Jedes Mal wenn ich auf der Autobahn A4 Eisenach, mit all seinen schönen Bergen und Wäldern gesehen hatte, wollte ich immer sofort raus aus dem Auto und rauf aufs Rad und die Gegend erkunden. Und da sich da nichts besseres als der Rennsteig als Ausflugsziel präsentiert, sind wir selbigen einmal abgefahren. Quer durch Thüringen geht es durch den Thüringer Wald und das Thüringer Schiefergebirge. Wir hatten richtig Glück mit dem Wetter, denn die ganzen Wochen vorher hatte es wie aus Kübeln geschüttet und wir bekamen nur am letzten Tag etwas Feuchtigkeit ab. Brutalste Rampen und Einen kräftig durchschüttelnde Wurzelwege auf grandiosen Singletrails machten die Tour zum Erlebnis.

Länge: 227,52 km
Höhe: 3.798 hm
Etappen: 3

Etappe 1: von Eisenach nach Oberhof

Daten:
64,04 km   11,2 km/h   5:41:05 h   56,6 km/h   1691 hm

Orte:
Eisenach (220) – Wartburg (410) – Wilde Sau – Hubertusbaude – Glöckner – Oberer Beerberg – Großer Inselberg (916) – Spießberg (748) – Ebertswiese – Oberlautenberg (854) – Oberhof (830)

Nach der übernachtung in Hörschel und der morgendlichen Autoabgabe bei der Autovermietung in Eisenach, konnten wir unsere Tour beginnen. Eigentlich wollten wir ja in Hörschel am Rennsteigbeginn starten, aber wir kamen am Vortag zu spät abends an und konnten so nicht mehr die Strecke mit dem Radl von Eisenach abradeln. Aber eigentlich war das auch gar nicht mal so schlimm, denn so konnten wir direkt an der Wartburg vorbei fahren. Als erstes kämpften wir uns also hinauf zur Wartburg und das lustige dabei war, das man direkt in die Burg hineinfahren kann. Gewohnt ist man ja zumeist, das man bereits am großen Eingangstour die zehn Euro oder was auch immer berappen muss. So fuhren wir also direkt hinein und schielten auf die Stätte in der Luther sein Werk vollbracht hatte.

Ab hier hatten wir bis zum Rennsteig eine wahre Odyssey – ständig im Kreis fahrend und verzweifelt auf die Karte starrend kamen wir kaum vorwärts. Nach zirka 4 Mrd. Anläufen kamen wir aber am Ende auf den rechten Weg. So selten dämlich hatten wir uns lange nicht mehr angestellt. Die ersten Kilometer auf dem Rennsteig waren für uns sehr enttäuschend – auf monsterbreiten Wegen ging es vorbei an Baustellen und stetig bergan. Zum Glück wandelte sich aber nach einer Weile alles. Immer öfter konnten wir auf Wurzeltrails ausweichen und immer öfter forderten uns steile Rampen heraus. Voller Motivation kämpften wir uns stetig voran.

Nach einer lecker Bratwurst und absolut Kotze-Kartoffelsalat kam wieder ein Wurzeltrail – und der wurde dem Meister zum Verhängnis. Die nassen glitschigen Wurzeln warteten nur auf uns Biker um uns die Vorderräder wegzureißen. Und so kam es zum Erdkontakt von Mensch und Maschine – zum Glück blieb der Kartoffelsalat wo er war… Die Auffahrt zum oberen Beerberg und großen Inselsberg war echt brutal. Richtig steil zog die Rampe hinauf. Als Belohnung gönnten wir uns schnell noch ein Stück Käsekuchen in der oben gelegenen Baude.

