama-Halbinsel hinein. Erst entlang der Küste, dann einmal quer und steil auf die andere Seite hinüber. Was nun kam erinnerte an den Knüppelsteig. Ein ewig langer Rüttelpistenweg führte uns bis Agios Georgios. So recht einordnen konnten wir die Strecke nicht. Einerseits war es recht idyllisch, andererseits wurde man halt elendig durchgeschüttelt. In Agios Georgios endet die beschriebene Tour, aber wir wollten ja noch zurück nach Lanarca.

Wir nahmen die Küstenstraße und flogen mit Rückenwind bis nach Paphos. Ein wildes wirres Treiben erwartete uns da – wir waren froh als wir wieder raus waren. So sausten wir entlang der Küste mit einer ordentlichen Brise im Rücken dahin. Der ein oder andere Höhenmeter gesellte sich noch dazu. Waren wir am Morgen noch beim Bad der Aphrodite, so kamen wir nun zum Geburtsort von selbiger. Durch die tief stehende Sonne erleuchtete alles in herrlichen Farben – es war eine tolle Stimmung. Zum Feierabend fuhren wir hinauf nach Pissouri – Ort hübsch, Quartier ein Flopp. Und die eine erlegte Kakerlake, war entweder die letzte ihrer Art im Zimmer oder aber die andern hatten dann einfach Schiss.

Etappe 6: von Pissouri nach Lanarca

Daten:
111,8 km   21,3 km/h   5:14:27 h   62,7 km/h   575 hm

Orte:
Pissouri (230) – Lemessos (10) – Zygi – Larnaca (10)

Übernachtung: Amorgos Boutique Hotel

Ein Frühstück wurde uns von Seiten der Quartiersleitung nicht bereitet und so improvisieren wir uns zwei Teller mit Nudeln und Zucker bei Sonnenaufgang. Wir hofften, dass die kleinere Küstenstraße recht ruhig am Meer bis Larnaca entlang verläuft, da nur wenige Meter daneben eine Autobahn verlief. Und so starteten wir recht entspannt in den Tag. Wir kamen an einigen künstlichen Kolonistensiedlungen vorbei und auch ein klassisches oder besser antikes Stadion, das Kourio Stadion, konnten wir besichtigen.

Danach tauchten wir in eine große Ebene ab. Der Verkehr verdichtete sich und alles wurde lauter und hektischer – wir näherten uns Lemessos/Limassol. Wir ließen ein ganz paar Euro in einer herrlichen riesigen Bäckerei und verdrückten dann die Leckereien auf der Strandpromenade. Die Stadt zu verlassen erschien einem nahezu unmöglich. Über etliche Kilometer ziehen sich hier die Hotelketten und alles was damit zusammenhängt. Gefallen hat mir das Ganze beim besten Willen nicht. Und auch das ewige Radeln auf der Straße war nicht wirklich meins. Der Popo tat immer mehr drücken und das Ende schien kaum näher zu kommen.

Wenige Kilometer hinter Mari genehmigten wir uns zum Zeitvertreib noch einen kleinen Kaffee. Wir verließen die B1 Richtung Meer und nun wurde es doch noch einmal etwas gemütlicher. Die Verlockung des glasklaren (Mittelmeer-)Wassers konnte ich nicht lange widerstehen und so hopste ich mal eben rein. Es war einfach nur wunderbar! So erfrischt konnte es weiter gehen. Und da wir doch langsam ordentlichen Kohldampf hatten, ließen wir uns von einer Camelparkreklame zur Einkehr verleiten. Bis Larnaca war es dann nur noch ein Katzensprung.

Eine tolle Tour ging zu Ende, auch wenn ich gestehen muss, dass die letzten eineinhalb Tage eigentlich nicht der Weisheit letzter Schuss waren. Man hätte vermutlich besser noch einen Tag länger im Gebirge verbringen und den Rückweg dann entweder mit dem Bus oder einem Taxi zurücklegen sollen.


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