Die restlichen Kilometer sind recht undramatisch. Da man nun etwas höher unterwegs ist und auch nicht mehr gar zu hohe Bäume die Sicht versperren, hatten wir nun endlich mal einen herrlichen Ausblick ins Land. Bis Oberhof konnten wir so gemütlich ausspannen und uns auf das kommende Abendessen freuen. Die Quartiersuche gestaltete sich als völlig unproblematisch, da jede Menge Pensionen für die Winterzeit auch im Sommer geöffnet haben. Um wenigstens ein bisschen Italienflair aufkommen zu lassen, machten wir zum Abendessen einen angenehmen Zwischenstop beim Italiener und auf dem Heimweg kosteten wir in einem kleinen Restaurant den einheimischen Buckelapotheker.

Etappe 2: von Oberhof nach Brennersgrün

Daten:
89,98km   13,9 km/h   6:28:06 h   45,8 km/h   1274 hm

Orte:
Oberhof (830) – Großer Beerberg (983) – Alte Tränke – Allzunah – Neustadt am Rennsteig (798) – Triniusbaude – Eselsberg (842) – Limbach – Neuhaus am Rennweg – Steinbach am Wald (634) – Dreiwappenstein – Brennersgrün (715)

Nach der Eindeckung mit Corny-Riegeln beim alten Monopolisten (wo wir keine Antwort auf die Frage nach den Energieriegeln fanden) starteten wir frisch in einen neuen Tag. Auf einem wunderbaren Sahne-Trail hinauf zum großen Beerberg bekamen wir die ersten Steigungen des Tages präsentiert. Der Blick kann hier weit ins Land schweifen, ist aber durch unsere verwöhnen Erfahrungen aus den Alpen halt ehern unspektakulär. Mit herrlichem Flow ging es somit auch gleich weiter. Bis Allzunah ging es zügig vorwärts, mit der Abwechslung einiger zwischenzeitlichen Wurzelpassagen.

Leider kann man im Nachhinein die wunderbare Aneinanderreihung der ganzen Trails nicht mehr richtig zuordnen – auf jeden Fall machte es hier richtig Spaß zu cruisen. Einige Kilometer auf Asphalt mussten wir nun bei Neustadt am Rennsteig auch einmal einschieben. Zum Wandern ist das sicher ziemlicher Mist, mit dem Rad ist man in wenigen Minuten wider runter. Zu Mittag aßen wir in der Triniusbaude, welches wir aber beim anschließenden Wurzeltrail mit übelster Steigung kaum noch halten konnten. Die letzten Meter waren dermaßen steil und z.T. ausgesetzt das wir tatsächlich Schieben mussten – was ein ärger aber auch.

Kurzzeitig schlugen alle Messgeräte wegen einer unbemerkten Explosion aus, wir wissen wer es war… Und wieder folgten Kilometer auf super Pisten. Die Strecke hinein nach Steinbach flogen wir förmlich auf einem kleinen Pfad welcher parallel zur Straße verläuft. Wir überlegten kurz ob wir hier bereits unsere Zelte aufschlagen wollten, dachten aber das ein wenig Strecke nicht schaden kann. Zur Belohnung wurde unsere mittlerweile arg geschwächte Muskulatur mit einem satten Wurzeltrail malträtiert. Jeder Schlag ins Gesäß wurde dabei lautstark durch unseren Alt(neu)hardtailer kommentiert.

Am alten innerdeutschen Grenzstreifen erhaschten wir eine Momentaufnahme unserer üblen Vergangenheit. Kurz hinter der Grenze schlugen wir in Brennersgrün unsere Zelte bei einem netten Ehepaar direkt am Ortseingangsschild auf. Die abendliche Gaststätte wurde zu unserer überraschung von Tschechen bewirtschaftet. Und so gab es köstliche böhmische Knödel und Gulasch. Eine große Wahl hatten wir ja sowieso nicht, denn eine Karte existierte nur spontan im Hirn der Wirtin welcher aber nur zwei Speisen einfielen 🙂 So weiß man wenigstens das alles recht frisch sein muss bzw. müsste. Und so bekamen wir am Abend einen Slivovic-ähnliches Getränk auch noch aufgetischt – ob das wohl gut geht…

Etappe 3: von Brennersgrün nach Plauen

Daten:
73,50 km   16,3 km/h   4:30:05 h   59,3 km/h   833 hm

Orte:
Brennersgrün (715) – Schlegel (650) – Blankenstein (440) – Sparnberg – Hirschberg (440) – Juchhöh – Grobau (540) – Schwand – Kürbitz – Plauen (430)

Keine Kopfschmerzen und kein Kater – das ist ne Überraschung nach dem Zeug! Ich hatte schon schlimmstes erwartet. Und so starteten wir nach einem grandiosen Frühstück in das eher miese Wetter. Trotz der Kälte waren wir nach wenigen Minuten bereits auf Betriebstemperaturen. Schwere Wurzeltrails (was sonst) verlangten volle Konzentration und eine Menge Kraft. Leider hielt das Trailvergnügen nicht all zu lange an, denn schon bald wandelte sich der Rennsteig in einen immer breiter werdenden Weg bis er am Ende ganz zur Straße mutiert. Und so endete das Abenteuer Rennsteig wie es begann – ehern enttäuschend.

In Blankenstein war offiziell dann Schluss mit Rennsteig und so machten wir uns nach einer kleinen Fotopause wieder auf den Weg. Auf der Karte hatten wir uns einen Weg herausgesucht, welcher so aussah als wenn man gemütlich am Rande der Saale entlang radeln kann. Nur leider lag hier die Theorie meilenweit neben der Realität. Auf alten Grenzplattenwegen absolvierten wir gnadenlose steile Rampen und das letzte bisschen Gehirn wurde uns hier in den kleinen Zwischenlöchern herausgeholpert. So quälten wir uns bis Hirschberg und vergeudeten dabei Massen an wertvoller Kraft und Energie. Hier kamen wir auf den geplanten Wegen nicht weiter und so mussten wir auf die Bundesstraße hinauf- bzw. hinüberquälen.

Hier hatten wir dann leider ein Opfer zu beklagen, denn unser Meister wurde uns hier gewaltsam durch ein Frauenzimmer entrissen. Und so waren es dann nur noch Zwei. Wir gönnten uns in Juchhöh ein Mittagessen, was leider nicht wirklich unserem Geschmack entsprach und konnten uns hiernach über die ersten Regentropfen freuen. Da wir am frühen Nachmittag den Zug in Plauen erreichen wollten legten wir nun einen Gang zu, was aber auch dem Rückenwind zu verdanken war. Und so fuhren wir zügig bei immer dicker werdenden Wolken Richtung Sachsen. In Grobau kreuzten wir nach überschreitung der Grenze zu Sachsen unsere alte Route vom Sachsencross – so schließen sich manche Kreise.

Hinter Schwand bewiesen wir mit der Wegwahl noch einmal ein gutes Händchen und fanden in den Wäldern nochmals tolle Geländepassagen. Kurz vor Plauen öffnete dann der Himmel tatsächlich nochmal richtig seine Schleusen und durchnässte uns kurz vor dem Bahnhof bis fast auf die Haut – klasse das! Zum Glück hat man ja noch ein paar Wechselsachen mit und so konnten wir uns auf der Heimfahrt nach Dresden die Wärme des Zuges genießen.

Fazit der Tour: klasse Tour mit kilometerlangen Singletrailpassagen, heftigsten Anstiegen wie schon vom Sachsencross her bekannt und derbe Wurzelerlebnisse. Eine super Mischung die jeder gescheite Biker einmal erlebt haben sollte. Weiterhin haben wir nun das zweite Bundesland durchreist, wobei man ehrlich eingestehen muss, das man noch wesentlich mehr erforschen müsste denn man sieht ja nur Ausschnitte. Auf jeden Fall haben wir bereits Pläne was als nächsten folgen wird…


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